22.01.2010
Enttäuschend...
Darksiders hat eine comic-ähnliche Grafik, die Geschmackssache sein mag, mir aber eigentlich recht gut gefallen hat, wenn man mal davon absieht, dass sie teilweise etwas grobpixelig ist. Die dargestellten Hintergründe sich endlos erstreckender Schluchten aus Häuserruinen, durchbrochen durch Höllenzacken und riesige Eisenketten fangen eine postapokalyptische Stimmung optisch recht gut ein.
Das waren die Vorteile des Spiels, alles weitere fällt nur noch unter die Kategorie Nachteile...
Ich hatte im Vorfeld offensichtlich den Fehler gemacht, mich nicht sonderlich über das Spiel zu informieren, ich hatte nur vom Setting gelesen (der apokalyptische Reiter Krieg muss sich nach der zu früh hereingebrochenen Apokalypse Himmel und Hölle gleichermaßen erwehren und durch Dämonen- und Engelhorden hacken) und dachte "Ja super, dieses Spiel muss ich haben!" Ich freute mich auf ein Spiel mit viel Action, einem tollen Setting und einem interessanten spielbaren Charakter, und die ersten 1-2 Std Spielzeit, in denen man die Apokalypse und manch anderes effektreiches Feuerwerk erlebt, schienen diese Erwartung zu erfüllen. Aber umso herber war dann im Weiteren die Enttäuschung, als das Spiel zusehends eintöniger und liebloser und die großen Schwächen deutlich wurden.
Das Spiel führt eine eigene Statistik hierüber: ich hatte nach dem Durchspielen 14 Std Gesamtspielzeit (die Spieldauer ist also recht mittelmäßig), wovon ich 2 Std 20 Min im Kampf verbracht habe. Der Rest bestand zum einen aus laufen, laufen, laufen; teilweise durch ewig lange, leere Tunnel und Korridore, die keinerlei Sinn hatten, außer Zeit zu verschwenden. Und zum anderen aus Rätseln. Ich habe nicht sonderlich viel Erfahrung mit Rätselspielen, ich spiele sie nicht sonderlich gerne. Trotzdem waren große Teile der Rätsel tatsächlich so einfach, dass man sie im Halbschlaf lösen konnte, aber eine kleine Handvoll hat mich schier zur Verzweiflung gebracht. Und jedesmal wenn ich kurz davor war, den Controller wütend & frustriert in den Fernseher zu schmeißen dachte ich mir "verdammt nochmal, ich spiele Krieg!! Wieso muss ich mit irgendwelchen Schaltern irgendetwas in Bewegung setzen, anstatt einfach das ganze verdammte Gebäude abzureißen, wie es sich für den Krieg gehören würde??"
Ich hatte mich auf ein Actionspiel gefreut, nicht auf ein Jump'n'Run mit Actionelementen... diese Actionelemente sind übrigens genauso frustrierend wie die Rätsel. Das komplette Kampfsystem ist vollkommen undurchdacht und unbalanciert. Man hat drei Nahkampfwaffen (Schwert, Sense und Panzerhandschuh). Diese Waffen sind in Kombos nicht miteinander kombinierbar, was zumindest bei der Sense natürlich logisch ist, aber wenn man schon die Kombination aus Schwert & Hand wie bei DMC4s Nero oder dem neuesten Prince of Persia übernimmt, hätte man auch Kombos einbauen können, die beides gleichermaßen nutzen. Also benutzt man faktisch immer nur eine Waffe, für die eine Taste (Rechteck fürs Schwert, Dreieck für Panzerhandschuh oder Sense) ausreicht. Scheinbar nützliche Kombos wie etwa der Aufwärtshaken, bei dem man einen Gegner in die Luft schleudert, oder der Rundumschlag, bei dem Gegner weggestoßen werden, sind eigentlich vollkommen sinnfrei: bei zahlreichen kleinen Gegnern benutzt man sie nicht, da diese ohnehin nach wenigen Schlägen vergehen, bei einzelnen großen Gegnern haben sie keinerlei Wirkung. Damit braucht man die Komboliste eigentlich nicht, man spammt einfach so lange den einen Angriffsbutton, bis irgendwann der Kreis-Button für den Finishing-Move aufleuchtet (diese Finishing-Moves sind zwar ganz nett, man hat sich aber sehr schnell an ihnen sattgesehen).
Ebenso verhält es sich mit dem Blocken: schwache Gegner blockt man nicht, da sie ohnehin kaum Schaden anrichten und schnell sterben, während man starke Gegner (die man dann doch gerne blocken würde) gar nicht blocken kann, diese prügeln einfach durch die Abwehr hindurch. Das führt auch den Block-Gegenangriff (der in Spielen wie Assassins Creed oder Heavenly Sword ein sehr wichtiges Kampfelement ist) komplett ad absurdum (es gibt sogar eine Gegnersorte, die einem bei gelungenem Gegenangriff zusätzlichen Schaden zufügt!). Einzig nützlich ist das Ausweichen. Somit bestehen die Kämpfe eigentlich nur aus wildem Gehämmer des Rechteck-Buttons, gelegentlichem Ausweichen, und schlussendlichem Finishing-Move.
Zwar verfügt man auch über Fernkampfwaffen, eine Pistole (auch hier lässt Devil may Cry grüßen, aber die hier ist sogar noch toller weil die ist ja vierläufig!!) und eine Wurfklinge, jedoch ist der Schaden den die beiden anrichten einfach lächerlich und ihre Handhabung viel zu fummelig, als das sie wirklich nützlich wären. Die Zornkräfte sind gegen viele schwache Gegner teilweise übermächtig, gegen einzelne starke wiederum recht nutzlos... die Chaosgestalt hingegen ist gegen schwache wie auch starke Gegner viel zu mächtig (durch zweimaligen Einsatz habe ich in einem Bosskampf fast kein Leben verloren).
Ebenso sinnfrei wie das Kampfsystem ist Kriegs Charakterdesign. Das Spiel richtet sich eindeutig an eine bestimmte Zielgruppe, an die, die gerne mal was richtig Böses spielen wollen, und zwar je pözer desto r0xx0r!! Ich gehöre da selber auch dazu, dass gebe ich gerne zu, auch ich habe meinen Todesritter bei WoW. Aber angesichts der überwiegenden 5-Sterne-Rezensionen habe ich offensichtlich trotzdem sehr ungewöhnliche Vorstellungen, denn ich persönlich verbinde mit "Krieg" etwas anderes als den schalterschiebenden und rätsellösenden, willen- und charakterlosen Hampelmann, den man in diesem Spiel steuert. Zwar ist man eine beeindruckende Gestalt in Panzerrüstung und mit einem gewaltigen Schwert, tritt gegen teilweise hausgroße Dämonen an und hat die körperliche Stärke, Güterzüge zu verschieben oder manche Dämonen einfach in der Mitte auseinanderzureißen. Aber trotzdem steht der arme Krieg hilflos vor allen möglichen allzu weltlichen Hindernissen und muss sich vor allem das ganze Spiel hindurch von einem unfassbar nervtötenden Wichtel herumschubsen lassen und auch von anderen Leuten Befehle entgegennehmen ...und nimmt dies ohne das geringste Widerwort oder irgendeine Reaktion einfach hin. Krieg ist so gesprächig wie der Terminator (was ja nicht ganz unpassend ist) und hat dabei den charakterlichen Tiefgang eines Toasters; er wirkt weniger wie ein apokalyptischer Reiter als vielmehr wie irgendein dahergelaufener sterblicher Kerl, der halt zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Alles in allem macht das Spiel den Eindruck, als haben die Designer diverse Elemente erfolgreicher Spiele der letzten Jahre genommen, in ein Programm gequetscht und dann einmal lieblos umgerührt. Jedesmal wenn ich Krieg sehe muss ich unweigerlich an die optisch ähnliche Erscheinung eines gewissen populären Lichkönigs denken. Das Kampfsystem ebenso wie das Einkaufssystem, in dem man all die eigentlich überflüssigen Fähigkeiten und Kombos mittels gesammelter Seelen kaufen kann sind von Devil may Cry 4 abgekupfert (God of War kann ich leider nicht zum Vergleich heranziehen, da ich es (noch) nicht kenne). Bei einem der Rätsel-Elemente muss man sich mittels orangener & blauer Portale (nichtmal in der Farbgebung waren die Designer innovativ...), die man an bestimmten Punkten in der Welt erzeugen kann, fortbewegen - Valves Portal lässt herzlich grüßen. Und so weiter...
Wenn es einen nicht stört, dass ein Spiel trotz großem Potential nicht den geringsten Tiefgang in Story- oder Charakterdesign aufweist, dass es alle möglichen Spielmechaniken irgendwo abgeguckt und lieblos zusammengebacken hat, wer gerne minutenlang durch sinnfreie Tunnel läuft und hüpft, und wer anspruchslose Schalter- und Schieberätselchen genauso gern mag wie denkfreie One-Button-Kampfsysteme, der wird mit diesem Spiel zweifellos kurzweilige, glückliche Unterhaltung erleben. Diejenigen, die sich hierbei allerdings nicht angesprochen fühlen, sollten ihr Geld lieber verbrennen als es für dieses Spiel auszugeben...