16.03.2007
Zorn der Götter
Ein Actionspiel allein sorgt mittlerweile längst nicht mehr für Aufsehen, weder als PC- noch als Videospiel. Sind jedoch unverkennbare strategische Elemente enthalten, so horcht doch mangels Masse der ein oder andere Konsolenfreak auf. Schließlich ist das Strategiegenre seit Anbeginn der Videospielzeit weder in punkto Quantität noch Qualität überaus gesegnet. Demzufolge verdient „Wrath Unleashed“ – welches sowohl für die Sony Playstation 2 als auch die X-Box von Microsoft erschien – überdurchschnittlich viel Beachtung, keine Frage. Leider – und jetzt kommt es – haben wir es letztlich definitiv nicht mit einem qualitativ besonders hochwertigen Game zu tun. Ich berichte Euch jedenfalls über die PS2-Fassung, die – wenn überhaupt – nur mit Hängen und Würgen durchschnittlichen Ansprüchen genügen kann. Daran ändert insgesamt auch nichts, dass wir es mit einer Berücksichtigung des Multiplayerspaßes zu tun haben, denn ich in dieser Form überhaupt nicht erwartet hatte. Bis zu vier Gleichgesinnte dürfen sich nämlich gemeinsam austoben, das ist (immerhin) sehr lobenswert.
Vor einem mystischen Hintergrund werden wir Zeuge erbitterter Machtkämpfe zwischen vier mächtigen Herrschern. Dabei handelt es sich keineswegs um „gewöhnliche“ Herrscher, sondern um Elementarkräfte göttlichen Ursprungs, welche in der Folgezeit Heerscharen an Armeen um sich versammeln und gegeneinander zu Felde ziehen. Dass diese aufgrund der Streitigkeiten um begehrtes Territorial aufeinander nicht gut zu sprechen sind, lässt allein der Titel (bedeutet so viel wie „entfesselter Zorn“) vermuten, am Liebsten würden sie die Konkurrenten komplett von der Bildfläche fegen. Dabei bedienen sie sich nahezu unendlich vorhandener monströser Kreaturen, die sie weit verstreut an unterschiedlichen Orten, an denen es jeweils „mächtig brennt“, einsetzen, damit sich diese dort zerfleischen. Dabei ist der strategische Anteil gar nicht einmal so gering wie von mir ursprünglich befürchtet, in etwa hält sich dieser mit dem Actionpart ungefähr die Waage. Auf einem dreh- und zoombaren Spielfeld (sechseckige Hex-Felder) bewegen wir als einer jener gottähnlichen Wesen unsere Truppen und wagen uns in die Schlachten. Bemerkenswert: der Multiplayerteil erlaubt es uns, zu viert sowohl gegeneinander als auch miteinander aktiv zu werden (Versus- bzw. Koop-Modus), bestreiten wir dabei nicht die Kampagne (eine Art Story-Modus), dürfen wir die Stärke der Truppen und auch die einzelnen Bedingungen für Sieg und Niederlage festlegen. Rundenweise werden die Einheiten verschoben, wobei es automatisch zum Gefecht kommt, betreten wir ein vom Feind besetztes Terrain. Einige Felder hingegen frischen unseren Vorrat an Magie auf oder erweitern sogar diesen, auf anderen haben wir kurz Zeit, uns wichtige gefallene Einheiten wiederzubeleben. Nur wer gut durchdacht seine Truppen marschieren lässt, wird schließlich als überlebende Gottheit übrig bleiben.
Die Kämpfe an sich laufen dann aber in Echtzeit ab, spätestens dann ist es vorbei mit der Ruhe. Genug der Planung und auf in die Schlacht. Auf den 3D-Feldern wird im Falle der Kollision verfeindeter Truppen herangezoomt, so dass wir die direkte Kontrolle der jeweiligen Einheit übernehmen und im Aufeinandertreffen mit dem Feind dessen Angriffen ausweichen und selber physische und magische Attacken starten. Wichtig sind dabei die speziellen Veranlagungen der Einheit bzw. Kreaturen (Affinitäten bezüglich der Elementarkräfte) und insbesondere der jeweilige Untergrund, auf dem der Kampf stattfindet. Truppen, welche der Kategorie des Feuers zuzuordnen sind, werden sich demnach auf einer Wasserebene selbst gegen deutlich schwächere Feinde ziemlich schwer tun, speziell wenn diese über die uns verhasste Art an Magiesprüchen verfügen. Das mag sich bis hierhin doch ganz nett anhören, entpuppt sich in Wahrheit aber als wenig berauschendes Spektakel.
Leider, leider, leider ist zwar der Anteil an strategischen Elementen im Gameplay von „Wrath Unleashed“ erstaunlich hoch, doch – wie bei einem Konsolenspiel fast schon zu befürchten war – ist der Anspruch dabei erschreckend gering. Wenige Varianten, die uns nicht sonderlich viel Spielraum lassen und langwierige Schlachten, die mit zunehmender Spieldauer eher ermüden als motivieren. Stattdessen dominiert ein hektisches – zuweilen chaotisches und sogar panisches – Tastengehämmer auf dem Joypad. Ohne sonderlichen Tiefgang und kaum nennenswerter Überraschungen fehlt es einfach an erwähnenswerten Highlights. Die Folge: Action-Puristen empfinden die strategischen Elemente eher störend, Strategie-Fans langweilen sich ziemlich schnell. Spätestens nach einer Stunde macht sich so langsam aber sicher Enttäuschung breit: was auf den ersten Blick vielversprechend wirkt, verkommt zu einem schlichten Gemetzel.
Daran ändern auch die – immerhin nett anzuschauenden – Kampfsequenzen nichts, die flüssig daherkommen und einen Hauch von Dynamik und Esprit verbreiten. Erstaunlicherweise ist es gar nicht einmal die Optik, die in erster Linie enttäuscht. Genau das war ich bei Strategietiteln auf Konsolen eigentlich gewohnt. Zwar haben wir es nicht mit hochauflösenden Texturen zu tun, doch gefällt der knallbunte Fantasy-Stil mit seinen leuchtenden Farben. Die – wenn auch nicht überaus detailreichen – Hintergründe sorgen in den Kampfsequenzen in Verbindung mit vielen Spezialeffekten (hervorgerufen in der Regel durch Elementarzauber) für die gewollt mystische Atmosphäre, insgesamt erwartet uns jedoch eine eher unspektakuläre Grafik, die mitunter zudem merklich ruckelt. Weder 16:9-Breitbildformat noch 60-Hertz-Modus wurden uns hier spendiert, deutsche Bildschirmtexte finden wir vor. Nervig: die langen Ladezeiten zwischendurch, das muss bzw. darf heutzutage eigentlich nicht mehr sein. Die Soundkulisse ist (überraschend) gut gelungen, was vor allem auf die stimmungsvollen Hintergrundmelodien und abwechslungsreichen Außengeräusche im Kampf zurückzuführen ist. „Überraschend“ deswegen, weil ich (auch in diesem Punkt) von Strategietiteln eher belangloses Gedudel gewohnt bin, so aber nicht hier bei „Wrath Unleashed“, sehr schön. So lauschen wir glasklaren Digiklängen und dürfen auf Wunsch sogar einer deutschen Sprachausgabe lauschen.
Alles in allem versinkt „Wrath Unleashed“ für die Playstation 2 im Mittelmaß. Trotz der angenehmen Fantasy-Atmosphäre, dem Hauch von Mystik, dem grundsätzlich interessanten Mix aus Action und Strategie und nicht zuletzt dem einsteigerfreundlichen Gameplay, welches auch Neulinge nicht abschrecken dürfte, ist mehr als ein Mittelfeldplatz nicht drin. Hektische Kämpfe ohne Anspruch, viel zu simple strategische Möglichkeiten, die an einer Hand abzuzählen sind, nervige Ladepausen und ein auf Dauer ermüdender Spielverlauf durch unweigerlich aufkommende Monotonie dämpfen die Spielfreude. Der erstaunlich stark berücksichtigte Mehrspielermodus für bis zu vier Gleichgesinnte entschädigt ein wenig, keine Frage, große Begeisterungsstürme kann dieser Titel aber letztlich nicht entfachen: weder bei Action- noch bei Strategieanhängern. Spielspaßwertung: 64%.
PLUS ---> Mix aus Strategie und Action, mystisches Flair, Fantasy-Atmosphäre, einsteigerfreundliche Handhabung, nette Kampfsequenzen, gelungene Soundkulisse, Multiplayerteil
MINUS ---> Strategiepart doch zu simpel: kaum Anspruch stattdessen simples Gemetzel am Fließband, unspektakulär präsentiert, nervige Ladezeiten, auf Dauer monoton und ermüdend
10.09.2005
Archon Ultra Returns
Wrath Unleashed ist wahrlich ein Spiel mit Potential. Immerhin handelt es sich hier um Strategie- und Prügelspiel in Einem. Zudem ist das ganze ein Remake des Klassikers Archon Ultra, der zur Amiga Zeiten die Computerspiele- Charts abräumte, was dem Spiel ebenfalls einen kleinen Bonus zugute kommen lässt.
In der Theorie schon mal ganz gut. In der Umsetzung aber fast unzumutbar. Zu bemängeln wäre da z.B.: dass man die Steuerung des Gamepads nur Teilweise umstellen kann. Wer sich also schon vorher an die Steuerung von Spielen wie Virtua Fighter oder Tekken gewöhnt hat, wird hier seine Schwierigkeiten bekommen, wenn es darum geht die Figuren im Kampfsystem zu steuern. Zudem haben die Figuren so viele Attacken und Zauberkräfte, dass man sich besonders als Anfänger zu Beginn total überfordert fühlt. Nervig ist auch das eine Kampagnen besonders schwer ist, die anderen dafür aber viel zu leicht daherkommen.Gute Synchronsprecher, eine logische Story und unterschiedliche Endsequenzen hätten dem Ganzen auch gut getan. Besonders von Helamis hätten wir ja gerne mehr gesehen ;).
Am Schlimmsten ist jedoch die unglaublich lange Ladzeit des Spiels. Diese ist nämlich wirklich unzumutbar. Ungeduldige Spieler sollten darum besser die Finger von Wrath lassen, denn ein Kampf kann sich in die Länge ziehen.
Zum wenigen Positiven: Das interessante Gameplay und die Grafik sind eigentlich der einzige Grund warum es sich lohnt das Spiel zu kaufen. Besonders der Dunkle Stiel und das Charakterdesign kommen gut rüber, sofern man auf so Dark Metall oder Gothic Sachen steht.