20.10.2009
Traurig - Was kommt nach Fallout?
Ja, richtig gelesen. Taurig. Ich war traurig, nachdem ich Fallout 3 durchgespielt hatte! Wie kam es dazu:
Fallout 3 glänzt ganz klar durch die klasse Grafik, eine wahnsinns Atmosphäre und unglaubliche Freiheit. Am Anfang hatte ich einen Hauch von Skepsis, ob dieses Spiel wirklich etwas für mich ist, aber schon nach wenigen Spielminuten hat mich dieses Spiel gefesselt.
Was ich besonders an diesem Spiel schätze ist das VATS-Kampfsystem, hiermit haben Spieler, die mit den Sticks des Controllers nicht so schnell zielen können, wie Mausnutzer, die Möglichkeit in Ruhe wenigstens ein paar gezielte Schüsse abzugeben.
Weiterhin kann man seinen Charakter auf so viele Weisen von Level zu Level verbessern, dass es sich lohnt das Spiel nochmal mit einer ganz anderen Ausrichtung zu spielen.
Die Freiheit in Fallout 3 ist grandios. Es gibt fast keine Grenzen (totale Bewegungsfreiheit), diese Freiheit hat man auch in den Handlungssträngen. So gibt es eine Handlung, die sich durch das Spiel zieht, aber man bekommt jede Menge Nebenaufträge, die gut belohnt werden und teilweise recht zeitintensiv sind und so den Spielspaß nochmal richtig anziehen.
Pro:
- klasse Grafik
- tolle Handlung
- absolute Bewegungsfreiheit
- Freiheit, welche Aufträge man absolviert und wie (gut/böse)
- Charakter vielfältig "erweiterbar"
- Kampfsystem soz. wählbar (VATS oder Shooter)
Contra:
nichts
Fallout 3 hat mich süchtig gemacht. Hatte mir es extra für den Urlaub gekauft und in 2 Wochen jeden Tag mindestens 6 Stunden gespielt - und das obwohl ich nicht so der Hardcore-Gamer bin, aber dieses Spiel hat mich süchtig gemacht.
Nachdem ich es durch hatte, war ich etwas traurig - was kann diese Lücke füllen? :)
16.10.2009
Ein Kunstwerk
Fallout 3 ist vielleicht eine der größten und wichtigsten Dystopien der Videospielgeschichte. Es beweist, dass das noch junge Medium immer mehr zur Kunstform wird. Selten hat ein Spiel Gesellschaftskritik in einem derartigen Umfang geboten. Im Spiel wird die Hauptfigur 200 Jahre nach der Apoklaypse geboren. Welche Apokalypse? Vielleicht ein Atomkrieg, genau wird das nie erwähnt. Stilistisch in den 1950ern stecken geblieben, ein Sinnbild für die Euphorie einer gesunden Gesellschaft, im Hintergrund doch immer die Angst vor der Bombe, liegt Nordamerika in Trümmern. Das Konzept der glücklichen amerikanischen Familie, der heilen Welt, wird ad absurdum geführt, wenn man mit seiner Figur durch das Ödland von Washington D.C. läuft. Pure Anarchie wirft einen gewaltigen Schatten auf die zaghaften Versuche den Ideen der Vergangenheit gerecht zu werden. Wenn man sein portables Radio andreht, hört man den patriotischen Präsident mit dem passenden Namen Eden und seinen Visionen: ein sauberes, glückliches Amerika. Schaltet man einen Sender weiter, hört man Three Dog, der die Gegenwart zynisch wiedergibt. "Ghoule haben Seelen." In der Welt von Fallout 3 werden die Fehler der Vergangenheit wiederholt. Ghoule, eine durch Strahlung neu entwickelte Ethnie, im Endeffekt immer noch menschlich, werden geächtet, getötet, versklavt. Ein Schelm, wer da an Themen wie Apartheit oder Sklaverei denkt. Dann wird schließlich Musik gespielt. Es läuft gerade Bob Crosby. Es folgen Roy Brown, The Ink Spots. Auch akkustisch ist die Welt in den 1950ern steckengeblieben. So erforscht man die große Welt (etwa so groß wie die von GTA San Andreas) mit den verrauschten, fröhlichen Melodien im Hintergrund. Ein herrlicher Kontrast mit satirischem Charakter. Man lernt andere Menschen kennen, von denen man Aufträge bekommt. Wie man diese ausführt, bleibt einem selbst überlassen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten. Ist man aufrichtig und human? Oder fügt man sich der Gesetzlosigkeit des Ödlands? Die Ellenbogengesellschaft ist in Fallout 3 noch ausgeprägter, als sie es in unserer Welt ist. Oder vielleicht nur sichtbarer aufgrund der Umstände. Das alles gibt Denkanstöße.
Die Hauptstory an sich ist sehr kurz und eher bodenständig. Es gibt keine größenwahnsinnige Despoten oder Götter, der große Gegenspieler ist das Leben selbst. Die Welt will erlöst werden, egal wie. Wie das schließlich erreicht werden kann, ob dies überhaupt möglich ist, soll hier nicht verraten werden. Was den größten Reiz ausübt sind die vielen Quests, die man nach Belieben ausüben kann. Diese kleinen Geschichten sind liebevoll ausgearbeitet und nicht linear.
Auch das Erkunden der Welt macht Freude. Im Gegensatz zu anderen Spielen mit Sandkastenprinzip haben Elemente wie Fabrikruinen und sogar kleine, unbedachte Lager, eigentlich unspektakulät, ihre Funktion. Überall passiert etwas, alles ist Teil der Atmosphäre. Selbst wenn keine Gegner ihr Gebiet verteidigen wollen, wird man von der Atmosphäre gefangen genommen. Gerade die Ruhe des Ödlands lehrt Ehrfurcht. Riesige Gegnergruppen wären schlichtweg unrealistisch gewesen. Die spärlich umherwanderten Gegner, angefangen bei Raiders, ausgestoßenen Outlaws in bester Mad Max Manier, über grotesk enstellten Tieren wie Maulwursratten oder Skorpionen, bishin zu Supermutanten und ekeligen Missgeburten namens Zentauren, hinterlassen einen bleibenden Eindruck. In unterirdischen Komplexen gibt es Schockmomente, von der neuere Teile von Resident Evil nur träumen können.
Grafisch ist das Spiel überzeugend. Ich persönlich finde es immer schrecklich, wenn man ein Spiel an der Grafik misst. Kleinkariertes Rummakeln an zu niedriger Auflösung und den zwei, drei pop-Ups, die es hier gibt, kann ich nicht ernst nehmen. Es gab Zeiten, da hat man bei einem Super Mario 64 die Kinnlade unten gehabt. Wieso muss nun die Grafikpracht eines Fallout 3 pathologisch auf Fehlerchen geprüft werden?
Auch das kritisch beäugte Kampfsystem gefällt mir. In der Egoperspektive machts am meisten Spaß. Die Third Person sieht unrealistisch aus. Das VATS System ist gut und gerade in schweren Kämpfen sinnvoll. Man tut aber auch nichts falsches, wenn man actionreich spielt. Mit dem rundenbasierten Kampfsystem der Vorgänger hat das nichts mehr zu tun, ist aber trotzdem gut.
Fallout 3 gehört zu den besten Spielen, die ich jemals gespielt habe. Wer Lust auf ein erwachsenes und faszinierendes Abenteuer mit PERFEKTER Atmosphäre hat, sollte sich das Spiel ohne Zögern zulegen.