26.09.2009
GRID 1.5? Forza Light? Nee, einfach nur NFS Shift!
Seit einigen Tagen läuft das Ding in meiner Konsole und ich kann nur sagen: Neuausrichtung geglückt! Need For Speed Shift schafft den goldenen Mittelweg zwischen realistischer Simulation und actionreichem, protzigem Gerase. Dabei teilt sich das Spiel weder in Arcade, noch in Simulation zu. Dieses Spiel hat seinen ganz eigenen Charme und ist daher NICHT mit GRID oder Forza zu vergleichen!
Lest hier meine positiven und negativen Kritikpunkte im Grafik-Sound-Gameplay-Schema.
Grafik: Das optische Gesamtpaket, das hier geboten wird, ist schlichtweg beeindruckend. Die 70 Fahrzeugmodelle sehen fast schon echt aus, die Strecken strotzen mit viel Liebe zum Detail am Streckenrand und durch wunderbare Lichteffekte, Spiegelungen und lebendigen Zuschauern. Optische Highlights, die NFS Shift auch gleichzeitig zu etwas besonderem machen, sind die super gestalteten Innenräume: Jedes Auto lässt sich aus der Cockpit-Perspektive fahren, die wirklich super gelungen ist. Alle Innenräume wurden originalgetreu nachkonstruiert und glänzen mit knackscharfen Texturen. Ein besonderer Effekt ist der virtuelle Kopf in dieser Ansicht. Gibt man Gas, so drückt sich der Kopf zurück. Lässt man den Fuß vom Gas, so beugt sich der Schädel etwas vor. Bei Unfällen zuckt man immer wieder zusammen: Der verschwimmende schwarz-weiß-Effekt und der wackelnde Kopf bei schweren Karambolagen bringt die kurze Benommenheit des Fahrers perfekt rüber!
Bei all dem Lob gibt es drei Kritikpunkte in Sachen Grafik: Einige wenige Bugs sind vorhanden (Boxenluder steht mitten IM Auto vor Rennbeginn) und das Spiel läuft (wenigstens konstant) mit 30fps. Klar, ein wirklicher Nachteil ist letzterer nicht, aber der optische Realismusgrad wäre mit 60fps perfekt gewesen. Naja, seis drum. Zu guter Letzt hätten ein paar Wettereffekte echt nicht geschadet. Durch die Nordschleife im Regen. Das wärs doch.
Sound: Man hört den Turbo, das Pfeifen des Motors bei Höchstgeschwindigkeiten, das Schalten des Fahrers, den Herzschlag und das keuchende Atmen des Fahrers. Ein Wort: Wahnsinn. Die deutsche Stimme eures Partners, der euch eure Anweisungen gibt, ist ebenfalls gut gelungen. Die musikalische Untermalung in den Menüs passt perfekt zur Stimmung von NFS Shift.
Negative Kritikpunkte wären da wieder drei Dinge. Beim ersten bin ich mir zwar nicht ganz sicher, aber es kommt mir so vor, als wären nur 5 Lieder auf der Disc vorhanden. Während der Drift-Rennen laufen ständig die gleichen Stücke. Im Menü lässt sich die Musik auch für die Rennen einschalten, aber ich empfehle eher zum ausschalten während beider Rennarten, weil die Musik sowieso nicht ganz zur Atmosphäre passt. Zweiter Kritikpunkt sind die Aussetzer: Während der Auswertung nach manchen Rennen hört man, wie sich z. B. eure Bremse ständig wiederholt (wie bei einer kaputten CD). Das muss doch nicht sein! Und der letzte Punkt: Das Quietschen der Reifen hört sich sehr kratzig an, man fühlt sich zurück in die 70er versetzt (kein Witz).
Gameplay/Umfang/Steuerung: Zu Beginn des Spiels fährt man eine Testrunde, damit das Spiel euer Fahrverhalten analysieren und ein passendes Handling-Modell zuteilen kann. Mir wurde das Modell "Erfahren" zugeteilt: Brems- und Lenkhilfe aus, ABS und Traktionskontrolle an. Und so spielt sich NFS-Shift meiner Meinung nach auch am besten: Mit eingeschalteter Brems- und Lenkhilfe steuert sich jedes Fahrzeug wie auf Schienen und der Anspruch, der das Gameplay ja teils ausmacht, geht flöten. Grundsätzlich finde ich die Bedienung und Beherrschbarkeit der Fahrzeuge in Ordnung, man lernt mit der Zeit alle Kniffe und fährt wie ein Profi.
Dennoch kritisiere ich das Fahrverhalten vor allem im Bereich Bremsen! Ich bin zwar nicht so der Rennauto-Oberchecker, aber es kann doch nicht sein, dass wirklich JEDES Fahrzeug derart RUTSCHT, wenn man nur ein bisschen bremst. Naja, der gestiegene Realismusgrad im Gegensatz zu den vorherigen NFS-Teilen ist dennoch nicht zu verleugnen und es lässt sich mit der Zeit einwandfrei spielen. Bei höheren Geschwindigkeiten darf man sich aber keinen einzigen Fehler erlauben! Und das ist das frustrierende an Shift. Nach einem Ritt ins Kiesbett kann man gleich neu starten. Eine Rückspulfunktion, wie sie schon in Grid zu genießen war, hätte diesen Riesen-Nachteil ausgemerzt. Etwas schade.
Beim Umfang gibt es nichts zu meckern: Es gibt 4 Stufen und die NFS World Championship-Tour, die alle mit zahlreichen Events gespickt sind. Bei Runden- und Zeiteliminator-Rennen, normalen Zeitrennen, Car-Battles, Hersteller-Rennen und Drift-Rennen kommt die Abwechslung nicht zu kurz. Außerdem gilt es, etliche Abzeichen zu sammeln. Viele verschiedene Aufgaben wie z. B. gewinne 10 Mal hintereinander, nutze 50 Mal den Windschatten des Gegners, meistere alle Kurven auf den Strecken in Japan usw. gilt es zu meistern. Da diese Abzeichen mit den Xbox 360 Erfolgen verbunden sind, motiviert das Ganze gleich doppelt.
NFS Shift glänzt durch das wirklich gut durchdachte Fahrerprofil-System. Dieses "kreiert" sich automatisch, ihr fahrt einfach so, wie ihr es immer tut. Während der Rennen werden Punkte für Präzision (Ideallinie fahren, sauber überholen) und Aggression (Gegner rammen, im Windschatten fahren, Kurven driften) gesammelt und dann zugeteilt. Die Punktzahl, die überwiegt, stellt euer Profil dar. Und diese Profilpunkte sind gleichzeitig auch eure "Erfahrungspunkte" wie in einem RPG, denn in NFS Shift steigt man auch im Level auf und schaltet neue Felgen, Vinyls, Upgrades, spezielle Einladungs-Events (die je nach eurem Profil freigeschaltet werden) frei und bekommt Preisgelder von Sponsoren. Bis Level 50 kann man aufsteigen, für Langzeitmotivation ist also gesorgt! Da ich lieber professionell rase, habe ich ein Präzisionprofil, aber Aggressions-Punkte musste ich auch schon einstecken ;) Das Profil-System erinnert mich ein wenig an das Gut-Böse-System aus Rollenspielen wie Fallout 3 und Fable 2. Eine extrem motivierende Angelegenheit, wären da nicht die Balanceprobleme: Für "böse" Aktionen bekommt man meist mehr Punkte als für präzise.
Natürlich sind zu Beginn nicht alle Fahrzeuge, Stufen und Events freigeschaltet. Diese eröffnen sich, wenn man Sterne sammelt. Grundsätzlich bekommt man immer 3 Sterne für den ersten Platz, zwei Sterne für erreichte Punktzahlen während der Rennen und einen Stern für eine spezielle Aufgabe wie z. B. "Drehe 4 Gegner um" oder "Fahr eine saubere Runde". Auch dieses System ist extrem motivierend: Sterne wirken wie das kostbarste Gut für den Spieler, man fährt so gut wie möglich um immer gleich alle fünf zu bekommen!
Mein persönlicher Wermutstropfen sind die Drift-Rennen: Wer meint, wie in Underground 2 cool rumschlittern zu können, der kann sich das getrost abschminken. Die Drift-Rennen in NFS Shift sind für mich persönlich unspielbar (KEIN Nachteil für alle!).
In Sachen Fahrzeugen und Tuning gibt es ebenfalls allen Grund zur Freude: Von VW, Nissan und Porsche bis hin zu Pagani, Lamborghini und Koenigsegg sind alle gängigen "Rennautos" vorhanden. Das optische Tuning ist nun eher zweitrangig (das begrüße ich), aber die Fülle an Möglichkeiten stellt zufrieden. Lackieren, Vinyls platzieren und bearbeiten, Leistungupgrades, spezielle Renn-Teile und genaues Fahrzeugtuning per Schieberegler ermöglichen so einiges. Für Puristen, die gerne millimeterweise schrauben, ist das ganze allerdings zu wenig.
Letztendlich kann ich nur sagen, dass NFS Shift ein wirklich gelungenes Rennspiel geworden ist. Zwar sind einige Macken nicht zu übersehen, aber Slightly Mad macht einfach so viel richtig, dass man Shift sein Eigen nennen muss! Jeder Spieltyp wird hier glücklich: Fahrhilfen lassen sich abschalten, die Steuerung lässt sich in allen Bereichen präzise anpassen. Wer kein Bock mehr auf prollige Straßenrennen hat und mal wieder ein richtiges Rennsport-Spiel möchte, dem kann ich Shift mehr als nur empfehlen!
UND JETZT EA ... MACHT UNDERGROUND 3!!! :)