06.02.2010
Klasse Revival
Freunde der Sonne, solltet Ihr in der Tat ein Beat em Up auf der Sony PSP suchen, so habe ich einen Leckerbissen parat: Darkstalkers Chronicle the Chaos Tower ist ein sogenanntes Must-Have. Selten war ich mir so sicher wie in diesem Fall, wobei ich jedoch darauf hinweisen will, dass ich mich allein auf die US-Fassung beziehe, die ich mir Ende 2005 ergatterte. Obwohl ich eigentlich immer der Ansicht war, dass genau dieses Genre auf der PSP nicht gerade bahnbrechende Erfolge feiern wird, beeindruckte mich direkt auf Anhieb die trotz seines Alters sehr attraktive Optik und das wohlgemerkt in 2D. Das geht? Ja, das geht, selten habe ich Zeichungen und Animationen gesehen, die mir derart nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. Es gibt wirklich keine Nachteile? Doch, die gibt es und zwar genau in dem Punkt, den ich schon immer auf der PSP bei gerade dieser Art von Spielen als neuralgischen bezeichne: das Handling. Neben den etwas nervigen Ladezeiten zwischendurch dann zugleich auch der letzte negative Aspekt. Wer jetzt immer noch interessiert sein sollte, dem sei gesagt: schlagt zu!
Wer vorherige Teile kennt, die es bereits in den 90ern gab, der erinnert sich wahrscheinlich auch an den vierten Teil von Darkstalkers, der sich auf dem Sega Dreamcast die Ehre gab. Capcom wurschtelte nicht allzu sehr an all jenen Teilen herum und portierte diese in Teilen auf die PSP, was im Ergebnis meines Erachtens im Jahr 2005 das erste reine Beat em Up auf dem Handheld und somit zugleich auch ein Launch-Titel war, wenn ich mich nicht irre. Im Vergleich zu den Arcadeteilen der Vergangenheit legt diese Darkstalker-Version noch eine Schippe drauf. In vielfacher Hinsicht wird uns hier Besonderes geboten und da es sich um ein lupenreines Beat em Up handelt, gibt es eigentlich keine grossen Hindernisse, was das Nachvollziehen des englischsprachigen Sachverhalts nach sich zieht. Wer dennoch zaghaft an die Sache rangeht: es gibt einen Trainingsmodus, in dem man es erst einmal vergleichsweise ruhig angehen lassen kann, kein Problem.
Aus den vorherigen Teilen bekannte Protagonisten wie Frankenstein, Blutsauger Dracula oder auch die Mumie sind mit von der Partie, aber auch andere zahlreiche, wesentlich appetitlichere Damen kommen im feinsten Anime-Look zur Geltung und sehen bei manch einer Animation einfach zum Anbeissen aus. Klar ist, dass der Arcademodus zuerst im Mittelpunkt steht, sieben Fights gilt es siegreich zu bestreiten, wobei die Anforderungen nach jeder Stage eigentlich steigen sollten. Ist zwar nicht immer so, aber meistens. Insgesamt achtzehn Charaktere sind eine sehr stattliche Anzahl und motivieren den wahren Freak zum stundenlangen Durchzocken. Jede Figur lockt mit einem individuellen Abspann, versteht sich. Neu hinzugekommen daher auch der Zusatztitel Chaos Tower ist der Tower-Modus, in welchem wir uns drei Spielfiguren schnappen und mit diesen solange durch die Gegend oder besser gesagt nach oben schnetzeln, bis die Lebensenergie komplett verbraucht ist. Auf jeder Etage erwartet uns dabei ein Kontrahent, der dort quasi ein Heimspiel hat. Acht Schwierigkeitsgrade sind dabei eigentlich schon zuviel des Guten, geben aber somit einer ziemlich grossen Zielgruppe eine echte Chance. Im Multiplayer geht es schliesslich dank WiFi auf Wunsch ordentlich zur Sache, was der Langlebigkeit dieses PSP-Titels ausserordentlich gut tut. Wieso? Ganz einfach, dank WiFi erfreuen wir uns am Versus-Mode, ein Vierspieler-Liga-Modus und ein Limit-Modus, der an den Tower-Modus im Einzelspieler angelehnt ist. Die WiFi-Anbindung ist in meinen Augen jedenfalls ein voller Erfolg.
Ganz gleich, ob Veteran oder Neuling, eines ist nach kurzer Zeit hinsichtlich der Handhabung auffallend: zwar ist die Tastenbelegung sehr einfach gehalten, es wird bewusst Abstand genommen von extrem komplexen Kombos, die sechs zur Auswahl stehenden Tasten bewirken zweifellos ein variantenreiches Schlagrepertoire, doch so sauber wie erhofft gehen die Special Moves der Athleten dann leider nicht von statten, das Steuerkreuz auf der PSP ist da etwas hinderlich. Genau darauf zielten ja von Anfang an meine Bedenken in Richtung Zusammenspiel von Beat em Up und Steuerung bei der PSP ab, dass ich damit dann hier auch gleich Recht behalten sollte, gefiel mir nicht, wollte ich mich doch eigentlich liebend gerne eines Besseren belehren lassen. Wurde ich aber nicht. Ganz gleich, wie lange Ihr Euch mit diesem Spiel die Zeit vertreibt, die Special Moves bleiben immer ein Knackpunkt. Schade um das ansonsten beeindruckend in Szene gesetzte Spektakel, dass des Weiteren nur noch durch viel zu lange Ladezeiten nervt. Ob da nicht mehr genug Zeit war, da es sich hier um einen Launch-Titel handelt? Wahrscheinlich. Ohne diese beiden Negativpunkte sollte die Wertung in punkto Spielspass die 90% locker packen, hat es aber letztlich nicht.
Ansonsten herrscht hier aber wirklich eitel Sonnenschein: das abgefahrene, schrill-bunte Design der Stages, die toll animierten Figuren und teils beeindruckende Texturen im Hintergrund lassen fast vergessen, dass wir es nur mit einem Beat em Up in 2D zu tun haben. Wen das typische Breitbildformat der PSP in 16:9 nervt, der kann sogar in 4:3 wechseln, der dann entstandene dunkle Bildschirmrand dann geschickt abgedeckt, so dass das Retro-Feeling nun absolut perfekt entstehen kann. Liebe zum Detail sieht genau so aus. Nicht vergessen will ich die sehr gelungenen Zeichnungen der beiden Fighter kurz vor dem Kampf, ergo beim Ladevorgang, in dem wir unter anderem Teufel Jedah, Succubus-Lady Morrigan, Vampir Dimitri, Werwolf Jon Talbain, Geist und zugleich Kungfu-Spezialist Hsien-Ko, Skelettkrieger Bishamon, Felicia, Lilith, Sasquatch, Rikuo (ein Blanka-Klon?) oder auch der blonde Heidi-Verschnitt Baby Bonnie Hood, die gar nicht so ausschaut, als dass sie in Beat em Ups eine tragende Rolle spielen kann. Wer es (erst einmal) nicht so ernst angeht, betreibt einfach ein bisschen Button-Smashing und schaut, was sich ergibt: die wunderbar gezeichneten Figuren beeindrucken durch eine gewaltgie Anzahl an unterschiedlichen Animationen, speziell bei den Special Moves. Diese sind oftmals echte Hingucker, ebenso die vielen Siegerposen nach gewonnenem Kampf und dies vor satten Farben im Hintergrund, so dass man bei dem ein oder anderen Charakter quasi nach Wiederholungen lechzt, ja fast bettelt. Was den Sound betrifft, so feiern wir ein Revival der guten alten 16 Bit-Aera, in dem Sega Mega Drive und Supernintendo den Markt beherrschten. Sehr viele Boni gibt es freizuschalten, so unter anderem weitere Zeichnungen, Melodien und Soundeffekte, die das Ganze Old School Szenario erst so richtig rund machen.
Hier beim PSP-Titel Darkstalkers Chronicle the Chaos Tower stimmt wirklich vieles, soviel Klasse hatte ich diesem Launch-Titel nicht zugetraut. Eine teils berauschend attraktive Grafik mit tollem Design der Stages und sehenswerten Animationen der Charaktere, und das in 2D, zudem eine stattliche Anzahl an Protagonisten, eine Soundkulisse, die an gute alte Zeiten erinnert, eine vorbildliche WiFi-Anbindung und durchaus motivierende Boni ergeben einen Hit. Das hatte ich wahrlich nicht erwartet. Schlimm sind allerdings die viel zu langen Ladezeiten und dass die Richtungstasten der PSP bei einem Beat em Up im Hinblick auf Special Moves nicht das Gelbe vom Ei sind, ist mehr als offensichtlich. Dennoch empfehle ich jedem Genre-Fan diesen Handheld-Titel unbedingt.
Positiv -> Saftig und toll animierte Grafik, gelungener Sound, variantenreiches Schlagrepertoire, zig Special Moves, viele Figuren, generell sehr umfangreich, sehr gute WiFi-Anbindung, hohe Langlebigkeit
Negativ -> Schrecklich lange Ladezeiten nerven extrem, Richtungstasten bei den Special Moves wahrlich nicht das Gelbe vom Ei