28.03.2006
Ein sehr gutes Spiel mit leichten Mängeln
Eines vorneweg; ich finde das Spiel sehr gut und auch jedenfall kaufenswert, denn die Atmosphäre ist wirklich fantastisch.
Zum einen trägt die sehr gute Musik im Spiel, atmosphärisch passend, nicht aufdringlich und trotzdem sehr eindringlich, dazu bei, zum anderen die Grafik.
Ich habe noch in keinem anderen Spiel so üppige Vegetation so glaubhaft dargestellt gesehen. Dazu kommt eine fantastische Weitsicht. Nicht immer, aber meißtens wirkt allesphotorealistisch und glaubhaft. Schön modulierte Charaktere und Gebäude. Tag- und Nachtwechsel, sich ändernde Wetterwechsel. Dazu noch glaubhafte Physik. (Meißtens, aber dazu später mehr...)
Man hat sehr viel Handlungsfreiraum und kann sich in dieser Welt, die sehr echt wirkt, frei bewegen. Man kann dem Hauptquest folgen
oder einfach drauflos marschieren und kucken, was passiert. Auch während den Quests kann man sich davon lösen, wenn es nicht Spaß
macht.
Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es einige sinnvolle Verbesserungen, z. B. ein Schnellreisesystem oder man kann mit einem Pferd reiten.
Viele meiner Vorredner haben das Spiel ja schon ausgiebig gelobt, und das hat es auch verdient, ABER...es hat auch einige Dinge die
mich mehr oder weniger stören:
1.) Die deutsche Synchronisation ist wirklich schlampig gemacht!!! Deutsch-Englisch-Mischmasch, Sätze die im Dialog zur Auswahl stehen, werden des öfteren nicht komplett oder GARNICHT (!!!) angezeigt. (Ein Anfangswort und das wars dann, häh?!)
2.) Die vielgepriesene KI oder "radiant AI" ist meiner Meinung nach nicht gut gelöst. Wenn man NPC's beobachtet und verfolgt, so wirkt das doch oft ziemlich planlos. Wenn es stürmt, blitzt und regnet laufen die Leute seelenruhig durch die "City" als wäre nichts. (Kleine Anmerkung, bevor ich es vergesse: Es regnet übrigens auch durch meterdicke Brücken und Mauervorsprünge, da wurde also gepatzt.)
3.) Zu den Einwohnern noch: Man sollte doch meinen, gerade in der Kaiserstadt sollte es doch von Einwohnern nur so wimmeln, doch
mich entäuscht ein wenig das die Bevölkerungsdichte nicht besonders hoch ist. Die Kaiserstadt z. B. wirkt relativ menschenleer, gemessen an ihrer Größe. Mit der 360er Rechenleistung wäre doch bestimmt mehr drin gewesen. In den anderen Städten ist es genauso.
4.) Die Welt in Oblivion ist schon fantastisch moduliert, allerdings vermisse ich Vögel am Himmel, Insekten, usw. Zwar hüpft ab und zu ein Reh durch die Pampa oder ein Schmetterling flattert duch die Luft, aber ich denke auch hier wäre bestimmt mehr möglich gewesen.(z. B. Oddworld: Stranger)
Außerdem ist ständig durch den Wald laufen auf Dauer, so schön das auch alles ist, etwas monoton, obwohl sich die Landstriche schon leicht verändern. Aber wenn ich dieses Spiel mit dem Vorgänger "The Elder Scrolls 3: Morrowind" vergleiche, finde ich es eintöniger, obwohl die Grafik um Längen detailierter und besser ist. In Morrowind gab es abwechslungsreichere Landschaften, Städte in der Wüste, Aschlandregionen, im Osten fremd anmutende, orgsanisch wirkende "Pilzstädte", Sumpfgebiete, usw.
Das ist nun wirklich persönliche Geschmackssache, aber ich finde Oblivion hier irgendwie "konservativer", wenn das das richtige Wort ist.
Alles so "Herr-der-Ringe-Style" in einer mittelalterlichen Welt, aber fast zu real, als würde man die ganze Zeit durch den Pfälzer Wald rennen. Da habe ich mich beim Vorgänger mehr in eine fremde Welt versetzt gefühlt, die es zu erforschen gilt. Da gab es z. B. fliegende Quallen und Flugreptilien, die einen angreifen, riesige Pilze, die aus dem Boden ragen und dann fremd anmutende Städte,.... Im neuen kommt dann ein normaler Wolf oder eine Ratte und immer menschliche Siedlungen.
5.) Könnte auch noch zu 4.) passen: Die Welt ist zwar sehr groß, aber man stößt schneller an ihre Grenzen, als im Vorgänger. Alles nicht schlimm, ich finde es nur nicht so elegant, dass man auf einmal eben einfach nicht mehr weiterlaufen kann, obwohl die Landschaft eingentlich weitergeht. In "Elder Scrolls 3: Morrowind" waren hier dann natürliche Grenzen: das Meer.
6.) Die Grafik ist wie gesagt eine Wucht, allerdings wie einer meiner Vorredner bemängelt hat: wo sind die zahlreichen "Softshadows" aus den Teaserfilmen, wenn man sieht was Programmierer aus der alten Xbox rausgeholt haben, wo alle Gegenstände Schatten werfen(z.B Thief 3), warum hat man das hier weggelassen. Nur Personen werfen Schatten.
7.) Das HUD (Head-Up-Display). Hier hätte ich es sehr gut gefunden, das man davon die Transparenz einstellen kann, oder es auch mal wegschalten kann, die Programmierer geben nur die Möglichkeit, das Fadenkreuz wegzuschalten, schade dass sie nicht an das Hud gedacht haben.
Was mich stört ist, das das HUD erstens etwas zu groß ist und dabei seeehr hell: Wenn man wie ich gerne durch die super inszenierten Dungeons schleicht, ohne Fackel, um nicht entdeckt zu werden, dann überstrahlt das HUD die Dunkelheit so sehr, das die Atmosphäre darunter leidet. Bei Spielen wie "Call of Cthulhu" oder "King Kong" habe ich gemerkt, wie sehr es der Spielatmo gut tut, wenn es nicht da ist, und es funktioniert spielerisch trotzdem gut. Über Xbox-live könnte man soetwas sicher einfach patchen.
8.) Die Physik ist toll, allerdings sind viele Gegenstände, wie herunterhängende Ketten, Fässer und Kisten davon nicht betroffen.
Trotz dieser Dinge, die mich etwas stören, finde ich dieses Spiel wirklich sehr gut und auch motivierend. Ich würde es mir wieder kaufen.