29.10.2008
Der Name ist Programm - trotzdem (oder gerade deshalb) gut zum Gruseln!
EINLEITUNG
Undurchdringlicher Nebel, rostbraune Wände, eine verstörende Geräuschkulisse und viel subtiler bis derber Grusel - diese Zutaten machten bereits den ersten Teil der Serie, die nun in die sechste Runde geht, zu einer echten Perle unter den Spielen, die unter die Haut gehen. Anders als bei vielen allein auf Splatter ausgelegten Titeln (wobei auch Blut und zerstückelte Leichen in nicht zu vernachlässigendem Umfang vorhanden sind) bezieht sich der Horror in erster Linie aus einer beinahe unerträglich beklemmenden Atmosphäre mit seltsam unnatürlich und fremdartig wirkenden Geschöpfen, die als Gegner auftreten. Silent Hill Homecoming ist ein beängstigender Psychotrip, der seinem Namen Programm verleiht. Nach dem zwischenzeitlichen Experiment mit Teil vier ("The Room") kehrt Silent Hill nun unverkennbar an seine Wurzeln zurück - mit allen Vor- und Nachteilen. Wer die Vorgänger gespielt hat, fühlt sich beinahe wie zu Hause (auch wenn man in dieser Welt sicher nicht beheimatet sein will): Innovationen waren seit Teil eins noch nie eine Stärke der Serie (oder gingen wie in Teil vier in die Hose), und auch dieser Teil bleibt dieser Tradition treu. Aber zum Glück nicht nur dieser einzigen: der Spieler bekommt erneut mehr von dem, was die Serie ursprünglich großartig gemacht hat.
In Deutschland erscheint der Titel erst im Februar, da er für den hiesigen Markt in seiner expliziten Darstellung wohl deutlich entschärft werden soll. Über den Sinn hierzu lässt sich streiten: Die Gewalt aus anderen Titeln wie Far Cry 2, in denen realistische Gegner vom Spieler auf grausame Weise bearbeitet werden, wirkt meines Erachtens wesentlich härter als die Darstellung dessen, was man in Silent Hill Homecoming zu sehen bekommt. Es ändert natürlich nichts daran, dass das Spiel nur für Erwachsene gedacht ist, doch das Spiel nutzt die Darstellung von Tod und Leichen durchaus in erster Linie zur Steigerung der unglaublich intensiven Stimmung dieser Orte, die sich irgendwo am Rande der Hölle befinden müssen. In wie weit die Entfernung dieser Elemente der Stimmung schaden muss sich zeigen, wenn die geschnittene Version in deutschen Läden steht (getestet wurde hier die ungeschnittene Version aus den USA).
STORY
Hier soll natürlich nichts verraten werden, nur so viel zum grundsätzlichen Setting: Der Soldat Alex Shepherd verlässt, von seltsamen und grauenhaften Träumen über seinen jüngeren Bruder geplagt, die Armee und kehrt in sein idyllisches Heimatdörfchen Shepherd's Glen zurück, um nach dem rechten zu sehen. Der Spieler darf gleich in den ersten Minuten einen solchen Alptraum hautnah miterleben, um danach zu erkennen, dass es mit der Idylle des Heimatortes vorbei ist. Dichter Nebel wallt durch die Straßen und Gassen, die Ortschaft wirkt seltsam unbelebt (wobei er dennoch immer wieder auf einzelne Personen aus seiner Vergangenheit trifft). Vater und Bruder sind verschwunden, nur die Mutter findet er in einem apathischen, kaum ansprechbaren Zustand im tristen und dunklen Heim. Der Horror beginnt, als alptraumhafte Kreaturen im Nebel des Örtchens auftauchen, und die Frage steht im Raum, was um alles in der Welt eigentlich passiert ist.
Die Silent Hill-Serie ist nicht unbekannt dafür, den Spieler mit Fragen zurückzulassen, anstatt ihm zu erklären, was er da gerade erlebt hat. Manche Teile machten es einfacher, andere beinahe unmöglich, zwischen den verschiedenen Ereignissen, Gesprächen und gefundenen Aufzeichnungen einen Gesamtzusammenhang zu entdecken und auf diese Art und Weise der eigentlichen Geschichte auf die Spur zu kommen. Entweder bin ich als Veteran der Serie inzwischen gewohnt, in der Art des gebotenen Story-Tellings zu denken, oder dieser Titel ist einer derjenigen, die es einem leichter machen: Auf jedem Fall tauchten in mir während des Spielens bald die ersten Vermutung auf, von denen sich immerhin einige als "wahrscheinlich" zeigten (ein "richtig" gibt es bei Silent Hill selten). In sofern kann ich nur sagen, dass die Verfolgung der Ursache in diesem Teil der Serie richtig Spaß macht, da die Hinweise nicht zu kryptisch gegeben werden und der Spieler daher nicht sofort zur Aufgabe in seinem Streben, das Spiel zu verstehen, gezwungen wird.
4 Sterne
ABLAUF
Die größte Schwäche des Titels sind sicherlich die inzwischen arg in die Jahre gekommenen Spielemechanismen, die seit Teil eins praktisch unverändert geblieben sind. Der Spieler erforscht Gebiete (Teilabschnitte von Städten oder großen Gebäuden), die zunächst komplex aufgebaut zu sein scheinen. Durch zahlreiche verschlossene Wege oder Türen, die sich erst nach der Erfüllung bestimmter Ziele öffnen, bemerkt man jedoch schnell, dass das Spiel extrem linear aufgebaut ist. Auf seinem Weg löst der Spieler recht einfache Rätsel, in dem er seltsame Gegenstände aufnimmt und sie an einem anderen Ort einsetzt. Oftmals geben kurze, fragmentarische Aufzeichnungen Hinweise auf den Lösungsweg.
Und natürlich gibt es da die Gegner - unnatürliche, pervers verdrehte Kreaturen, die direkt aus den schlimmsten Alpträumen zu kommen scheinen, und gegen deren Attacken sich Alex durch den Einsatz verschiedener Hiebwaffen wie Messer, Eisenrohre oder vereinzelt auch Schusswaffen zur Wehr setzt. Und hier gibt es tatsächlich eine (kleine) Innovation: Der Protagonist ist dieses Mal ein wenig agiler und kann im Kampf vielfältiger agieren. Sobald man die zusätzlichen Bewegungsmöglichkeiten verstanden hat, gehen die Kämpfe meines Erachtens leichter von der Hand als in den Vorgängern.
Aber insgesamt halten diese Dinge den Spieler schlichtweg bei Laune, während er sich tiefer und tiefer im Horror von Silent Hill verstrickt. Das pure Erleben dieser großartigen Atmosphäre macht das Spiel aus. Die Spannung, wenn man wieder eine kleine Information gefunden hat, die einem einen Hinweis über die Ursachen der Schrecken gibt, oder die nackte Angst, die sich gelegentlich einstellt, wenn ein einfacher Gang durchquert werden muss, da man genau weiß, dass gleich etwas passiert - das Spiel lebt zum größten Teil von seinen Geheimnissen, seinem Schrecken und seiner brillianten Atmosphäre.
4 Sterne
PRÄSENTATION
Eigentlich müsste das Spiel in diesem Punkt deutliche Abzüge bekommen, denn bei der Grafik hat man in keinster Weise die Möglichkeiten ausgeschöpft, welche die heutigen Technologien bieten (meine Version lief auf der Playstation 3). Die Texturen sind recht verwaschen, der Detailgrad der Landschaft und der Modelle für heutige Verhältnisse eher zweckmäßig und besondere Effekte sucht man vergebens. Dennoch vergebe ich in diesem Punkt die Höchstwertung. Das liegt an zwei Gründen:
Zum einen erfüllt die Grafik trotz der genannten Mängel ihren Zweck. Die ohnehin tristen und schmutzigen Orten werden in diffusem Licht bis hin zur beinahe vollständigen Dunkelheit präsentiert und ein sehr gutes Schattenspiel sind Resultate einer Grafikengine, die sich in keinster Weise in ihrem eigenen Selbstzweck badet, sondern trotz dem Verzicht auf technische Spielerein (oder vielleicht gerade deswegen) der Beklommenheit und der düsternen Atmosphäre des Settings voll gerecht wird.
Der noch wichtigere Punkt ist der brilliante Sound. Schon immer waren die Teile der Serie herausragender Beispiele dessen, wie Stimmungen des Spielers nur über Geräusche und beinahe meditativer aber vor allem seltsamer "Musik" manipuliert werden können. Homecoming zieht zusätzlich alle Register, die moderen Soundengines zur Verfügung stellen. Echtzeit-Verfremdungen des Klangs werden bewusst überspitzt eingesetzt, so dass die Geräusche in schmutzigen, kalt gefliesten Krankenhauszimmern klingen, als befände man sich in einer mit Metall ausgekleideten Höhle. Der klang hallt, und dennoch hat man das Gefühl, in einer klaustrophobisch engen Blechdose zu sitzen. Punktgenauer Surround-Sound lässt den Spieler die Quelle unheimlicher Geräusche von seltsamem Stöhnen, Babygeschrei oder kratzendem und kreischendem Lärm klar orten - nur um bei Erreichen des Ziels plötzlich aus einer ganz anderen Ecke zu erschallen.
Alles in allem hätte man besonders bei der Grafik mehr tun können, aber Silent Hill erreicht dennoch klar sein Ziel: Die Atmosphäre ist beängstigend, schmutzig, hässlich, verstörend. Der Spieler fühlt sich verlassen, isoliert und auf eine sehr seltsame Art und Weise einsam.
5 Sterne
FAZIT
Silent Hill Homecoming verzichtet gänzlich auf neue Konzepte, schafft es aber, die erfolgserprobten Zutaten neu zusammen zu mischen und auf diese Art und Weise etwas zu schaffen, das man wie eine neue Staffel einer liebgewonnenen Fernsehserie empfinden kann: Irgendwie ist einem alles bekannt, aber man möchte unbedingt wissen, was dieses Mal passiert. Dabei vergisst das Spiel nicht, den Spieler durch regelmäßige Kämpfe oder kleinere Rätseleinlagen zu fordern und bei Laune zu halten, ohne ihn dabei so zu strapazieren, dass er von der grandiosen Atmosphäre des Spiels abgelenkt wird.
Immer wieder stelle ich mir selbst die Frage, warum man ein Spiel spielen möchte, das man als durch und durch unangenehm empfindet - wahrscheinlich ist das eine Art Bungee-Jumping für Menschen mit Höhenangst. Mein Bedürfnis, mich zu erschrecken, zu gruseln und irgendwann mit einem Gefühl der Erleichterung die Konsole auszuschalten und das Licht wieder anzumachen, wurde jedenfalls von Homecoming voll erfüllt.
22.10.2008
Silent Hill Homecoming, für mich eine Entäuschung
Hi,
also ich habe das Spiel jetzt schon seit fast einer Woche durch und muss sagen das ich das Spiel am Anfang noch richtig gut fande. Allerdings lässt die begeisterung nach und nach ab.
Okay fangen wir an,
Es ist ein gutes Spiel allerdings in vergleich zu anderen Silent Hill Teilen (auser The Room) gar nicht zu vergleichen. Es kommt einfach nicht diese bedrückene Atmosphäre zustande die es bei fast jeden Silent Hill Teil gab. Sagen wir einfach, das Spiel ist krank aber nicht bizarr.
Überlegt mal warum das Spiel gekürzt werden muss. Genau, weil die Macher viel brutalität reingebracht haben und dabei leidet das Spiel drunter.
In den Vorgängern waren Wege zwar auch Vorgegeben aber in diesen Teil (!) lassen sich gegen Mitte des Spieles kaum noch Türen öffnen, abgesehen von denen bei den es auch weiter geht.
Die andere Welt (die Rostige, blutige Welt eben) ist langweilig und verlaufen kann man sich dort wirklich nicht. Auserdem fehlt mir das typiche, dass man z.B. das Hotel einmal in der Nebel Welt durchsuchen muss und einmal in der Parallelwelt.
Die Monster sind gut gelungen allerdings teilweise viel zu schwer. Würden wärend des Ladebildschirms nicht immer Tipps zur Monsterbekämpfung geben hät ich vielleicht das Spiel noch nicht durch da ich die lust daran verloren hätte.
Es wurden viele Sachen aus den Film übernommen, was nichts schlechtes heißen soll. Allerdings wurden auch "Obejekte" aus einen anderen Film genommen und zwar aus Hostel. Ja richtig gehört, naja wenn ihr es selber vielleicht mal spielt dann werden ihr bestimmt sofort erkennen wann es auf einmal zu Hostel wird, sofern ihr den Film kennt.
Genug gemeckert warum das Spiel drei Sterne bekommen hat? Normalerweise wollte ich es nur zwei Punkte geben... aber trozallem ich das Spiel jetzt schon seit knapp einer Woche durch habe, denke ich immer noch über dieses Spiel nach. Über die Story und das Ende, obwohl die Story nicht wirklich was neues ist. Auserdem ist der Soundtrack gut.
Wenn ich zu hart mit Silent Hill Homecoming ins Gericht gegangen bin und sich einige persönlich angegriffen fühlen dann tut es mir selbstverständlich leid. Bin trozdem der Meinung das Konami wieder übernehmen sollte.