23.04.2010
Das Leben wie es sein soll ...
Just Cause 2 habe ich mir gekauft, weil ich nicht gerne Spiele spiele, die einem zu sehr vorgeben, was man machen muss. Sicher ist sowas ab und an ganz nett, aber man möchte beim Spielen ja abschalten und sich nicht auch dort noch starren Regeln unterwerfen ;)
Und genau dazu ist JC2 gedacht und prädestiniert!
Die Hintergrundgeschichte ist im Grunde nur ein nettes Beiwerk und spielt somit nur eine untergeordnete Rolle. Die ersten beiden Missionen nach dem Spielstart stellen das Tutorial dar und machen den Spieler mit der Steuerung vertraut. Nach Abschluss der zweiten Mission ist man frei zu tun, was man möchte. Die (riesige!) Insel erkunden - per Flugzeug, Auto, Motorrad, Boot, Hubschrauber, zu Fuß? Kein Problem! Den Einwohnern das Leben schwer machen? Aber immer! Aufträge der verschiedenen Fraktionen annehmen? Gerne doch! Oder doch lieber dem Haupterzählstrang folgen? Alles ist möglich! Die einzelnen Eckpunkte und meine Bewertungen:
Setting
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Eine tropische Insel namens Panau im Südost-Pazifik ist der Schauplatz von JC2. Man wird als Agent eingeschleust und verdingt sich im Laufe des Spiels als Söldner bei verschiedenen Gruppierungen, um die lokale Regierung zu schwächen und weitere Agenturmissionen (Hauptspiel) freizuschalten. Die meiste Zeit aber wird man ohne Aufträge über die Insel und ihre Landschaften streifen und ausprobieren, was alles möglich ist. Tiefgang in Story oder Charakteren wird man allerdings nicht finden. Die Hauptgeschichte dient nur als Kulisse für das Spiel und bietet weder überraschende Wendungen, noch eine wirkliche Bindung zu den Charakteren. Eastereggs findet man ebenfalls - unter anderem die Insel aus der TV-Serie "Lost", was den Forscherdrang noch unterstützt.
Grafik
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Vorab: Die Weitsicht ist gigantisch! Es gibt keinerlei Ruckler im Spiel und die Landschaft ist durchweg schön gestaltet. Nette (und wichtige) Details wie platzende Autoreifen und anschließendes Funkensprühen der Felgen des Fahrzeugs oder korrekte physikalische Verhaltensweisen von Gegenständen und Gegnern bestimmen die Spielumgebung. Explosionen machen Krach und Spaß - man fühlt sich wie in einem überdrehten Actionfilm a la James Bond. Die Spielfigur hätte allerdings besser gestaltet und animiert werden können. Sie wirkt etwas steif und ungelenk - gerade beim Laufen oder Ausweichen. Aber dem Spielspaß tut dies keinen Abbruch. Die Cutscenes sind ebenfalls in Spielgrafik gehalten und erinnern an GTA IV. Aber da die Hintergrundgeschichte nur eine untergeordnete Rolle spielt, kann man hierüber auch hinwegsehen.
Sound
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Hintergrundmusik ist recht spärlich vorhanden, stört aber auch nicht, wenn sie mal zu hören ist. Die Effekte sind stimmig und kraftvoll, sodass man endlich mal was von seinem Surround-System hat. Wenn man mit einem LKW eine Diktator-Statue einreisst und diese dann ein Treibstofflager beschädigt, welches daraufhin explodiert, lacht das Actionspielerherz!
Handlungsfreiheit
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Hier spielt JC2 seine Stärken und den eigentlichen Spielspaßgarant aus: Man kann so gut wie alles machen, wozu man Lust hat. Und das mit dem Ziel, unter den Inselbewohnern möglichst viel Chaos anzurichten. Ein Beispiel: Man erhält den Auftrag, eine feindliche Basis zu infiltrieren und die Treibstofftanks dort zu zerstören. Die übliche vorgehensweise in anderen Actionspielen wäre, sich reinzuschleichen, Sprengsätze an den Tanks zu befestigen und dann selbige aus sicherer Entfernung zu zünden. Alternativ kennt man auch die Vorgehensweise, dass man sich Stück für Stück vorarbeitet, Gegner ausschaltet und am Ende eben die Tanks zerstört. Beides ist in JC2 zwar auch möglich - aber mal ehrlich: es ist auf Dauer eintönig. Eine interessantere Alternative ist z.B. folgende: Man kapert einen Hubschrauber, kettet einen LKW an diesen, fliegt über die Basis und wirft den LKW auf die Tanks, die dann zerstört werden und die "bösen Buben" gleich mit erledigen. Ein weiteres Beispiel gebe ich noch in Bezug auf Verfolgungsjagden: Normalerweise versucht man dabei, den feindlichen Fahrzeugen auszuweichen oder die Gegner auszuschalten, indem man auf sie schiesst. Es ist aber ungleich lustiger, wenn man das Verfolgerfahrzeug mittels Multifunktions-Enterhaken an eine Hauswand kettet und das Fahrzeug aufgrund dessen ein lustiges Muster in der Mauer hinterlässt. Alternativ kann man auch zwei Verfolgerfahrzeuge aneinanderketten und einem Fahrzeug die Reifen zerschiessen - auch ein sehr amüsantes Erlebnis. Der Enterhaken spielt bei der Handlungsfreiheit mit die wichtigste Rolle. Mit ihm kann man die beschriebenen Dinge erledigen - und sich aber auch an Wolkenkratzern hochhangeln und anschliessend mit einem Gleitschirm vom Dach springen, auf einem Auto landen und sofort weiterfahren.
Steuerung
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Egal ob zu Fuß, mit dem Flugzeug (inkl. Passagiermaschinen!), Hubschrauber, Luftkissenboot, Auto, Motorad oder LKW: die Steuerung ist unkompliziert und schnell erlernt. An den effektiven Einsatz von Enterhaken und Gleitschirm muss man sich erst gewöhnen, das geht allerdings recht schnell vonstatten und sollte nach den beiden Einführungsmissionen gut von der Hand gehen. Autos lenken sich wie bei GTA IV oder jedem anderen Rennspiel, Hubschrauber machen auch keine großeren Probleme und Flugzeuge verursachen nicht nur ordentlich Chaos, wenn sie in eine feindliche Basis gesteuert werden - sie sind auch praktisch, wenn man die gigantische Welt erkunden will. Bei den Flugzeugen ist die Steuerung allerdings etwas schwammig und teilweise ungenau.
Kämpfe
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Man kann 2 Einhandwaffen tragen (z.B. eine Pistole und eine MP, oder 2 MPs oder eine abgesägte Schrotflinte und einen Revolver, oder...) und zusätzlich eine Zweihandwaffe (Sniper, Sturmgewehr, Maschinengewehr,...) sowie Granaten und fernzündbare C4-Ladungen und im Nahkampf nutzt man seinen Enterhaken, um den Gegner zu verprügeln. Ein nettes Feature bei den Waffen: Geschützstellungen lassen sich teilweise abmontieren und somit mobil einsetzen. Da man wirklich alle Freiheiten hat, gestalten sich die Kämpfe äußerst abwechslungsreich - wenn man denn will. Einziges Manko: Scripts! Das bedeutet, dass man Gegner töten kann, die etwas entfernt stehen bevor (!) man das Script auslöst. Geht man dann weiter und löst somit das Script aus, sind die Gegner wieder da. Vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt, aber es sollte ungefähr klar werden, was ich meine. Ein erstes Beispiel dafür kann man direkt bei der ersten Mission nach der Hubschrauberlandung bei der Brücke mit den beiden Gatling-Geschütztürmen beobachten. Ansonsten leistet sich JC2 keine Schwächen. Das Zielsystem ist auch für Anfänger geeignet. Man muss nicht genau zielen, es reicht, wenn man den Gegner "ungefähr" anvisiert um ihn zu treffen. Dennoch bringt genaues Zielen auch Vorteile, denn nur so kann man mit Kopfschüssen oder Arm-/Beintreffern arbeiten. Es macht aber auch Spass, die Gegner von Mauern und Brüstungen zu ziehen. Ein Gegner steht zu weit oben, um ihn gezielt ausschalten zu können? Kein Problem: einfach den Enterhaken auspacken und auf den Gegner zielen - schon stürzt er in die digitalen Jagdgründe und man hat seine Ruhe.
Ambiente
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Die Ortschaften sind nett anzusehen, wirken aber recht leblos bzw. wenig abwechslungsreich. Die meisten Gebäude kann man nicht betreten. Wen das bei GTA IV nicht gestört hat, dem macht das hier auch nichts aus. Die Handlungsfreiheit macht vieles wett. Für komische Zwischeneinlagen sorgen die Radio- und TV-Sendungen mit Propagandameldungen des Diktators von Panau. Es macht einfach Spass, wenn die verursachten Anschläge in den Medien heruntergespielt werden. Panau selbst ist in verschiedene Klimazonen unterteilt. Man findet Wüsten genauso wie verschneite Gebirgslandschaften oder tropische Dschungelwelten. Und spätestens wenn man an einem lauschigen Strand steht und den Sonnenuntergang - dank dynamischem Tag-Nacht-Wechsel - beobachtet, weiss man, dass man hier nichts flasches gekauft hat.
Fazit/Limited Edition
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"Open World at it's best" - So könnte man JC2 beschreiben... und hätte doch nur grob umrissen, wie es sich spielt, wie es sich anfühlt. Es macht einfach Spass, wenn man sich drauf einlässt. Wer einen klar vorgegebenen Handlungsfaden bevorzugt, wird hier nur schwer klarkommen. Wer gerne auf eigene Faust loszieht und Missionen oder die Haupthandlung dann machen möchte, wann ER will, der ist hier richtig, ähnlich wie bei [Prototype]. (Fast) alles kann, nichts muss. Die Limited Edition bietet zudem noch einen Bonuscode, mit dem man spezielle Waffen, Items und Fahrzeuge freischalten kann, die dann beim Schwarzmarkthändler erworben werden können. Außerdem ist dort eine Faltkarte von Panau enthalten, die einige Sehenswürdigkeiten und Orte aufzeigt, wie zb. die Fraktionsbasen oder den Flughafen. Ob das den Aufpreis wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Allerdings gibt es die LE auch schon in diversen Läden für unter 60€, womit die Entscheidung nicht schwer fällt.