23.09.2008
SIREN in einer neuen Dimension
(basierend auf der asiatischen Kauf-Version)
Was passiert wenn man Elemente aus großen Videogames wie Silent Hill, Resident Evil und Metal Gear hernimmt und diese gekonnt mit Asia-Horror mixt? Die Antwort heißt "Forbidden Siren"
Der nun mehr dritte Teil der recht erfolgreichen Serie erschien in erster Linie als downloadbares Spiel im Playstation Network. Freilich war es dafür auch optimal ausgelegt, denn wie in den vorigen Titeln teilt sich auch "Blood Curse" (bzw. "New Translation") in einzelne Kapitel auf. Der Clou diesmal: Alle Kapitel sind wie eine Fernsehserie aufgezogen, mit Vorspann, Titel, Hauptteil und Vorschau auf die nächste "Episode".
Ich habe mich doch lieber für die Kaufversion entschieden, denn ich wollte zu große Datenmengen auf meiner 80 GB PS3 umgehen, doch das Spiel macht leider einen Strich durch diese Rechnung. Wieder wird ein Datenpack auf der Festplatte installiert - und ein nicht gerade kleines.
Dies kann man aber getrost wegstecken, denn dafür hat das Spiel selbst kaum Ladezeiten und überzeugt auf ganzer Linie. Erstaunlich ist hier die Tatsache dass das Spiel mit seinen "nur" 720p Auflösung schlicht und ergreifend "HAMMER" aussieht. Es muss sich nicht vor einem MGS4 verstecken oder einem kommenden FFXIII, nein, SIREN sieht auf der PS3 wirklich bestens aus und noch weitaus düsterer als es das jemals getan hat.
Die Geschichte von "Blood Curse" lässt sich schnell erzählen. Ein Fernsehteam aus Amerika will eine Reportage über ein mysteriöses Dorf - Hanuda - machen, welches angeblich verschwunden und bekannt für Menschenopfer sein soll. Kaum angekommen wird man auch gleich Zeuge eines solchen Akts und ehe man sich versieht steckt man mitten im Spiel.
Mehr oder minder kann man sagen dass der Spieler einfach ins kalte Wasser geworfen wird und sich dann alles Stück für Stück selbst erspielen darf. Die ganze Story wird nämlich erst nach und nach enthüllt, was einen großen Reiz an "Siren" ausmacht.
Wie auch schon in den anderen Titeln der Serie gilt es dann sich durch die in Kapitel aufgeteilte Story zu schlagen, bzw zu schleichen. Diese einzelnen Kapitel sind immer in kleine Haupt- und Nebenquests aufgeteilt die es zu erfüllen gibt und die den Weg durch die Teils überschaubaren, aber sehr verwinkelten Levelabschnitte deuten. EIgentlich ganz simpel, wenn da nicht die Gegner, in Form von zombieähnlichen Einheimischen - genannt Shibuto - wären.
Veteranen der "Siren"-Spiele kennen diese Gesellen schon, jedoch sind diese im neuesten Teil etwas überarbeitet worden. Waren diese Kreaturen, zumindest kenne ich sie nur bisher so, recht langsam und "klugsten" komische Geräusche vor sich hin sind sie jetzt doch etwas menschlicher und dadurch deutlich unheimlicher. Sie sprechen zwar Japanisch, was nun auch nicht jeder versteht, aber sie verständigen sich richtig, sie rufen nach Hilfe, sie gehen "Tagesgeschäft" nach, und viel mehr.
Ebenfalls ein altes Element, jedoch "neu erfunden" ist das Sidejacking - eine Möglichkeit zu sehen was andere "Personen" (Gegner, Freunde) im Moment sehen. Die Neuerung bei "Blood Curse" ist so simpel wie genial, denn via Knopfdruck kann man die ausgewählte Sicht als Splitscreen festsetzen und hat so immer im Blickfeld was der mögliche Shibuto in der Nähe so sieht.
Was noch deutlich auffällt ist dass das Stealth-Element weitaus mehr Gewicht bekommen hat. So gilt es zum Beispiel Missionen völlig ohne Waffe (als Kind!) zu erfüllen und dabei ist man nur auf die Fähigkeit des Schleichen und des Legen von falschen Fährten limitiert. Schnell einen Wecker stellen der klingelt und die Gegner anzieht, sich unter einem Bett verstecken und warten bis die Luft rein ist... hier sind kaum Grenzen gesetzt.
Überhaupt scheint Siren doch etwas mehr zum Minimalismus gefunden zu haben. Während man im Spiel wirklich doch recht wenig Waffen findet - meistens benutzt man einfach nur was man eben findet, wie zum Beispiel eine simple Fernsehantenne - zieht sich dieses Stilelement auch durch des Design der Packung, der Menüs und den OST weiterhin wie ein roter Faden durch. Vorallem der OST blüht durch den minimalen Einsatz wunderbar auf und die wenigen, düsteren "Mönchsgesänge" (wie ich es mal nennen will) bleiben dadurch deutlich intensiver am Spieler selbst haften und wirken authentischer als ein Soundtrack der permanent aus den Boxen dröhnt.
Die Sprachausgabe ist auch tadellos und es wird sowohl Englisch als auch Japanisch gesprochen. Gegner und Einwohner sprechen in ihrer Muttersprache, während die US-Fernsehcrew freilich englisch spricht. Nett anzusehen, bzw. hören, ist hier ein kleines Feature welches ich noch in keinem Spiel bisher erlebt habe: Figuren sprechen durcheinander; soll heißen: Zwei "Sprachebenen" liegen übereinander. Spricht also eine Figur kann es vorkommen dass diese von einer anderen Figur wirklich unterbrochen wird, was sehr real wirkt und nicht abgehakt wie es sonst bei Spielen der Fall ist. Zu Beginn bedarf es etwas Gewöhnung, doch trägt es sehr schnell an Intensität bei.
Leider muss ich jedoch gestehen empfinde ich die Steuerung via SixaxiS dann auch hier etwas seltsam. "Schüttel den Controller zum Nachladen von Munition oder zum Abschütteln von Gegnern". Nun gut, klingt nicht schlimm, aber es fühlt sich einfach seltsam an. Ich kann es nur wieder und wieder betonen: Der SixaxiS taugt nicht für die Steuerung via Bewegung, zumindest nicht um Waffen oder andere spezifische Dinge zu simulieren. Oft kommt es jedoch nicht vor dass dieses Feature gebraucht wird, von daher drücke ich mal beide Augen zu.
Bleibt nur noch die Frage nach dem "Ist des denn nun ein Remake von Teil 1 oder nicht?". Die Antwort: Ja und Nein. Das Spiel hat einige Missionen die wirklich fast schon aus Teil 1 stammen könnten und daraus macht man keine großer Vertuschungsaktion. Es ist aber alles durch den Look und die neue Inszenierung deutlich intensiver und eine völlig neue Erfahrung. Abgesehen von einigen Déjà-vu-Erlebnissen bekommt man also ein völlig neues Spielerlebniss geboten.
Wer eine alternative Variante zu Silent Hill oder Resident Evil sucht sollte hier wirklich zugreifen. Das Spiel lohnt in jeder Hinsicht. Der Spaßfaktor bekommt dennoch "nur" zwei Sterne, weil es schlicht und ergreifend nicht so Spaßig ist die verunstalteten Figuren und Goreeinlagen zu sehen.