05.12.2006
Parasiten-Matsch
Das Genre der Arcade-Shooter war eines der allerersten, mit denen ich die Bekanntschaft machen durfte, „Schuld daran“ hatten in erster Linie die Automaten in den Spielhallen, welche seit jeher das große Vorbild für sämtliche Umsetzungen dieser unkomplizierten Ballerspiele für alle möglichen heimischen Spielkonsolen darstellte. Da speziell bei dieser Art von Shootern eindeutig Action und insbesondere die Präsentation die entscheidende Rolle schlechthin spielen, hat speziell die Grafik bei solchen Games eine weit übergeordnete Bedeutung, Tiefgang oder Anspruch möchten diese Spiele in der Regel gar nicht aufweisen, hier geht es einzig und allein um das Abholzen, Niedermetzeln, Verbrutzeln, Zerstückeln oder was auch immer der unzähligen Feinde, welche sich Euch in den Weg stellen. „Vampire Night“ für die Sony Playstation 2 stellt insofern etwas Besonderes dar, als das Genre der sogenannten „Lightgun-Shooter“ vom Aussterben bedroht ist, gab es noch auf Sega Dreamcast und auch der alten Sony Playstation noch das ein oder andere (blutige) Spektakel, so gibt es mittlerweile nur noch sehr vereinzelt Titel für PS 2 und X-Box, die in der Regel dann auch noch der Zensur zum Opfer fallen. Demnach gäbe es anlässlich des Erscheinens dieser Umsetzung vom Automaten auf die PS2 großen Grund zur Freude, wenn, ja wenn es sich nicht leider um einen insgesamt absoluten Durchschnittstitel handeln würde. Möglicherweise wird dies den Genre-Freaks – und nur solche werden sich ohnehin aller Wahrscheinlichkeit nach für dieses PS2-Game über alle Maßen begeistern können – aber schrecklich egal sein, denn schlecht ist diese Vampirjagd-Ballerei wiederum auch nicht.
Namco und Sega bastelten zusammen an dieser Lightgun-Ballerei, die im Jahr 2002 endlich auch europäische Pal-Gefilde erreichen durfte. Also nichts wie her mit der mächtig verstaubten Plastikknarre, schnell angeschlossen an die PS2 und ab kann die Dauerfeueraction gehen. Natürlich ist das Gameplay denkbar unkompliziert, eine schnelle Reaktionsschnelligkeit und Zielgenauigkeit sind hier das A und O, auf andere Dinge kommt es hier nicht an, taktische Elemente schon einmal gar nicht. In erster Linie soll die brachial Action gut unterhalten, das tut sie dann schließlich auch, jedoch nur für wenige Wochen, daran kann auch der Multiplayermodus nichts ändern. Besonders kreativ waren die Entwickler im Hinblick auf den Spielverlauf nicht, in den insgesamt sechs Missionen ballern wir auf alles, was auch nur im Entferntesten auf einen Untoten bzw. Vampir hindeuten könnte. Ansonsten schlagen wir uns mit aggressiven Fledermäusen, Dämonenwesen und allerlei sonstigem ekligen Gesocks herum, „selbstverständlich“ sind diese allesamt mutiert, da machen weder die „normalen“ noch die ab und an auftauchenden Zwischengegner eine Ausnahme. Dass Ihr genau aufpassen solltet, wohin Ihr zielt, lässt sich an einer grundlegenden Tatsache festmachen, die sich praktisch wie ein roter Faden durch das gesamte Game zieht: einige unschuldige Dorfbewohner wurden bereits von den Dämonenwesen überfallen, bei diesen müsst Ihr höllisch aufpassen, welches Körperteil Ihr trefft. Trefft Ihr den Teil, welcher der jeweiligen Bestie zugehörig ist (Parasit), ist alles okay, erwischt Ihr tragischerweise den Bereich des menschlichen Körpers (Wirt), mutiert dieser zu einer besonders beißwütigen Kreatur, welche uns ordentlich zu schaffen macht. Da die frisch befallenen Bewohner oft kreuz und quer über den Bildschirm torkeln, solltet Ihr hirnloses Dauerfeuer unterlassen, ansonsten macht Ihr für Euch die Situation noch schlimmer, als sie vorher war. Schließlich werden wir durch zusätzliche Lebensenergie belohnt, sollten wir auf Anhieb Erfolg haben und die jeweilige Kreatur eliminiert haben, dies sollte für zusätzliche Motivation sorgen, schätze ich.
In den unterschiedlichen Missionen des Arcade-Modus durchwandern wir unter anderem eine tiefverschneite Winterlandschaft, metzeln uns durch eine mittelalterliche Kleinstadt und ballern uns durch eine riesige Burg des Oberdämonen, der Ablauf des Spiels bleibt dabei immer gleich. Viel falsch gemacht wurde hier bei „Vampire Night“ für die PS2 nicht, allerdings wurde auch nicht sonderlich viel riskiert. Wir haben es mit einem grundsoliden Ballerspektakel zu tun, welches im Hinblick auf Steuerung und Kameraführung keine nennenswerten Probleme macht, ärgerliche oder gar frustrierende Passagen durch eine haklige, lahme und unpräzise Steuerung oder eine missratene Perspektive mit chronisch mangelhafter Übersicht gibt es nicht, sehr schön. Besonders abwechslungsreich sind allerdings weder die Missionsziele noch die Gestaltung und das Agieren der Feinde. Wenn der Spielumfang nicht ziemlich kurz wäre - was eine Seuche bei Lightgun-Shootern zu sein scheint, denn auch hier sind wir in (sehr) wenigen Stunden durch – würde sich spielerische Längen einschleichen, so aber wird zumindest der kurzfristig unterhaltsame Arcade-Modus nicht langweilig. Spätestens nach dem zweiten Durchzocken reizt aber praktisch nichts mehr zum Weiterspielen, was weder Trainings- noch Zweispielermodus ändern können, denn mangels vorhandener Motivation ist hier definitiv nach wenigen Wochen die Luft raus. Zu loben gibt es aber dennoch etwas, nämlich den Missions-Modus, in welchem wir die sechs Spielabschnitte mit speziellen Zielvorgaben angehen: einmal ist die rechtzeitige Befreiung einer Person gefragt, ein anderes Mal sollt Ihr so viele Items von den Bäumen schießen wir irgend möglich. Lohn für Eure Mühen sind Silbermünzen, die in interessante Dinge wie Continues, größeres Magazin oder Munition investiert werden dürfen. Das Ganze macht dann auch tatsächlich Sinn, da wir jene frisch erworbenen Extras dann auch tatsächlich auf Memory Card speichern und später im Hauptszenario, eben dem Arcade-Modus einsetzen dürfen, das hat auf jeden Fall etwas.
Etwas enttäuscht bin ich von der Präsentation, welche neben dem abwechslungsarmen Gameplay den Spielspaß zusätzlich drückt. Von einem Game für die PS2 erwarte ich speziell in diesem Punkt einfach mehr, erst recht von einem Ballerspiel wie diesem hier, bei dem Grafik und Soundkulisse besonders von Bedeutung sind. In beiden Fällen müssen wir uns mit biederem Durchschnitt zufrieden geben, was mir persönlich einfach zu wenig ist. Die feindlichen Kreaturen sind groß und verfügen über die ein oder andere ganz nette bzw. eklige Animation und manch ein Spezialeffekt (in der Regel Licht- und Schattenspiele) wissen zwischendurch auch zu gefallen, doch die Texturen am Boden, an den Wänden, an der Decke und auch im freien Gelände sind zu einfach, zu undetailliert gezeichnet und hätten ebenso von einem alten Playstationspiel stammen können, auf der wir im Übrigen schon Besseres gesehen haben. Manche Hintergründe wirken sogar derart verwaschen und sogar richtig hässlich, dass man die Stirn in Falten ziehen muss, außerdem sind beileibe nicht sämtliche (sondern nur vereinzelte) Bewegungsabläufe der Feinde sehenswert, insgesamt agieren diese wenig spektakulär. Um den Gruseleffekt verstärken zu können, hätte ein stimmungsvoller Soundtrack mit glasklaren Soundeffekten für die passende Gänsehaut und somit für eine dichte Spielatmosphäre sorgen können. Dies gelingt aber nur ansatzweise, um es noch milde auszudrücken, das Ganze klingt zu uninspiriert, um wirklich unter die Haut gehen zu können. Des Weiteren ist die deutsche Synchronisation nicht zu empfehlen, schaltet hier lieber auf die Originalvariante in englischer Sprache, welche deutlich besser gelungen ist.
Unter dem Strich überzeugen Actiongehalt und das zumindest kurzfristig spaßige Ballern auf das dämonische Gesocks. Der Spielverlauf ist denkbar unkompliziert und macht einen schnellen Einstieg möglich. Neben dem Hauptmodus, der Arcade-Variante, sorgen für kurze Zeit Trainings-, Missions- und Multiplayermodus für gute Stimmung und auch das Handling stellt uns vor keine großen Probleme, da Kameraperspektive und Steuerung gelungen sind. Die teils lieblose Präsentation und die das abwechslungsarme Gameplay drücken den Spielspaß jedoch erheblich, echte Highlights findet Ihr ebenso wenig vor wie besonders kreative oder originelle Passagen. Die Spielatmosphäre in „Vampire Night“ ist demnach nicht so dicht wie gewünscht und dies ist bei solch einem actionreichen Arcade-Ballerspiel wie diesem hier eigentlich Pflicht, verzichtet man doch schließlich schon auf Tiefgang, Anspruch, interessante Hintergrundstory etc. Den damaligen Preis von locker über 50€ war es jedenfalls nicht wert, heute relativiert sich das Ganze natürlich. Nicht unerwähnt lassen möchte ich allerdings, dass speziell dieses Genre in letzter Zeit übel vernachlässigt wurde und daher Genre-Fans sowieso zugreifen werden, denn (zumindest) grundsolide Ballergames der alten Schule sind rar geworden, erst recht hier bei uns in Europa. Meine Spielspaßwertung trägt dem Rechnung und fällt mit 69% noch ganz ordentlich aus.
PLUS ---> Pausenlose Action mit Plastikknarre, kurzfristig sehr unterhaltsam, unkomplizierter Spielverlauf erlaubt schnellen Einstieg, saubere Steuerung und Perspektive, interessante Zusatzmodi, hirnloses Dauerfeuer bringt Nachteile mit sich
MINUS ---> Ziemlich anspruchslos, ohne jegliche Innovationen, einfache Texturen und zu uninspirierter Sound, schlechte deutsche Synchronisation, nur wenige Stunden Spieldauer, nicht besonders langzeitmotivierend
07.08.2002
grafisch hochwertiger Lightgun Shooter
Obwohl Namco und Sega ihre Finger hier mit im Spiel haben, wurde Vampire Night aber hauptsächlich von WOW Entertainment produziert. Nun, eigentlich erwartet man von einem Joint Venture von Sega und Namco ein Traumspiel, Vampire Night ist aber nicht viel mehr als ein House of the Dead-Klon. Schade eigentlich, da viel Potential in der Story steckt.
Als die beiden Vampirjäger Michel und Albert zieht Ihr los, den Wesen der Finsternis das Fürchten zu lehren und eine mittelalterliche Stadt von dem Obervampir Auguste und dessen Gefolgschaft zu befreien. Dabei gilt es nicht nur diverse Gegnerscharen zu beseitigen, sondern auch Dorfbewohner von Parasiten zu befreien. Trefft ihr den "Sarcomas", ist der Mensch gerettet. Schießt ihr aber daneben, verwandelt sich das Opfer in einen Werwolf.
Optisch ist die Arcade Umsetzung Vampire Night ein Highlight unter den Lightgun Shooter und macht hier trotzt des geringen Umfangs Punkte wett. Sehr gelungene Lichteffekte und detailliertes Charakterdesign tragen sowie gelungener Sound zur stimmungsvollen Atmosphäre bei.
In nur 6 Kapitel schießt sich der Spieler wahlweise im Arcade oder Special Mode durch verschiedenste Gegner und Level Bosse. Der Spezial Mode bietet dabei eine gewisse Langzeitmotivation durch 33 verschiedenste Missionen, aber 33 mal das selbe Spiel ohne nennenswerte Veränderungen, zehrt selbst an der Geduld des eingefleischtesten Lightgunfans.
Training Modus und Hunter Files komplettieren das Spiel. Ein großes Plus bekommen dabei die Hunter Files. Diese müssen erst durch die Absolvierung der Missionen und Trainingsstufen freigespielt werden. Ist dies einmal geschehen, wartet dieser Modus mit einer für Lightgunshooter doch unüblichen Option auf. Hintergrundinformationen zu den Vampirjägern, Gegnern, Spielbereiche und Items.
Aber nicht nur diverses vampirische Ungeziefer wartet darauf beseitigt zu werden, sondern auch die deutsche Sprachausgabe, welche förmlich darum bettelt abgeschossen zu werden. Jedem sei also der Tipp geraten seine PS2 auf Englisch umzustellen, um nicht von Lachanfällen während des Spiels gebeutelt zu werden.
Das Gameplay ist für die Lightgun ausgerichtet und der Schwierigkeitsgrad hängt demnach größtenteils davon ab, wie gut Ihr diese beherrscht. Zwar kann Vampire Night auch mit dem Controller gespielt werden, aber wer einer schmerzhaften Sehnenscheidenentzündung vorbeugen will, sollte eine Lightgun benutzen.
Fazit:
Pro
- schöne Hintergründe und detailliertes Charakter Design.
- Special Mode, Training, Hunter Files
- gelungene Atmosphäre
Contra
- zu kurz
- Langzeitmotivation fehlt
- völlig verkorkste deutsche Sprachausgabe