03.11.2008
Die Invasion hat begonnen - wie weit wirst Du gehen, um sie aufzuhalten?
Erst wenige Tage vor dem Release bekam ich rein zufällig Wind von diesem Spiel und war als waschechter Spidey-Fan natürlich sehr gespannt auf dieses neueste Machwerk; "Web of Shadows" landete gleich am 23.10. in meiner X360 - und meine Hoffnungen und Erwartungen wurden nicht enttäuscht!
Was macht dieses Spiel nun lobenswert für mich? Es ist wie so oft eine Vielzahl von Faktoren, also ist die Grafik so gut wie jeder andere, um mit der Rezension zu beginnen.
Auf dem allerneuesten Stand ist sie nicht, soviel lässt sich schon einmal mit Sicherheit sagen. Die einzelnen Texturen sind an manchen Stellen etwas verwaschen, und Manhattan wirkt als frei erkundbare Umgebung ein bisschen wie aus dem Baukasten; hierbei ist allerdings mildernd zu erwähnen, dass die anderen Spidey-Games der letzten Jahre, die nach dem gleichen Prinzip aufgebaut waren, nicht besser dabei abschneiden.
Am ehesten stören wohl die Hintergründe und Deko, wenngleich sie unwichtig sind - Rauchschwaden am Himmel über New York, die von der großflächigen Verwüstung kunden, wirken etwas lieblos gemacht, und die symbiotische Kontamination an manchen Gebäudefassaden macht einen zu leblosen Eindruck und wirkt nicht gruselig genug.
Ansonsten ist eines ganz sicher: als lebende, atmende Stadt bietet Manhattan in "Web of Shadows" einen schön anzusehenden Schauplatz des Geschehens, mit viel Liebe zum Detail an Stellen, die man nicht erwartet (zum Beispiel Basketball-Courts oder die Graffitis und Müllhaufen in den kleinen Gassen, usw.). Besonders gut sind diesmal meiner Meinung nach New Yorks Bürger geraten: sie sind gut gerendert und flüssig animiert und reagieren als NPCs intelligent auf aktuelle Vorkommnisse (z.B. Flucht vor Schießereien) und auf den Protagonisten, feuern ihn an oder flüchten verängstigt vor ihm - je nach seinem Verhalten (hierzu gleich mehr).
Ein paar Abzüge gibt's dennoch: Einige der wichtigen NPCs, wie z.B. Helden, die Spidey unterstützen, könnten besser aussehen, und das ganze Geruckel an manchen Stellen muss auch nicht sein auf einer Next-Gen-Konsole. Auf die Spitze getrieben wird dieses Problem in einer Mission im letzten Drittel des Games: hier kann die Konsole scheinbar die schiere Menge an unterschiedlichen Scharmützeln und unabhängig handelnder Figuren nicht managen, und man hat das Gefühl vor einer interaktiven Diashow zu sitzen; alternativ dazu verschwinden auf einmal grundlos alle Gegner von der Map, nur um 10 Sekunden später wieder neu geladen zu werden. So etwas ist schlichtweg ein Ärgernis und nach heutigen Standards einfach nicht duldbar.
Kommen wir zur Steuerung. Hierbei haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet! Dass die Steuerung in Spidey-Spielen seit längerem flüssig und schnell von der Hand geht, ist nichts Neues, aber dieses Mal wird mehr als das Standardpaket geboten.
Es ist realistisch zu sagen, dass man "Web of Shadows" mit einer relativ geringen Anzahl an leicht ausführbaren Combos bestehen kann. Das ist angenehm, da es Frustration vorbeugt, aber es macht noch viel mehr Spaß, das gesamte Arsenal an Tricks und Kniffen abzufeuern, die unserem Helden zur Verfügung stehen; sie sind allesamt sehr schön anzusehen, in der Handhabung leicht bis mittelschwer (stumpfes Button-Mashing kommt kaum zustande, bei fast jeder guten Combo kommt es auf das richtige Timing an) und können mit den richtigen Upgrades jeden Gegner mit Ausnahme eines Bosses mit brachialer Gewalt an die nächste Wand klatschen.
Also: Es ist die Mühe wert, sich ein paar Combos mehr zu merken, und die sensibel reagierende Steuerung setzt sie jederzeit tadellos um.
Wo wir schon bei den Combos sind, möchte ich einen ganz besonderen Glanzpunkt an diesem Game unter die Lupe nehmen: Spider-Man selbt. Oder genauer gesagt: seine Beweglichkeit.
Die Akrobatik, die Mr. Parker uns in seinem neuesten Auftritt bietet, ist PHÄNOMENAL!
Der Geschwindigkeitsrausch beim Schwingen durch die Stadt ist nicht von schlechten Eltern, und doch hat sich Spidey dabei noch nie zuvor so grazil UND physikalisch korrekt bewegt. Das Klettern, Rennen und Kämpfen an den Wänden sieht klasse aus, ebenso wie alle Luftkampf-Combos und die Animationen dazwischen. Anders als die vorangegangenen Spiele wird es einem hier einfach nicht langweilig, wenn man Welle auf Welle von Gegnern in den Boden stampft.
Ein weiteres Element, das dieses Game das Durchspielen wert macht, ist die Story und die Umsetzung derselben. Die Charaktere, die im Verlauf von "Web of Shadows" auftauchen, sind allesamt hervorragend getroffen und geben dem Spielverlauf die Tiefe und die Abwechslung, die er benötigt. Außerdem bin ich schon immer ein großer Fan der außerirdischen Symbionten gewesen - und von denen gibt es hier mehr als genug! Da die Biester niemals alleine, sondern eher in großen Gruppen auftauchen und dazu noch relativ stark und widerstandsfähig sind, kommt tatsächlich das Gefühl auf, man kämpfe gegen eine nahezu unaufhaltbare Übermacht an. Das Sahnehäubchen auf der großen tiefschwarzen Torte sind aber die Bosskämpfe: in der ersten Hälfte des Spiels tritt Spidey gegen Black Cat, den Geier, Elektro und Wolverine an. Klingt nach Spaß? Auf jeden Fall. Wie kann man diesen Spaß steigern? Ganz einfach: jeder dieser Bosse fordert im Verlauf der zweiten Spielhälfte ein Re-Match - und dieses Mal haben sie Symbionten! Diese Fights sind SO cool, dass es einem nichts ausmacht, wenn man ein oder zweimal stirbt.
"Web of Shadows" gibt dem Spieler außerdem tatsächlich die Möglichkeit, den Verlauf und den Ausgang der Story zu bestimmen. Je nachdem, in welchem Anzug (rot-blau oder schwarz) man seine Kämpfe überwiegend bestreitet, verschiebt sich Spideys anfänglich "neutrale" Einstellung entweder zum Guten oder zum Bösen (den Anzug kann man übrigens in jeder Sekunde des Spiels wechseln). Des weiteren gibt einem das Spiel an vielen Schlüsselstellen die Wahl, dem guten oder bösen Pfad zu folgen; jede Wahl bietet unterschiedliche Cutscenes. Und ja, es gibt zwei verschiedene Enden (oder mehr, vielleicht hab ich bisher nur zwei von mehreren gefunden). Allein dieser Fakt verleiht dem Ganzen Wiederspielwert.
Übrigens: die beiden Anzüge spielen sich fast vollkommen unterschiedlich! Das klassische rot-blaue Kostüm scheint mehr auf Akrobatik und die schnelle Verkettung verschiedener Combos ausgelegt zu sein, während der Symbiont Spider-Man deutlich mehr Kraft verleiht und generell mit brutaleren Tricks aufwartet (schließlich hat man hier nicht nur die Netzfäden, sondern auch die symbiotischen Tentakel zur Verfügung); der Erwerb von Skills und Upgrades erfolgt über einen XP-basierten Skill-Tree. Ein weiterer Punkt, der zum mehrmaligen Durchspielen anregt.
Fazit:
"Spider-Man - Web of Shadows" ist nicht nur für Comic-Fans ein tolles Spiel und beschert vor allem aufgrund seines Wiederspielwertes viele Stunden spannender Unterhaltung. Es gibt leichte Abzüge wegen teilweiser altbackener Grafik und ein paar wirklich nervtötender Ruckler, aber trotzdem kann ich sagen, dass für mich dieser Kauf jeden Cent wert war! Eine definitive Empfehlung!