06.02.2010
Spideys PSP-Premiere
Weit mehr als sechs Monate waren seit dem Erscheinen von Spiderman 2 auf X-Box, Playstation 2 und Gamecube vergangen, als jenes Abenteuer auf der PSP erschien, der Grund war allerdings denkbar einfach: es handelt sich um einen Lauch-Titel von Sonys Handhelds, ergo gab es vorher nichts im PSP-Reich zu bestaunen. Da die Abenteuer rund um Spiderman generell nur selten durchschnittlich oder gar schlechter waren, lohnte es sich auch, einen Blick auf die PSP-Fassung zu riskieren, welche das Actiongenre bedient. Erstaunlich genug, wie beharrlich jener Lizenztitel gegen den Trend lief, schliesslich ist es doch eigentlich normal, bei Umsetzungen einer Film- oder Buchvorlage lieblosen Quark dahinzuklatschen, um leicht und locker ohne grossen Aufwand die Kasse klingeln zu lassen. Hier offensichtlich nicht, fein, das Fundament bildet jedenfalls der Kinofilm aus dem Sommer 2004. Zugeben muss ich aber, dass die PSP-Version von Spiderman 2 jetzt nicht gerade der Oberhammer ist, etwas weniger gelungen ist als auf den grossen Konsolen, doch zumindest im grundsoliden Durchschnittsbereich landet auch diese Fassung. Was mir letztlich aber viel zu wenig war, dem Spiderman-Fan und (am Besten zugleich) Handheld-Freak aber relativ egal sein kann.
Die Anfangsphase ist schon irgendwie etwas holprig, sofern man den Kinostreifen nicht kennt, denn die insgesamt knapp zwanzig Spielabschnitte lehnen zwar an die Handlung des Films an, sind aber relativ zusammenhangslos aneinander gekettet. Die wichtigen Punkte der Story sind jedenfalls auch hier alle mit am Start, so dass sich der Fan freut, in den bekannten Szenarien aktiv Hand anzulegen. Fand ich jedenfalls. Wir haben relativ freie Hand, um Manhattan, den Central Park und ein paar Inselchen im nahen Umfeld mit unserer Anwesenheit zu beehren, was ja im Grunde alles andere als verkehrt ist. Die Identifikation mit der Figur gelingt gut, denn Spiderman alias Peter Parker muss nicht nur als Held seinen Mann stehen, sondern ist zudem hin- und hergerissen, was seinen intimsten Wunsch hinsichtlich einer potentiellen Partnerin angeht: Mary Jane steht da zur Debatte, aber auch die zwielichtige Black Cat, die unseren Helden offensichtlich in Wallung zu bringen vermag. Klar, dass es auch andere Dinge ins Auge zu fassen gilt, schliesslich wollen wir jegliche Ansatz krimineller Energie am Liebsten im Keim ersticken, Mysterio und Shocker sagen zwischendurch auch einmal nett hallo und letzten Endes erwartet uns Doctor Octopus zum finalen Showdown, doch bis dahin ist es noch (ein bisschen) harte Arbeit. Es exisitiert dabei ein hilfreiches aber auch zeitintensives Tutorial, in dem uns schrittchenweise nahezu alles Wichtige beigebracht wird. Zeitintensiv deswegen, da wir 20% des gesamten Spiels in der Zeit wahrscheinlich schon hinter uns gebracht haben sollten. Aber nun gut, wahrscheinlich besser, als direkt ins kalte Wasser geworfen zu werden.
Jeder Level ist relativ kurz geraten, oftmals sogar nur wenige Minuten. Dies ist nicht gerade positiv, so actiongeladen und abwechslungsreich diese auch ausgefallen sind. Insgeamt brauchen halbwegs talentierte Spielernaturen nur eine einstellige Stundenanzahl, um den Endkampf mit Doc Octopus hinter sich gebracht zu haben, das ist angesichts eines Vollpreises bei diesem PSP-Launchtitel nicht gerade top. Wir wandern jedenfalls mehr oder weniger beschwingt durch die Strassen und werden Augenzeuge kleiner Verbrechen: dreister Autodiebstahl, Handtaschenraub, Schiessereien zwischen Polizei und kriminellen Subjekten, Rettungsaktionen von Passagieren von einem sinkenden Dampfer, Geiselbefreiungen und wilde Verfolgungsjagden stehen unter anderem auf dem Programm. Je nachdem, wie erfolgreich wir sind, regnet es sogenannte Heldenpunkte, die ab einer bestimmten Anzahl in einem erfolgreichen Absolvieren jenes Abschnitts resultieren, woraufhin per netter Zwischensequenz die Story brav weitergehen kann. Manchmal reicht es auch aus, einen bestimmten Zielort zu erreichen, damit die Handlung voranschreiten kann. Jene Punkte dienen uns auch dazu, auf Shopping-Tour zu gehen und unsere Talente per Update zu verbessern, so zum Beispiel bessere Grundgeschwindigkeit, satte Durchschlgskraft, neue Special Moves und nicht zu vergessen wuchtige Schlagkombinationen. Unsere maximale Lebensenergieleiste erweitern wir ebenso gerne, versteht sich.
Dass die Gegner zum Grossteil eher Schlachtvieh darstellen hat unweigerlich zur Folge, dass man seine Lieblingsaktionen andauernd anwendet und vom grossen Potential, das sich nach dem Hinzugewinn zahlreicher Eigenschaften ergibt, kaum Gebrauch macht. Das hat wiederum eine sich langsam einschleichende Monotonie zur Folge, was dem Gameplay an sich nachvollziehbarerweise gar nicht gut tut. Eher neugierig sind wir, durch alle Ecken zu laufen, zu springen und uns zu schwingen und um Baukomplexe zu erforschen, denn angenehm viele lassen sich wirklich betreten. Der Forscherdrang hebt den Spielspass merklich, den das auf Dauer relativ simple Wegklatschen der Feinde zu senken drohte. Schade, dass ein paar Abschnitte einem Zeitdruck unterliegen, was mir jedenfalls nicht zusagte und wir daher durch einige eventuell interessante Gebiete oder Aufgabenstellungen einfach so hindurchrasen. So sind wir auf niedrigerem Schwierigkeitsgrad eigentlich irgendwie gegen unseren Willen ruckzuck durch und selbst auf hohem Niveau ist es realistisch, unter der 10 Stunden Grenze zu bleiben.
Was die Bewegungsfreiheit angeht, so muss hier bei der PSP-Version etwas Kompromissbereitschaft vorhanden sein, denn ganz so weit nach oben wie bei den grossen Konsolen scheint sich Spiderman hier nicht schwingen zu lassen. Anfangs ist das Steuern mit dem Analogstick noch etwas schwammig, doch mit der Zeit klappte es besser. Den Feind, der nahe an uns dran ist, visieren wir an, um auf diesen dann Sprung- und Schlagkombos regnen zu lassen. Mit dem Steuerkreuz lassen wir die Kamera um unseren Protagonisten kreisen, allerdings muss dann der Analogstick losgelassen werden. Das kann manchmal unangenehm werden und ist bei aufkommender Hektik sicher nicht optimal, aber es haut letztlich irgendwie hin, zumal die Kameraschwenks eigentlich relativ selten notwendig waren, wenn ich mich recht erinnere.
Peter Parker alias Spiderman beeindruckt durch ein detailliertes Figurenmodell und sehr gelungene Animationen, die PSP zeigt hier deutlich, dass sie sich wahrlich nicht zu verstecken braucht. Teilweise grossartig, was dieses Handheld offensichtlich in grafischer Hinsicht zu leisten imstande ist und genau das (!) wird wahrscheinlich auch die Intention gewesen sein, es als Launch-Titel herauszubringen. Objekte in den Innenabschnitten zerbersten zudem sichtbar und manch ein sehenswerter Lichteffekt wird hier auch deutlich. Gut gemacht sind auch die Aussenbereiche, im Gleitflug von einem Dach zum anliegenden zu segeln, hat zweifelsohne etwas. Auch die Zwischensequenzen sind ein angenehmer Teil dieses Abenteuers, welche auf dem breiten PSP-Display zumeist nett anzuschauen sind. Negativ aufgefallen sind mir hingegen die manchmal zu langen Ladezeiten zwischendurch und das Abbremsen der Geschwindigkeit, sprich Auftreten sogenannter Slowdowns, ist bei manch einer Actionsequenz nicht von der Hand zu weisen, ab und an bietet uns ausserdem der Blick in die Ferne nur Verschwommenes. Die positiven Dinge lassen diese Defizite fast vergessen, aber eben nur fast. Der Soundtrack geht in Ordnung, doch vieles wiederholt sich nach einer gewissen Zeit dann doch, die Sprachausgabe ist sehr gut, klingt absolut authentisch, wobei ich mich auf die englische beziehe und die Soundeffekte bringen in punkto Klarheit und Abwechslung zumindest das, was ich als das Mindeste erwarte, nicht viel mehr, aber auch nicht weniger.
Besitzt Ihr bereits eine Konsolenversion von Spiderman 2, braucht Ihr diese PSP-Fassung wahrlich nicht. Aber war das nicht eigentlich von Anfang an klar? Als Launch-Titel wollte man doch in erster Linie sehen, wie sich solch ein Actiontitel auf der PSP spielt und wie er aussieht, denke ich. Die Handhabung ist nicht immer perfekt, speziell das Zusammenspiel von Steuerung des Helden und der Kamera, bleibt aber zum Grossteil ohne starke negative Auswirkungen. Die zu kurzen Missionen, die den Eindruck erwecken, einfach nur runtergerattert zu werden, oft auch unter Zeitdruck, ergeben insgesamt eine zu geringe Spieldauer von im Normalfall weniger als 10 Stunden. Dass man abseits der zu erledigenden Missionen zwar rumstreunen kann, dies aber nicht wirklich viel bringt, ist bedauerlich. Einmal durchgespielt, gibt es eigentlich nicht viel, was zu einem erneuten Durchzocken reizen kann. Die Aufmachung ist allerdings wirklich sehenswert und unterstreicht deutlich (und das war ja auch sicher Sinn der Sache, ihn als Launch-Titel auf den Markt zu bringen), was die PSP in vor allem in grafischer Hinsicht leisten kann. Ich jedenfalls habe dieses Spiel nach kurzer Zeit wieder verkauft, was aber nicht heissen muss, dass das zwingend notwendig war.
Positiv -> Beeindruckende 3D-Grafik wirkt angesichts des breiten PSP-Displays wie geschaffen, Animationen des Superhelden, Zwischensequenzen, viele Talente, Abwechslungsreichtum der Missionen, authentische englische Sprachausgabe
Negativ -> Steuerung der Figur im Zusammenspiel mit Kamera nicht optimal, viele Erweiterungen der Talente gar nicht unbedingt notwendig, insgesamt ziemlich kurz, geringer Wiederspielwert