18.04.2010
Mittelmäßiges Racing-Game
Nachdem Capcom 2008 die MotoGP Serie übernommen hatte, mussten die Fans im Folgejahr vergeblich auf einen aktuellen Teil warten, erst jetzt bekommen wir die Saison 2009 zum Spielen auf dem heimischen Sofa vorgesetzt. Macht es dennoch Spaß? Und was hat es mit der 10 im Titel auf sich? Wir beantworten die Fragen!
Alte und neue Lizenzen im Gepäck
"MotoGP 09/10" trägt nicht umsonst diese Jahreszahlen mit sich. Im Game enthalten ist das komplette Fahrerlager, die Bikes und Rennstrecken der letztjährigen Saison, zusätzlich können alle Neuerungen der 2010er Runde kostenfrei heruntergeladen werden. Was die Lizensierung betrifft, kann man also nicht meckern, denn man ist immer auf dem neuesten Stand.
Im Spiel selbst kann man jedoch nicht gleich auf das alles zurückgreifen. Um der Sache Motivation zu verleihen, muss frei gespielt werden, was das Zeug hält. Anfangs steht daher nur die 125cc Klasse zur Verfügung, später kommen dann noch die 250er und die 800er, inklusive ihrer Stars, hinzu. Damit nicht alles nach dem selben Schema abläuft, haben die Entwickler ihren Hirnschmalz angestrengt und "MotoGP 09/10" gleich fünf Spielmodi spendiert. Macht das Sinn? Und wo liegen die Besonderheiten?
Ein Spiel, fünf Modi
Die stinknormale Saison ist der wohl am wenigsten überraschende Modus, den das Spiel zu bieten hat, gleichzeitig aber auch der einzige, der einem die MotoGP original rüber bringt. Hier wählt man einen der nicht gesperrten Fahrer aus und bestreitet mit ihm eine komplette Rennserie. Je erfolgreicher das abläuft, umso besser natürlich für freischaltbare Inhalte und Trophies. Die Karriere ist da noch ein bisschen reizvoller. Zu Beginn, übrigens auch in der untersten Klasse der MotoGP, wird der eigene Charakter erstellt, dem folgt das eigene Team, das natürlich gemanagt werden muss. So wird der Spieler also nicht nur auf der Rennstrecke gefordert, sondern auch im Büro. Es gilt Angestellte zu verwalten, die Entwicklung des Bikes voranzutreiben und neue Sponsorenverträge unter Dach und Fach zu bringen. Um dabei bessere Karten zu haben, zählen eure Leistungen in den Rennen. Zum Einen spülen gute Platzierungen natürlich Geld in die Kasse, zum Anderen sorgen Prestige-Punkte dafür, dass man interessant für diverse Firmen wird, für die man dann werben kann. Das alles ist recht einfach aufgebaut und führt dazu, dass man schnell den Durchblick hat, wie so ein Team erfolgreich geführt wird. Abgesehen davon bringt dieser Management-Teil Abwechslung in das Renngeschehen und gestaltet damit die doch recht lange Saison etwas spannender.
Im Arcade Modus geht es darum, während einem Rennen möglichst viele Aufgaben zu erfüllen, bevor einem die Zeit ausgeht. Sobald man etwas erfolgreich absolviert, gibt's Bonus-Sekunden, die die Fahrt verlängern. Das Ganze kann man als Einzelrennen in Angriff nehmen, oder gleich als ganze Saison. Wirklich viel mit dem ursprünglichen Spiel hat das natürlich nicht zu tun, aber dafür stehen ja die anderen Modi zur Verfügung. Deshalb muss man Capcom zu Gute halten, dass wirklich versucht wurde, aus einem Thema, das nicht all zu viel Spielraum lässt, noch etwas zu kreieren, das sich von den üblichen Duellen auf der Piste etwas abhebt. Ob man es wirklich braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die letzten beiden spielbaren Bereiche erklären sich quasi von selbst. Rennen auf Zeit und der Multiplayer komplettieren "MotoGP 09/10", wobei beim Multi erwähnt werden muss, dass er sowohl online als auch über Splitscreen spielbar ist, was in der heutigen Zeit bei Rennspielen ja leider nicht mehr zur Selbstverständlichkeit gehört. Auch hier gilt wie so oft, dass die Couch-Duelle mit den Freunden den meisten Spaß bereiten.
Präsentation und Fahrgefühl
Soweit also zu den Möglichkeiten, die das Spielmenü so bietet. Kommen wir nun zu den Rennen an sich. Wie sieht das Ganze optisch aus? Wie ist der Sound? Wie fühlt es sich an? All das erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Schon während das Menü geladen wird, muss man leider die ein oder andere unschöne Kante in Augenschein nehmen, auch die Grafik im Rennen an sich ist nicht mehr unbedingt auf dem neuesten Stand. Die Bikes und Fahrer sehen trotz etwas unscharfer Sponsorenlogos echt schick aus, auch der Asphalt lässt sich sehen, doch alles außerhalb der Strecke wirkt etwas lieblos, obwohl an viele Details gedacht wurde. Schon am Start ähneln Grid Girls und Mechaniker eher Marionetten als Menschen, wenn man dann unterwegs ist, muss man feststellen, dass Wiesen und Kiesbette nicht gerade echt aussehen, sondern sehr steril, fast wie aufgemalt. Ähnliches gilt für die Tribünen. Fans sind zwar vorhanden, doch Stimmung will keine aufkommen, da sich auf den Rängen einfach nichts tut. Weder werden Fahnen geschwenkt, noch bewegt sich sonst etwas - Totenstille ist angesagt! Glücklicherweise ist auf der Piste meist so viel los, dass die Mängel außerhalb nicht großartig beachtet werden, optimale Optik ist jedoch definitiv etwas anderes. Auch die Tontechnik ist leider nicht gerade das, was man sich von einem Motorradrennen so vorstellt, was in erster Linie an den Sounds der Bikes festzumachen ist. Man hat hier vielmehr das Gefühl ein paar kleinen Mopeds zuzuhören, anstatt kraftvollen Rennmaschinen. Auch die musikalische Untermalung mit diversen Songs aus der elektronischen Ecke ist nicht unbedingt das, wofür ein Motorrad-Rennspiel steht. Allerdings ist der optimale Soundtrack bei einem solch breiten Publikum wirklich nicht all zu leicht zusammenzustellen, daher geht der von "MotoGP 09/10" schon in Ordnung, da er nicht all zu penetrant ist und in den richtigen Momenten noch etwas Dynamik ins Geschehen zaubert. Was man sich jedoch bei dem deutschen Sprecher gedacht hat, bleibt rätselhaft. Das fängt schon damit an, dass seine Stimme selbst auf der höchsten Lautstärke viel zu leise ist, wird dazu mit seinen dämlichen Sprüchen, die sich teilweise mehrere Male direkt hintereinander wiederholen, schon fast ins Lächerliche gezogen. Zum Glück kann man das in den Sound Optionen ganz abstellen, einen faden Beigeschmack hat es dennoch.
Wer puren Realismus von "MotoGP 09/10" erwartet, der wird herbe enttäuscht werden. Jedes Rennen dauert nur schlappe drei Runden, was auch nicht abgeändert werden kann. Somit ist taktieren nicht möglich, auch die Boxengasse wird damit völlig unnötig - echtes Rennfeeling kommt da trotz dem vollen Programm um Training, Qualifikation und Rennen nur bedingt auf... schade! Auch die Steuerung macht das ein bisschen kaputt. Zwar hat gibt es mit Ducken, Gewichtsverlagerung und einzelnen Bremsen für Vorder- und Hinterrad alle vorstellbaren Tastenbelegungen, doch das eigentliche Lenken muss schon extrem gefühlvoll von statten gehen, wenn man nicht auf der Piste hin- und hereiern will. Ausflüge ins Kies sind daher nicht nur für Anfänger an der Tagesordnung, auch die Gegner werden des öfteren gerammt, da es um deren K.I. jedoch nicht all zu gut bestellt ist, bekommt man früher oder später einen Rempler zurück, was doch sehr nervig ist. Eine perfekte Runde abzuliefern ist deshalb fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Erschwerend kommt hinzu, dass kein Unterschied spürbar ist, ob es trocken ist, oder ob Wasser auf der Strecke steht. Wenn die Reifen nicht einmal ans Wetter angepasst werden aussehen, brauch das einen aber auch nicht wirklich zu wundern. Das letzte große Manko wäre die Cockpit-Perspektive. Zwar sieht sie recht schick aus, auch der Blick auf die Strecke ist so, wie man sich das vorstellt, aber schaut man nach links und nach rechts, so sind keine (!) Hände am Lenker sichtbar - autsch, das tut weh!
Fazit
"MotoGP 09/10" hat großes Potential, aber eben auch sehr viel durch eklatante Fehler verschenkt. Man muss schon wirklich motiviert bei der Sache bleiben und sich besonders an die nicht all zu gut gelungene Steuerung gewöhnen, doch dann hat man durchaus seinen Spaß mit dem Game, besonders der Multiplayer sollte für einige ereignisreiche Stunden vor der Konsole sorgen. Der ganz große Wurf ist mit diesem Spiel sicher nicht geglückt, wer aber mit Bikes etwas anfangen kann und nicht unbedingt auf die perfekte Rennsimulation besteht, sollte "MotoGP 09/10" zumindest einmal antesten.