22.02.2007
Durchschnittliches, aber unterhaltsames RPG zum X360-Start!
Mit "Enchanted Arms" aus dem Hause From Software wurde den XBox 360-Kunden bereits im Erstlingsjahr der neuen Microsoft-Konsole ein Japano-RPG geliefert - und zwar eines, das auch durchaus zu gefallen weiß! Es gibt natürlich negative wie positive Seiten; insgesamt überwiegen aber definitiv die "Thumbs-Up"-Faktoren.
Spielerisch gibt es keine Überraschungen für Fans und Kenner traditioneller japanischer Rollenspiel-Kost: Eine Party, hier bestehend aus (letztlich) vier menschlichen Haupt-Helden, ergänzt von zahlreichen sogenannten "Golems", macht sich auf - Überraschung - die Welt zu retten. Am Anfang steht zunächst der Hauptcharakter Atsuma, dessen Freund von einem ganz ganz bösen Golem, der "Queen Of Ice" gefangen genommen wird. Natürlich will unser Atsuma seinen Kumpel befreien, und schon gibt's Grund genug für über 40 Stunden Feinde verkloppen, Welt erkunden, Geheimnisse ausforschen, und bösen Jungs die Hölle heiß machen. Gut, große Überrschungen bietet die Story keine - aber dafür sind die Hauptcharaktere alle sehr nett dargestellt, haben auch alle eine eigene Persönlichkeit, und zählen sicher zu den erinnerungswürdigeren Charakteren der jüngeren Videospielgeschichte. Weiter soll auf die Story hier nicht eingegangen werden - selber spielen ist angesagt!
Das Spielen selber dann macht auch durchaus Laune - Herzstück ist natürlich der Kampfmodus, der bei Enchanted Arms ein relativ strategischer ist. Auf einem Kampffeld, das in Kästchen unterteilt ist, kann man pro Runde seine Charaktere innerhalb ihrer Bewegungs-Range umstellen und natürlich Aktionen ausführen lassen. Vom normalen Schlagangriff über Distanz-Attacken bis hin zu heftigen EX-Attacken gibt's alles, was das Rollenspieler-Herz begehrt. Das Kampsystem ist Anfangs zwar etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings grundsätzlich gut durchdacht (v.a. auf unterschiedliche "Elemente" wird wertgelegt - so machen bspw. Angriffe mit unterschiedlichem Element gleich doppelt schaden (zB Feuer-Attacke gegen Eis-Kreatur)), und mit ein bisschen Taktik kann man durchaus viele Kämpfe in einem Zug gewinnen. Das ist auch ganz gut so, da man sich zwar nach Kämpfen nicht mit Potions, Heiltränken, Zelten o.ä. heilen muss (es werden alle Stats automatisch nach Kampfende regeneriert), dafür kosten alle Kämpfe, die länger als eine Runde dauern, sogenannte "Vitality Points". Und sind diese einmal verbraucht, dann ist der Charaker kampfunfähig bis man bei den in der ganzen Welt verstreuten Heilbrunnen sich wieder komplett hergestellt hat. Um im Kampf gegen die vielen Fieslinge nicht abzustinken gibt's natürlich auch viele Skills, die man zum Teil beim Erforschen der Welt, zum Teil auch im Shop findet. Mit "Skill Points", die man wie Geld (im Spiel "TB") und Experience Points durch Kämpfe gewinnt, kann man die gekauften/gefundenen Skills dann lernen, und mit den Skill Points kann man außerdem die "Parameter" (Eigenschaften wie HP, EP, Direktangriff, Speed etc...) der Charaktere verbessern. Die klassischen EXP dienen natürlich zum Aufleveln. Man sieht also - alles sehr klassisch ausgerichtet.
Auch auf der Design-Ebene merkt man natürlich den typischen Japano-Touch. So sind gleich zwei der 3 "Haupt"-Städte im Spiel mit "Yokohama City" und "Kyoto City" asiatisch angehaucht, nur "London City" ist etwas westlicher inspiriert. Die Charaktere allgemein sind natürlich im Manga/Anime-Stil gehalten, allerdings auch für den europäischen Spieler "westlich" genug - also keine Kopffüßler. Wer sich mit diesem Stil anfreunden kann, wird mit Enchanted Arms sicher viel Freude haben. Grafisch präsentiert sich Enchanted Arms leider nur durchschnittlich; aber auch das ist typisch für die ersten Spiele auf einer neuen Konsolengeneration. So wirkt Enchanted Arms nur wie ein leicht aufgepepptes PS2/XBox Spiel, das die Hardware-Power einer X360 (oder PS3, für die das Spiel heuer auch noch erscheinen wird) nicht annähernd ausnützt. Die Welt, die im großen und ganzen etwas klein wirkt (so gibt es keinen Grund, etwa das klassische "Luftschiff" einzubauen), und noch dazu absolut linear durchlaufen wird, besteht zu großen Teilen aus verlassen wirkenden Gebieten, in denen die einzige Gesellschaft, die man zu haben scheint, die zahlreichen Random Encounters sind. Ein bisschen mehr "Leben" und frei erforschbare Umgebung hätte man sich hier schon gewünscht. So läuft man eigentlich nur dauernd von einer Location geradeaus zur nächsten; selten gibt es Abzweigungen (und dann gibts dort auch meist nur ein bisschen Geld oder einen einfangbaren Golem zu finden), und vor allem Interieurs sind sehr spärlich gestaltet. In Häuser kann man meist nicht hineingehen; es wird oft nur ein Dialog-Fenster geöffnet. Schade, denn so wirken die durchaus witzig gezeichneten Charaktere in der lieblos gestalteten Welt etwas deplaziert. Positiv fallen dagegen die Full Motion Videos aus, derer es zwar leider nur wenige gibt, die dafür aber durchaus spektakulär daherkommen!
Soundtechnisch gibt es eigentlich nichts nennenswertes zu Erwähnen; Hintergrundmusik gibt es so gut wie keine, das typische "Battle-Theme" hat schon fast beängstigende Ähnlichkeit mit dem aus den Final Fantasy-Teilen bekannten Triumph-Song, aber sonst tut sich nicht viel. Das Voice-Acting der Charaktere ist dagegen durchaus solide geworden; die japanischen Stimmen sollen zwar stimmiger sein, da ich aber kein Japanisch kann, hab ich mich auf die englische Sprachausgabe beschränkt, und diese ging durchaus in Ordnung!
Sidequests gibt es leider nur spärlich gesät; da ist man als Final Fantasy-Fan natürlich auch etwas verwöhnt. So verbringt man den Großteil der rund 40 Stunden, die man wohl für das Spiel aufbringen wird, eben mit dem Hauptquest, das einem aber selten Schwierigkeiten bereiten wird. Streckenweise wirken manche Dungeons oder Wege zu neuen Locations unsinnigerweise künstlich in die Länge gezogen; klar, Dungeons müssen Dungeons sein, aber oft macht die Architektur halt so gar keinen Sinn. Nunja, für RPG-Einsteiger ist "Enchanted Arms" aber dennoch jedenfalls empfehlenswert, da auch im Menü immer ein kleiner Tipp angegeben wird, was denn als nächstes zu tun ist; so läuft man nie Gefahr, nach einer längeren Pause den Faden zu verlieren, und nicht mehr zu wissen, wo man als nächstes hinmüsse. Aber gut, bei derart linearem Spielaufbau ist das ohnehin schwer möglich.
Fazit: Mit "Enchanted Arms" liegt ein durchaus vergnüglicher, wenn auch im großen und ganzen unspektakulärer Rollenspiel-Titel für die X360 vor, der auf einigen Ebenen durchaus zu gefallen weiß (witzige Charaktere und Dialoge, tolle FMVs, transparantes Kampfsystem, viele Golems), auf anderen Ebenen aber dennoch noch nicht wirklich Next-Generation-würdig daherkommt (auf langen Strecken durchwachsene Grafik-Präsentation und lieblose/detaillose Welt, sehr linearer Spielaufbau, kaum Sidequests). Für Einsteiger ist Enchanted Arms auf Grund des nicht allzu hohen Schwierigkeitsgrades sicher geeignet (nur für den letzten Bosskampf sollte man sich etwas "wärmer" anziehen ;); Wiederspiel-Wert wird der Titel aber kaum haben - dafür werden dann leider doch zu wenige Sidequests geboten. Alles in allem sicher sehr unterhaltsame 40 Spielstunden, und das Game ist seinen Kaufpreis auch sicher wert; doch darf man mit Sicherheit in Zukunft auf weitaus imposantere (RPG)-Titel hoffen! Fans japanischer RPGs können bedenkenlos zugreifen, alle anderen sollten vielleicht zunächst mal Probespielen!
18.10.2006
Eine echte Überraschung!!
Ich lese ab und an einmal diverse Fachzeitschriften für Videospiele und nachdem ich aus selbiger Presse herausgelesen hatte dass Enchanted Arms ein eher langweiliges und uninspiriertes Spiel sei, war ich anfangs wirklich skeptisch ob ich es den nun kaufen sollte oder nicht.
Als ich es dann schließlich hatte und damit anfing, war ich zunächst einmal enttäuscht, der Anfang des Spiels erschien mir wirklich ziemlich langweilig und öde. Dennoch spielte ich weiter und kann nur sagen dass es sich wirklich gelohnt hat. Obwohl ich als Final Fantasy Fan eigentlich immer sehr hohe Ansprüche an ein RPG habe wurde ich von Enchanted Arms nicht enttäuscht. Zugegeben, das Kampfsystem ist wahrlich nicht der Renner, aber der Rest des Spiels schon!
Sei es die super Grafik oder die etwas kitschige aber dennoch sehr gute Story, das Spiel weiß zu überzeugen! Ich konnte es selbst kaum glauben wie viel Spaß es macht Atsuma auf seinem Weg seinen Freund Toya zu retten zu begleiten.
Da das Spiel bei allen besonders wichtigen Dialogen synchronisiert ist ergibt sich eine noch bessere Spieleatmosphäre. Besonders lobenswert ist hierbei der untergebrachte Humor des Spiels. Es gibt immer mal wieder die ein oder andere Stelle an der unser Held einen Witz reist oder einfach nur lustige Situationen entstehen.
Übrigens muss ich eine der vorherigen Bewertungen bezüglich der Synchronisation verbessern: Auch die Kampfschreie der Golems SIND ENGLISCH! Es hört sich nur nicht immer so an da die Stimmlage dieser Wesen sehr variiert und nicht alle von denen überhaupt eine verständlich Sprache sprechen.
Fazit: Obwohl kein großer Name wie Sony oder Square draufsteht, was uns FromSoft da anbietet ist ein super Rollenspiel im klassischen Gewand. Das einzige was es von mir zu bemängeln gibt ist das Kampfsystem welches wirklich an Spieltiefe vermissen lies. Aber sonst kann ich es jedem empfehlen der auf der Suche nach etwas neuem ist, weil er seine alten Spiele schon alle zigmal durchgeschafft hat.
18.09.2006
Appetithäppchen bis Blue Dragon und Lost Oddissey
Gleich vorweg - dieses Spiel ist absolutes Mittelmaß. Man merkt an vielen Stellen, dass das Spiel unbedingt zum Japan-Launch der 360 fertig sein sollte.
Gleich vorweg: Das Spiel kann sowohl mit japanischer als auch englischer synchro gespielt werden. Die englische Synchro ist nicht mal schlecht, aber sehr bescheiden umgesetzt, so sind die Schlachtrufe der Golems überhaupt nicht übersetzt. Die Untertitel sind nicht abschaltbar, insofern kann man auch gleich bei der japanischen Synchro bleiben. Die Untertitel sind ebenfalls nur in englisch!
Fangen wir also bei der Story an. Diese ist, vom üblichen "heissblütiger Hohlkopf muss die Welt retten"-plot abgesehen, sehr nett geworden. Die üblichen Stereotype sind vertreten, und mit Makoto wird die homosexualität offiziell eingeführt, wenn auch extrem übertrieben. Auch in Seitenteilen des Spiels wird das Thema ab und an aufgegriffen.
Leider ist die Story recht vorhersehbar, wirkliche Überraschungen gibt es nicht. Dafür sind die Charaktere sehr gut gestaltet, ausgearbeitet und glaubhaft rübergebracht.
Der Schwierigkeitsgrad ist sehr niedrig, was für Anfänger zwar durchaus seine Reize hat, den fortgeschrittenen jedoch schnell langweilt. Die taktischen Elemente im Kampf sind durchaus da, aber die Angriffsmuster sind so dermaßen simpel gestrickt das man nicht viel Aufwand braucht um sich bis zum Ende durchzukämpfen. Längere Levelphasen, weil man eine bestimmte Stelle nicht schafft, sind quasi nicht vorhanden. Golems sammelt man wortwörtlich im vorbeigehen, nur die wenigsten sind wirklich gut versteckt, und wirklich einsetzen tut man nur vielleich 5% - bei über 100 Golems und vier Mann in der Party nicht wirklich verwunderlich, zumal in der Regel drei von vier menschlich sind. Man kann Charaktäre als auch Golems durch das benutzen von Skill Gems "pushen". Diese gibt es ohne begrenzung zu kaufen. Geld von Gegnern ist spärlich, aber es gibt ein im Spiel eingebautes Casino. Das, gepaart mit dem "feature" das man immer und überall speichern kann, ermöglicht quasi einen unbegrenzten Geldvorrat mit einem Aufwand von 2-3 Stunden und damit auch unbegrenzt hochpushbaren charaktären. Das langwierigste an dem ganzen ist das ewige hin- und herrennen zwischen Casino und Shop um die Gewinne zu verkaufen und sich damit neu auszustatten.
Dazu kommt, das einer der Hauptcharaktäre eine Attacke hat, die dem Gegner eine große Prozentzahl seiner HP abzieht. Beispiel: Charakter hat einen Ranged Attack Wert von 634, dann werden dem Gegner damit 63,4% Leben abgezogen. Zwei mal hintereinander und jeder noch so schwere Kampf hat sich schnell erledigt. Diesen Skill gibt es gegen Mitte des Spiels im Casino zu erspielen. Auch gibt es einen "ultimativen Golem", der mit einem bestimmten Skill 75% aller Gegner auf einem Kampffeld auf 1hp runterbringen kann - auch Bosse (oben genannter Skill kann wenigstens nicht auf diese verwandt werden). Gut - diesen zu kriegen ist nicht wirklich einfach und recht langwierig, aber auch hier hält das Spiel hintertürchen bereit. Interessant ist, das man diesen Golem ohne den oben erwähnten Skill garnicht besiegen kann.
Spätestens mit diesem Golem wird der letzte Große Kampf im Spiel zu einer kleinen Hürde auf dem Weg zum Happy End degradiert.
Die Grafik ist für ein JRPG schon recht ordentlich. Es gibt eine angenehme Vielfalt an Umgebungen, und spätestens in Kyoto City stellt sich auch der "Wow-Faktor" ein. Selten kommt es zu Einbrüchen bei der Framerate, das Spiel läuft sonst recht stabil. Leider wirkt die gesamte Welt sehr statisch - Wasser kräuselt sich nicht, es gibt keine Wettereffekte, Blätter an den Bäumen bewegen ich nicht. Gestik und Mimik der Charaktäre sind sehr begrenzt - hier haben die stilisierten Bitmapgrafiken Pate stehen müssen, was ja auch kein Problem wäre, wenn die Übergänge flüssig wären. Sind sie aber nicht.
Im Kampf zeigt sich auch nichts aussergewöhnliches - die EX-Attacken, die im übrigen nur menschliche Charaktäre beherrschen können, sind nicht unbedingt als grafisch aufwändig zu bezeichnen. Einer der größten Vorteile des Spiels besteht also darin, das man die Kampfsequenzen beschleunigen kann.
Der Onlinemodus ist genaugenommen mehr ein Witz. Es gibt ein leaderboard und man kann Matches mit seinen Golems gegen andere Spieler bestreiten. Man kann keine Sets von Golems speichern und muss diese jedes mal aus einer Liste von über 100 golems raussuchen, wodurch die Vorbereitungen zum Kampf meist länger dauern als der Kampf selbst. Und spätestens wenn man den ultimativen Golem in der Gruppe hat, ist jeder Kampf mehr oder weniger sicher - es sei denn, das Gegenüber hat diesen auch, dann entscheidet es sich je nachdem wer den ersten Zug hat. Dazu fehlt auch noch der Voice-Support - da bei einem Match aber Weltweit gekämpft wird, kann das eher als Vorteil gesehen werden.
Für rund 40 Stunden macht das Spiel trotz all seiner Mängel durchaus Spaß. Vor allem Genreneulingen dürfte es das Tor zur JRPG-Welt öffnen. Für altgediente Veteranen, die schon Secret of Mana auf dem SNES und Final Fantasy auf PS1 und 2 gezockt haben, ist das Spiel eher ein interaktiver 40-Stunden-Film mit unterbrechungen und landet nach dem ersten durchspielen in der nächstbesten Ecke.