23.01.2008
Als Fan hat man seinen Spass
Für gewöhnlich sind Spiele zu Kinofilmen ja ziemlicher Schrott, weil sie halt rechtzeitig zum Kinostart am Markt sein müssen, damit der Gesamtmarketingauftritt steht: Der Roman zum Film, die CD zum Film, das Spiel zum Film, das Burgerbuden-Spielzeug... man kennt das. Ob das Spiel als solches dann taugt, ist für die Produzenten da Nebensache.
Als harter ALIEN-Fan bin ich das Risiko dennoch sehenden Auges eingegangen und muss sagen, ich hatte meinen Spaß mit dem Spiel. Klar, es ist nicht bahnbrechend, aber das Fanherz schlägt höher, weil sowohl die klassischen ALIEN- als auch die klassischen PREDATOR-Elemente konsequent und sinnvoll in den Spielverlauf eingebaut wurden. Man spielt seinen eigenen Film.
Der Filmbezug:
Der Spieler spielt den Predator, der auch im Film ausgeschickt wird, alle Spuren des Raumschiffabsturzes und der entlaufenen Aliens auf der Erde verschwinden zu lassen. Dabei finden sich gut die Hälfte der Spiele-Levels als Schauplätze im Film Alien vs. Predator: Requiem" wieder. Da ich das Spiel durch hatte, eher der Film startete, hatte ich so manches déja vue und manchen Grinser im Kino. Es ist alles da: die Abwasserkanäle mit den Obdachlosen, das Schwimmbad in der Schule ('Schaust Du jetzt auf die Uhr hinter mir ?') und viele andere. Man kämpft sich so durch diverse Levels, wobei man drei verschiedene Routen wählen kann. Der finale Schauplatz der Geschichte ist dann derselbe, wie im Film.
Das Gameplay:
Im Prinzip verfolgt man in allen Levels dasselbe Strickmuster: Aliens killen, Reste von Facehuggern und Predator-Technologie beseitigen, aggressive Armee-Einheiten bekämpfen und dabei, wo möglich: Zivilisten verschonen oder gar vor den Aliens schützen (der Predator ist schließlich ein Jäger, der einem strengen Ehrencodex folgt - er ist kein blindwütiger Schlagetot). Das Schöne hierbei ist, daß man in das nächste Level gelangen kann, wenn man den Weg dorthin findet. Dazu muss das letzte Level nicht komplett leer geräumt sein. Man entscheidet also selber, ob man komplett aufräumen will oder möglicht schnell sehen möchte, was das nächste Level zu bieten hat. Die Levels selber haben's mir auch angetan: schön abwechslungsreich (Wald, Vorstadt, Hauptstrasse, Kraftwerk, Abwasserkanäle...) und immer wieder eingestreut: kleine Rätsel und Aufgaben, z.B. muss man bestimmte Dinge in der richtigen Situation verschieben, um den weiteren Weg zu finden - mehr wird hier nicht verraten. In den Levels selber kann man sich herrlich frei bewegen. Es geht über Bergpässe, durch Höhlen, über Hausdächer und quer durch die Stadt. Allein die Abwässerkanäle haben mehrere Etagen, zu denen man die richtigen Zugänge wählen muss. Meinen einzigen Punktabzug gibt es dafür, dass man sich gut noch ein bis zwei Dutzend weitere der schön gestalteten Levels wünscht, wenn man das Spiel nach viel zu kurzen 15-20 Stunden durch hat.
Die Grafik:
Wie gesagt sieht alles sehr schön und flüssig aus. Mir sind keine Ruckel-Effekte oder Hänger aufgefallen. Grafisch gibt es das eine oder andere Gimmick, z.B. gilt es zu Anfang das abgestürzte Predator-Schiff zu finden, das dummerweise noch getarnt ist. Man kann es nur aus einem bestimmten Blickwinkel sehen. Wenn man also an der Einstiegsluke vorbei geht, wird das Schiff mit gleitendem Übergang halbtransparent sichtbar. Dieser Effekt ist einfach schön anzusehen und absolut filmreif.
Der Schwierigkeitsgrad:
Insgesamt werden geübte Spieler das Spiel recht einfach finden. Ich selber bin noch nicht so geübt und war froh, endlich mal ein Spiel zu haben, bei dem ich alles sehen kann, was es zu sehen gibt. Bei anderen Spielen ist ja für weniger geübte nach ein paar Prozent eines Spiels Schluss, weil alles weitere nicht freigespielt werden kann, ohne stundenlang immer wieder gegen dieselben Barrieren oder Bossgegner zu rennen. In AvP gibt es eigentlich keine solchen Frustrationserlebnisse. Hier ist also weniger der Ehrgeiz der Grund zum Spielen, sondern der Genuss an der Geschichte, der Atmosphäre und den schön gestalteten Levels. Wer sich die Sache selber schwerer machen möchte, kann z.B. auf den Gebrauch der Landkarte verzichten und sich selber den Weg suchen oder auf die heilenden Power-Boosts, wenn man vom Kampf geschwächt ist.
Die ALIEN-Atmosphäre:
Das Aussehen, die Bewegungen und das Verhalten der Aliens ist genauso, wie man es aus den ALIEN-Filmen kennt. Z.B. wenn ein Alien über einen Menschen herfällt (oder den erfolglosen Spieler - GRINS) kauert es genauso mit hochgestelltem Schwanz über seinem Opfer, wie wir es von den computeranimierten Aliens seit ALIEN 3 kennen. Aliens begegnen einem vorzugsweise in dunklen Gewölben, Abwasserkanälen, Höhlen o.ä. Dabei ist auch die Geräuschkulisse sehr stimmungsvoll. Ein Tipp zur Musik: ausblenden und lieber eine ALIEN-Filmmusik-CD auflegen, egal, welcher Teil. Die Spiele-Musik ist ganz OK, wiederholt sich aber zu schnell und ist bei weitem nicht so atmosphärisch dicht, wie die Filmmusiken.ŽWenn man sich auf die Atmosphäre einlassen will, kann man filmreife Szenen erleben: z.B. löst man zu Anfang des Spiels die Selbstzerstörung des abgestürzten Predator-Schiffes aus und macht sich an die Flucht aus dem Schiff. Es geht durch diverse Gänge (deren Design sich eng an das hält, was wir noch aus PREDATOR 2 kennen) und irgendwo kämpft man sich durch den obligatorischen Dampfstrahl, als man seinem ersten Alien begegnet - die Inszenierung könnte direkt aus einem ALIEN-Film stammen. Auch ansonsten bietet das Spiel alle Elemente, die man aus den Filmen kennt: Facehuggers, in Wände eingesponnene Menschen, Teile von Wänden oder Leitungen, die sich als Aliens entpuppen - alles da.
Die PREDATOR-Atmosphäre:
Der Predator selber, also die Spielfigur, hält sich auch eng an alles, was wir nach vier Filmen über diese Jungs so wissen. Die Ausrüstungsgegenstände, die wir seit Arnolds Dschungelkrieg kennen, stehen nach und nach zur Verfügung und machen absolut Sinn im Spiel: die Schulterkanone, der Wurfdiscus, der Speer - und vor allem - die verschiedenen Sichtmodi des Helms. Man kann das Spektrum umschalten, um Aliens (und deren Hinterlassenschaften) oder Technikteile, sowie Hitze-Signaturen besser zu sehen. Das alles sieht aus, wie aus den PREDATOR-Filmen. Sogar der Soundeffekt beim Umschalten der Sichtmodi stimmt. Natürlich gibt es auch die Tarnung, durch die man fast unsichtbar wird. Also auch hier: Top-Umsetzung
Die Sprache:
Das gesamte Spiel ist in Englisch. Das stört aber nicht weiter, da die Sprachausgabe mehr der Atmosphäre dient als dem Verständnis (wenn z.B. die Soldaten ein 'Target aquired !' bellen). Auch die Hinweistexte sind in Englisch. (wie z.B. 'The entrance is guarded. Suggest camouflage.') . Alles in allem denke ich aber, man kann das verschmerzen. Immerhin ist ja die Anleitung im beigelegten Heft auf Deutsch.
Technische Qualität:
Bei zwei mal durchspielen ist es mir zweimal an verschiedenen Stellen passiert, dass die Spielfigur hängen blieb und nicht weiter kam. Einmal ins Missionsmenü und zurück - schon ging's weiter. Es war kein Levelneueinstieg o.ä. nötig. In einem Level (in der Kirche hinter dem Friedhof) liegen drei Facehugger-Reste, von denen ich ums Verrecken zwei nicht beseitigen konnte. Ansonsten sind mir keine Sachen aufgefallen, die technisch nicht OK waren. Für so ein Gesamtmarketingauftritt-Produkt finde ich das durchaus vertretbar. Andere Spiele haben da viel größere Probleme.
Die Alterseinstufung:
In meinen Augen ist die USK 16 absolut OK. Es gibt viel Gewalt und was die Aliens von Menschen übrig lassen, sieht auch als PSP-Grafik noch recht heftig aus. Von den übelsten Szenen des Films ist im Game nichts mehr zu sehen - aber auf den Mist, den die Filmleute da mit Kindern und schwangeren Frauen angestellt haben, kann ich auch herzlich gerne verzichten. Was hier bleibt, ist ein Sci-Fi-Actionspiel und kein Ekel-Horror, und das ist gut so.
Fazit:
Für ALIEN und / oder PREDATOR-Fans ist das Spiel absolut zu empfehlen, ebenso für Gaming-Einsteiger, die nicht ständig frustriert werden wollen.
Das Spiel ist nichts für Leute, die:
-die Filme nicht mögen
-eine richtig knackige Herausforderung suchen
-so richtig lang was von einem Spiel haben wollen.