24.10.2009
Das momentan beste Spiel für die PS3
2 Jahre haben Naughty Dog sich Zeit gelassen und das war genau richtig so: in dieser Zeit haben sie erneut einen Krachertitel hingelegt, den Nachfolger des Action-Adventures von Uncharted. Dass die Jungs mal wieder Feinstarbeit und unendlich viel Liebe zum Detail reingesteckt haben, erfahrt ihr in diesem Bericht.
Hauptcharakter Nathan Drake, kurz Nate, ist im 2. Teil eigentlich auf der Suche nach den verschwundenen Schiffen von Marco Polo. Währenddessen erfährt er von einem Juwel, der sich im mysteriösen und versteckten Shambala befinden soll. Die Reise entpuppt sich als sehr gefährlich. Alte Bekannte sind auch dabei. So ist nicht nur wieder Victor Sullivan dabei, um Nate ständig aus der Klemme zu helfen, sondern auch die Reporterin Elena Fischer. An Nates Seite gesellt sich zusätzlich die Powerfrau Chloe Frazier.
**MAN, SIEHT DAS ECHT AUS!**
Obwohl das einzig Negative der lineare Levelablauf zu sein scheint, ist der 2. Teil nach wie vor ein Kracher wie Teil 1. Man folgt zwar immer einem Weg, dennoch weiss man nicht immer auf Anhieb, wie es nun weitergeht. Dabei ist das Ganze aber wunderschön anzusehen: Uncharted 2 ist mit Abstand das Beste, was man momentan auf der PlayStation3 bewundern darf. Naughty Dog hat die Messlatte für andere Entwickler verdammt hoch gelegt! Gestochen scharfe und unebene Texturen, unendlich viele Details und bei Explosionen herumfliegende Teile - und es ruckelt nicht einmal. Dafür haben die Entwickler auch mühsam an der Engine gearbeitet und durch eine neue Technik den Grafikchip entlastet. Zudem benutzt man einen richtigen Filmfilter, so dass richtiges Filmfeeling rüberkommt, was auch super gelingt.
Das Filmfeeling kommt aber nicht nur durch die Optik rüber, sondern dass auch die Übergänge zwischen Videos und Spielen nahezu nahtlos ineinander übergehen. So darf man nicht nur Cutscences in der Spielgrafik sehen, sondern auch viele actionreiche Parts selbst steuern. Ein zusammenstürzendes Haus oder das Flüchten vor Panzern und Hubschraubern kann man nicht in Worten oder gar Bildern beschreiben, man muss es selbst erlebt haben! Da die Umgebung schon so lieb detailliert ist, sind die Charaktermodelle natürlich erst recht umso ansehnlicher. So bewegen sie sich in den Cutscences nicht nur komplett mit Motion-Capturing, sie sehen auch noch echter und detailreicher aus als in Teil 1. Teilweise kann man einfach nur sagen: "Man sieht das echt aus!" Das Anpassen der Mimik und Gestik ist den Entwicklern super gelungen.
Wie schon erwähnt, ist Drake auf der Suche nach dem geheimen Ort Shambala. Die ehemalige Liebe namens Chloe ist auch mit von der Partie. Durch die eigenwillige Powerfrau blubbert es im Fass der schlüpfrigen Sprüche stark. Die Story kann durch diese Art Romanze leicht kitschig wirken. Die Reise führt Nate Anfangs zu einem türkischen Museum und in einen Dschungel, um Informationen und Geheimnisse zu erfahren. Später treibt es ihn ins eisige Nepal und schließlich nach Shambala. Alle Orte sind auf ihre Weise super inszeniert und punkten mit ihren Effekten. Im türkischen Museum ist Herumschleichen in schwarzer Kleidung angesagt, während man im Dschungel schon wieder in knietiefem Wasser seine Gegner erledigt. Die Eishöhlen und besonders der Schnee sind extrem genial geworden. Der Schnee bewegt sich realistisch, wenn Nate hindurchläuft und sieht richtig echt aus. So läuft man im 1. Level quasi erstmal nur durch den Schnee, um sich diese Prachtgrafik anzusehen!
Nahezu überall geht etwas kaputt und Nate ist passenderweise der geborene Pechvogel, der trotzdem immer ein paar Glücksträhnen parat hat. So steht man in einem Haus, das gerade einstürzt, man flüchtet vor einem Helikopter auf den Dächern einer verwüsteten Kleinstadt in Nepal oder klettert ballernd an einem fahrenden Zug. Das Spiel bietet somit Action pur und viele dieser Szenen lassen sich selbst spielen statt nur zuzusehen. Schon zu Anfangs des Spiels wird man direkt in ein Bad voller Nervenkitzel geschubst.
Unterhaltsam sind auch die Möglichkeiten zum Interagieren: so kann Nate im Dorf Yaks streicheln und mit Kindern spielen und für das Schwimmen im Pool eines Hotels gibt es sogar 2 Medaillen.
Die Bewegungen der Modelle sind dabei allesamt gut. Zwar sehen einige Sprünge von Herrn Drake etwas unrealistisch aus, mindert aber in keinster Weise den Spielspaß. Alle Animationen verschwimmen perfekt miteinander, ohne dass eine bestimmte Bewegung erst abgeschlossen werden muss, damit die Nächste beginnen kann.
**SO GUT WIE PERFEKT**
Auch soundtechnisch ist das meiste perfekt. So kann man Soundeinstellungen vornehmen und DTS auswählen, um ein einzigartiges Spieleerlebnis zu gewährleisten. Hintergrundgeräusche und sämtliche Soundeffekte sind super. Waffen klingen laut und glasklar, sie bringen die Bude zum Beben. Auch die Musik ist spannend gemacht und filmreif. Die Sprachausgabe ist soweit super gelungen, allerdings klingt z. B. Chloe sehr monoton, was schade ist, da Uncharted in Sachen Synchronisation perfekt war. Das Umstellen auf die Originalsprache ist daher sehr interessant, da die Motion-Capturing-Schauspieler den Spielecharakteren ebenfalls ihre Stimmen, live während der Cutsceneaufnahmen, geliehen haben und das Ganze somit viel authentischer klingt. Nichts desto trotz hat Nate nach wie vor seine Hammersprüche drauf, die einen während des Spiels sehr gut unterhalten! Ich zitiere aus einem Gespräch mit einem Yak aus dem Dorf: "Hey... muh!"
**MEHR SPAß MIT DEN GEGNERN**
Das Spiel ist sehr einfach gehalten. Während man mit L1 zielt, schießt man mit R1. Mit dem Steuerkreuz lässt sich nachladen und Waffen auswählen. Das Zielen mit Sixaxis bei Granaten wurde abgeschafft und geht jetzt leichter von der Hand. Hinter den Symboltasten verbergen sich Springen, Interagieren/Blocken, Ausweichen/Rollen und Schlagen. Alle Aktionen lernt man im Laufe der ersten Levels, wobei ein bestimmter Angriff erst später gezeigt wird, obwohl er schon früher verlangt wird. Nate hat ausserdem neue Moves drauf: er kann nun hangeln und an Stangen schwingen.
Im 28 Kapitel langen Spiel wechselt man zwischen kleinen Rätseln, Kletterpassagen, wilden Schießereien und atemberaubenden Actionszenen. Hier wird es eindeutig nie langweilig. Eine ungefähre Spielzeit von 10 Stunden wirkt aber dennoch leider etwas kurz, obwohl es genau zur Story passt. Dafür hat man aber ordentlich an den Schätzen und Trophies zu knabbern, so dass man getrost noch einige Stunden dazuzählen kann.
Das Schießen wurde einfacher gemacht, indem vordere und hintere Objektive verschwimmen. Es ist jetzt auch möglich blind um Hindernisse herum zu schießen. Auch das Kämpfen macht nun viel mehr Laune, da die Funktionen erweitert wurden. Gegner lassen sich lautlos umlegen, indem man sie um Ecken oder über Erhöhungen zu sich zieht oder sie einfach Abgründe herunterschubst. Kommt man aus einer höheren Ebene angerannt, tritt Nate dem Gegner sogar ins Gesicht. Quicktime-Events gibt es hingegen nicht mehr und werden nur von Gebrauch, wenn man einen Gegner abblockt.
Die Waffenauswahl wurde wunderbar erweitert. Es gibt so gut wie alle Waffen aus dem ersten Abenteuer, zusätzlich aber noch andere Leckerbissen, z. B. eine Minigun oder Armbrust.
Die KI scheint manchmal einen Aussetzer zu haben, obwohl sie wirklich fähig ist schlau zu handeln. So stehen sie selten wie bestellt und nicht abgeholt hinter einer Kiste und lassen sich problemlos abschießen. Oder sie sind nur auf den Partner von Nate fixiert, obwohl man selber viel näher dran steht und gesehen wird. Trotzdem haben sie noch draufgepackt: einige Gegner treten nun in starker Rüstung und mit Helmen an, wo man schon pro Person beweisen muss, dass man Headshots drauf hat. Dafür nehmen die Gegner aber nur Dinge auf, die sie auch mit ihren Augen gesehen haben. So hatte ich das Erlebnis, dass ein Soldat ständig von unten auf mich schoss und später - nachdem ich auswich und nach unten sprang - immer noch nach oben zielte und mich suchte, so dass ich ihn von hinten überraschen konnte.
Die Schwierigkeitsgrade lassen sich wie folgt aussuchen: Sehr einfach, Einfach, Normal, Schwer und Sehr schwer, wobei Letzteres erst spielbar ist, wenn man Schwer gemeistert hat. Deshalb ist es ratsam, direkt auf Schwer zu spielen, auch wenn die Gegner dort besser gepanzert und deshalb schwieriger sind. So bekommt man auch gleich die Trophy für alle unteren Schwierigkeitsgrade dazu, wenn man das Spiel beendet.
**NEUE MENÜPUNKTE**
Das Hauptmenü ist recht simpel gehalten. Hier erklingt das bekannte Uncharted-Titellied. Im Menü lassen sich nicht nur die wichtigsten Einstellung bezüglich Anzeige und Steuerung vornehmen, hier findet man auch nun ein Geschäft. Darin sind alle freischaltbaren Dinge aufgelistet, die man nicht ab gewissen Punktzahlen freischaltet sondern mit Spielgeld kaufen muss. Spielgeld erhält man z. B. durch Medaillen. Auch hier hat Naughty Dog wieder mit Bonusmaterial draufgepackt: man findet wieder Einblicke in die Entwicklerstudios und die Entstehung des Spiels, wobei diese nicht so interessant sind wie im ersten Teil. Dafür gibt es massig Charaktermodelle zu kaufen. Zudem erhält man nun auch Einsicht in eine Spielestatistik (Single- und Multiplayermodus) und wie viele Schätze man pro Kapitel gefunden hat.
**UNCHARTED GOES ONLINE**
Da Uncharted ja nicht wirklich Neues bietet, gibt es hier nun endlich einen Multiplayermodus! Die Deathmatch- und verschiedene Team- und Koop-Varianten lassen sich mit bis zu 10 Spielern spielen. Beim "Plündern" müssen die Guten und Böse jeweils einen Goldschatz finden. Gewonnen hat der, der ihn zuerst in seine Truhe gepackt hat. In "Kettenreaktion" müssen Feuer entfacht werden. Das gegnerische Team muss dies verhindern. Besonders die Koop-Spiele sind für Onlinespiele interessant. Hier muss man nicht nur ständig neu kommende Soldaten erledigen, sondern sich gegenseitig z. B. beim Klettern helfen. Mit jedem geschafften Spiel erhält man Erfahrungspunkte. So habt ihr ein Onlineprofil mit Rängen, wie in herkömmlichen Online-Ego-Shootern. Beim Aufsteigen schaltet man z. B. Verbesserungen und neue Spielfiguren frei. Leider kann man nur via Headset kommunizieren und der lange Verbindungsaufbau kann ein wenig nerven, dennoch ist der Onlinemodus für ein "Erstlingswerk" super gelungen und eine tolle Abwechslung.
**FAZIT**
Es ist wirklich schwierig bei diesem Spiel eine große Review zu schreiben, was gut und was schlecht ist, da das Spiel so gut wie perfekt ist. Das Ganze ist super inszeniert und wie ein interaktiver Actionfilm. Cutscene und Spiel verlaufen nahtlos und auch die Videos werden in Spielgrafik gezeigt. Der neue Hauptcharakter Chloe bringt leichte Sexiness ins Spiel, Nate hat nach wie vor seine coolen Sprüche drauf und man trifft alte Bekannte. Das Spiel wirkt trotz der verbesserten Grafik recht vertraut und man fühlt sich sofort wohl. Mehr liebenswerte Charaktere und eine schöne Story - hierfür möchte man "den Naughty Dog" am liebsten tätscheln und ihm einen besonders großen Hundekuchen geben.
Obwohl Uncharted 2: Among Thieves theoretisch nichts Neues zu bieten hat, ist es das beste Actionspiel mit der schönsten Grafik, was die PlayStation3 jemals zu bieten hatte!
PS: Das Cover der Spieleverpackung ist ein Wendecover!
Grafik: 97%
Sound: 97%
Steuerung: 96%
Gameplay: 90%
Multiplayer/Online: 94%
GESAMT: 95%