01.12.2006
Kurz aber knackig
Der Titel „Time Crisis 2“ lässt es im Grunde schon erahnen: beim Zocken dieses Games für die Sony Playstation 2 herrscht permanent ein enormer Zeitdruck, speziell Eure Reaktionsschnelligkeit und zwingend erforderliche Coolness trotz der pausenlos vorherrschenden Hektik sind hier gefragt. Insbesondere Liebhaber von Light-Gun-Videospielen kamen endlich auf ihre Kosten, lange genug hatten sie auf das erste Spiel aus diesem Genre für Sonys 128-Bit-Konsole gewartet. Das dabei auch gleich ein richtig guter Titel herausgesprungen ist, wird diese natürlich noch mehr erfreuen, in der Tat haben wir es bei diesem Arcade-Shooter mit einem hochklassigen Videospiel zu tun, was aufgrund zumeist schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit bei Versionen für die alte Playstation und den Sega Dreamcast ja nicht unbedingt zu erwarten gewesen war. Jeder von Euch, der solch unkomplizierten Ballerorgien etwas abgewinnen kann, darf sich dieses DVD bedenkenlos zulegen, denn sowohl Präsentation als auch Gameplay sind sehr gut gelungen. Einziger – aber leider auch gewichtiger – Schwachpunkt ist der viel zu geringe Umfang, auch wenn der hervorragende Zweispielermodus darüber zumindest etwas hinwegtrösten kann.
Vorbild dieser PS2-Version war die gleichnamige Fassung aus den Spielhallen, wer dort schon einige Jahre zuvor Namcos „Time Crisis 2“ bis zum Abwinken spielte, wird über diese Spielkonsolenversion über alle Maßen begeistert sein. Denn – was nur selten der Fall ist – tatsächlich ist die 1:1-Umsetzung vom Spielhallenautomaten auf die Sony Playstation 2 top gelungen. Eine besondere Erwähnung hat die Tatsache verdient, dass die Knarre G-Con45, welche ursprünglich auf der alten Playstation zum Einsatz kam, auch hier bei diesem PS2-Game benutzt werden kann. Es ist also nicht nötig, weiteres Zubehör dazu zu kaufen, in diesem Fall haben wir es also augenscheinlich nicht mit einer primitiven Abzocke zu tun, ein Sonderlob daher an das Sony-Entwicklerteam und natürlich auch Namco, welche dieses Ballerspiel ganz vorzüglich an die PS2-Hardware anpassten.
Was die Story dieses Ballerspektakels angeht, so ist der fiese Ernesto Diaz, seines Zeichens Industrie-Gigant und offensichtlich Multimilliardär, im Besitz einer gemeingefährlichen Nuklearwaffe, die er per Satellit bequem kontrollieren kann. Natürlich – wie so oft bei gelangweilten superreichen Burschen – strebt er nach der ultimativen Weltherrschaft, zumindest setzt er den Weltfrieden aufgrund seiner terroristischen Aktivitäten nur allzu gerne aufs Spiel. Demnach ist es natürlich Zeit, dass Superhelden ins Spiel kommen, hier sind es zwei Spezialagenten, Keith Martin und Robert Baxter, die den teuflischen Plan des Herrn Diaz ein Ende bereiten sollen. Das Tolle ist hierbei, dass Ihr das gesamte Abenteuer zu zweit gleichzeitig bestreiten dürft, dabei kommt wirklich riesiger Spielspaß auf, dem sich auch viele von Euch – die solchen Ballerorgien möglicherweise ansonsten eigentlich nicht so wahnsinnig viel abgewinnen können – nur selten völlig verschließen können, da gehe ich gerne jede Wette ein. Seid Ihr alleine unterwegs, werdet Ihr durch den Computer unterstützt, dieser übernimmt dann den Part des anderen Agenten, versteht sich.
Der geringe Spielumfang ist ein ganz dicker Negativpunkt dieses ansonsten mitreißenden Actionspiels. Die lediglich drei vorhandenen Level sind eigentlich schon unverschämt, zumindest gemessen am damaligen Preis von locker über 100 DM. Dass Ihr dieses Game heutzutage sicherlich für knapp 20€ käuflich erwerben könnt, relativiert das Ganze zum Glück zumindest etwas, trotzdem verursacht die doch ziemlich dreiste Kürze dieses Ballerspiels mir etwas Magenschmerzen, keine Frage. In den drei Spielabschnitten, die jeweils in einzelne Szenarien unterteilt sind, warten die zahlreichen Untertanen des Ernesto Diaz förmlich nur darauf, uns zu durchlöchern, dementsprechend wenig fackeln sie, sobald sie uns erblicken. Somit müssen wir über eine gute bis sehr gute Reaktionsschnelligkeit verfügen und auch ordentlich Zielwasser getrunken haben. Selbstverständlich ist die ganze Zeit über ein möglichst kühler Kopf zu bewahren, ein planloses Rumballern führt (glücklicherweise) nur sehr selten zum Ziel.
Die drei Abschnitte an sich unterscheiden sich erheblich voneinander, wir fangen an in einem weitläufigen Hafengebiet, wetzen durch enge Gassen und an Cafés und Restaurants vorbei, liefern uns anschließend eine wilde Verfolgungsjagd auf einem Motorboot und landen schließlich in einem dichtbewaldeten Gebiet. Danach dürfen wir uns auf eine sehr nervenaufreibende Zugfahrt gefasst machen – sowohl in den Abteilen als auch auf dem Dach – und statten schließlich Chef Diaz höchstpersönlich einen wenig freundlichen Besuch in seiner Hochburg, einem gigantischen Industriekomplex, ab. Die ganze Zeit über weichen wir den Schüssen der Feinde blitzschnell aus, gehen in Deckung bzw. verschanzen uns sehr oft für kurze Zeit, tauchen kurz hervor, ballern (möglichst zielsicher), was das Zeug hält bzw. unsere Munition hergibt und gehen wieder erneut in Deckung, wenn’s geht. Der Clou dabei ist eben, dass wir nicht mit dem Joypad zu Werke gehen, sondern mit der Lightgun „richtig“ drauflosballern, viel Verschnaufpausen gibt es bei diesem Dauerfeuer-Spektakel nicht, ja eigentlich gar keine, um ehrlich zu sein, den dafür sorgt das allgegenwärtige doch sehr knackige Zeitlimit, dem wir uns stets unterwerfen müssen. Nur für den Fall, dass wir rechtzeitig sämtliche kriminellen Subjekte ausgelöscht haben, geht es weiter und nur dann wechseln unsere beiden Superhelden den Schauplatz des Geschehens.
Was den Zweispielermodus hier bei „Time Crisis 2“ so überragend macht, liegt daran, dass die beiden Protagonisten völlig getrennte Wege gehen dürfen. Ihr seid also nicht immer zu zweit an ein und derselben Stelle und tretet Euch gegenseitig die Füße platt, sondern es ist grundsätzlich möglich, sich den Feinden auf variierenden Routen zu nähern. Allein das ist einfach große Klasse. Zum Beispiel kann der eine Agent den Frontalangriff bevorzugen und sich Meter für Meter nach vorne ballern, während der andere einen Schleichweg nimmt, um so zu zweit den Feind einkesseln zu können, des Weiteren ist es oft auch möglich, dass ein Agent den aktiveren Part übernimmt und zunächst Feuerschutz gibt, der andere hingegen eine günstige Position einnimmt, sich dort auf die Lauer legt und als Scharfschütze aus dem Hinterhalt agiert. Natürlich müsst Ihr dabei höllisch aufpassen, dass Ihr Euch nicht gegenseitig verletzt oder gar eliminiert, Zielgenauigkeit ist demnach das A und O in diesem arcadelastigen Lightgun-Shooter. Wichtig ist, dass Ihr zu diesem Ballerspaß nicht nur zwei Lightguns mitringt, sondern auch zwei Playstations 2, die Ihr miteinander verlinkt, denn (nur) dann kommt der Multiplayerspaß voll auf Hochtouren. Ansonsten bleibt Euch zwar die Möglichkeit via Splitscreen auf die Jagd nach den Bösewichtern zu gehen., doch der Spielspaß ist dann natürlich noch nicht einmal ansatzweise so hoch - wenn auch trotzdem noch ganz nett, allerdings müsst Ihr dann schon sehr gute Augen haben oder Euch im wilden Getümmel auf Glück und Zufall verlassen – wie im Falle zweier verlinkter PS2-Konsolen. Einen sehr guten Trainingsmodus gibt es im Übrigen auch, auch Freunde des (olympischen) Tontaubenschießens kommen auf ihre Kosten.
Nicht nur der packende und sehr abwechslungsreiche Spielverlauf überzeugen, sondern auch die Präsentation weiß zu gefallen, denn sowohl Augen als auch Ohren bekommen eindeutig Überdurchschnittliches geboten. Sehr große Figuren, gelungene Animationen und reihenweise aufsehenerregende Lichteffekte, Rauchsäulen, lodernde Flammen und Explosionen sorgen für eine sehr stimmungsvolle Ballerspielatmosphäre, die Hochspannung wird zudem durch einen sehr gelungenen Soundtrack unterstützt, welcher angenehm oft variiert und durch die treibenden Beats für regelmäßige Adrenalinschübe sorgt. Da sowohl Menüführung, Steuerung der Spezialagenten als auch die Kameraführung so gut wie nie (zumindest im Solospielermodus und Zweispielermodus mit zwei verlinkten Konsolen) Anlass zur Beschwerde geben, haben wir es trotz des unverschämt geringen Spielumfangs mit einem bemerkenswerten guten Lightgun-Shooter zu tun, welcher die Playstation-2-Landschaft als seltenen Genre-Vertreter erheblich bereichern kann. Meine Spielspaßwertung fällt somit richtig gut aus, ich halte 81% im vorliegenden Fall für durchaus angemessen.
PLUS ---> Fantastischer Zweispielermodus (im Falle zweier verlinkter Konsolen), extrem actionreicher Lightgun-Shooter, schöne Spezialeffekte, mitreißende Soundkulisse, enorm viel Abwechslung
MINUS ---> Spieldauer unverschämt kurz, zu zweit im Splitscreen (mit nur einer PS2) zu unübersichtlich