28.07.2007
Besser als der Vorgänger
The Suffering - Ties That Bind beginnt 5 Jahre vor den Ereignissen des ersten Teils in der Strafanstalt von Baltimore. Hier wird erstmals der neue Bösewicht "Blackmore" vorgestellt.
Nach einem kurzen Rückblick, der mehr oder weniger dazu dient, die Steuerung zu erlernen, geht die Story da weiter, wo sie bei Teil 1 endete.
Und hier zeigt sich die erste Stärke des Spiels. Je nachdem, zu welchem moralischen Verhalten man sich in Teil 1 entschlossen hat (gut, neutral oder böse), kann man die Grundeinstellung des Protagonisten Torque zu Beginn von Teil 2 festlegen (entsprechende gespeicherte Spielstände vorausgesetzt). Entsprechend unterschiedlich ist die Anfangssequenz, denn sie beginnt mit der Flucht von Torque von der Gefängnisinsel Carnate Island, je nach Moral mit lebender (gut), bewusstloser (neutral) oder ohne (böse) Eskorte.
Und hier ist auch schon eine der größeren Neuerungen in Teil 2: Im Gegensatz zu Teil 1, wo die gewählte Moral kaum Einfluss auf das Spielgeschehen oder die Videosequenzen hatte, hängen zahlreiche Dialoge und Videosequenzen - und natürlich auch das Ende - von der gewählten Moral ab, insbesondere ab dem zweiten Drittel des Spiels.
Zum Gameplay: Wer mit der Steuerung in Teil 1 zurecht kam, wird mit der Steuerung in Teil 2 kaum Probleme haben. Der Wechsel der Waffen und der Wurfgeschosse wurde deutlich verbessert. Es gibt wieder die Wahl zwischen der 1st-Person und 3rd-Person perspektive (beim verwandelten Torque nur die 3rd-Person Perspektive), was sich insbesondere dann auszahlt, wenn Torque an einer Wand oder in einer Ecke steht. Wenn man sich an die Steuerung gewöhnt hat, ist sie sehr gut und flüssig.
Die Waffen: Wie immer gibt es Stich- und Schlagwaffen, Feuerwaffen und "Wegpuster". Im Gegensatz zu Teil 1, wo man eine einmal gefundene Waffe immer im Repository hatte und die Nutzungs nur von der verfügbaren Munition abhing, kann man in Teil 2 nur zwei unterschiedliche Waffen nutzen. Allerdings muss man sich keine großen Gedanken machen, welche das an den entsprechenden Stellen im Spiel sind, denn das wird idR. von der verfügbaren Munition vorgegeben (dazu später mehr).
Die "Wegpuster" (ein sehr gutes Maschinengewehr, ein Granatwerfer und ein Raketenwerfer) kommen natürlich eher selten zum Einsatz, dann aber gewaltig.
Die Anzahl der unterschielichen Wurfwaffen wurde auf drei reduziert (Blendgranate, Molotow-Cocktail, Splittergranaten), was auch vollkommen ausreicht. Je Sorte kann Torque bis zu acht Stück mit sich herumtragen. Sie sind reichlich im Spiel vorhanden.
Die Gegner: Es gibt viele Bekannte aus dem ersten Teil, meist in etwas abgewandelter, verbesserter Form. Zudem gibt es eine Reihe neuer Gegner. Wie immer werden alle Gegner in entsprechenden "Archiv"-Seiten ausführlich vorgestellt. Von einigen Gegnern gibt es zwei Varianten: Eine Standard-Variante, die mit normalen Waffen zu erledigen ist und eine mächtigere Variante, die in der Regel nur im verwandelten Zustand erledigt werden kann. Diese Variante "erzeugt" stets Gegner in der Standard-Variante, damit man seine Verwandlungs-Leiste aufbauen kann.
Die Story: Hier gibt es wenig Neues. Erneut werden die Hintergründe um die Ermordung von Torques Frau und seiner Kinder durchleuchtet, je nach Moral mit unterschiedlichem Ausgang. Wieder ist die Story mit Rückblicken und Visionen durchsetzt. Insbesondere am Anfang des Spiels nervt das sogar ein wenig, da Torque von einer Vision/Rückblende in die nächste stolpert.
Außerdem werden wieder dunkle Geheimnisse um Personen und Geschehnisse - diesmal rund um Baltimore - in gewohnter Weise enthüllt. Auch hier wurde das bewährte Prinzip aus dem ersten Teil übernommen. Und auch diesmal treten diese Personen dann im Spiel als Endgegner gegen Torque an.
Interessanterweise ist an zwei Stellen des Spiels die Wahl des Endgegners von der aktuellen Moral des Protagonisten abhängig.
Auch hier gibt es eine deutlichere Steigerung zu Teil 1.
Die Level: Teil 2 ist deutlich länger als Teil 1. Die Level sind komplexer und es gibt mehr unterschiedliche Locations als in Teil 1. Zwar kommt auch Teil 2 nicht an andere Spiele wie Resident Evil 4 heran, aber die Länge ist auf jeden Fall akzeptabel.
Der Schwierigkeitsgrad hat sich gegenüber Teil 1 deutlich erhöht. Nach den üblichen Einführungs-Leveln, die meist ohne größere Schwierigkeiten zu bewältigen sind, erfährt der Spieler erstmals vor dem Theater, in welche Richtung das Spiel in Hinblick auf die Kampfszenen steuert. Es gibt sehr, sehr viele Gegner. Um Munitionsknappheit muss man sich aber idR. nicht kümmern, da in jeder Szene, wo sich viele Gegner tummeln auch eine oder (später) zwei Waffenkisten befinden, die zu einer bestimmten Waffe unendlich viel Munition bereit halten. Meist kann man den Kämpfen auch nicht aus dem Weg gehen, da erst wenn alle Monster (später auch Soldaten) getötet wurden, das Spiel fortgesetzt werden kann.
Dies kann teilweise auch ein wenig nerven, denn in einigen Leveln brechen wahre Monsterhorden über den Spieler ein. Oftmals ist es unerlässlich zu wissen, an welcher Stelle ein Monster erscheint, wenn ein anderes erledigt wurde.
Dennoch ist dies ein deutlicher Vorteil gegenüber Teil 1, der doch im großen und Ganzen mit Ausnahme der Endgegner viel zu einfach war.
Auch in diesem Spiel treten wieder einige Nebenfiguren auf, denen - strebt man den "guten" Weg an - geholfen werden sollte (bei "neutral" sollten sie durch fremde Hand sterben, bei "böse" durch die eigene). Die Personen verfügen idR. über eine Waffe mit unendlich viel Munition und beteiligen sich auch an den Kämpfen. Und das nicht mal schlecht, wenn man mal davon absieht, dass man sich besser nicht zwischen sie und ein Monster stellt. Dann wird man schonmal unter Beschuss genommen.
Die Level sind - wie schon in Teil 1 - sehr linear gehalten. Es gibt sehr wenige Stellen, an denen man sich mal außerhalb des "Hauptweges" bewegen kann, und dann meist nur, um versteckte Waffen oder Gegenstände zu finden. Ich persönlich finde das gut.
Rätsel gibt es in dem Spiel so gut wie gar keine (auch in Teil 1 waren sie ja nicht gerade häufig) und wenn, dann sind sie leicht zu lösen und beschränken sich darauf, eine Kurbel zu drehen oder einen Schuss an der richtigen Stelle zu platzieren.
Speichern: Wie schon in Teil 1 gibt es sog. "Kontrollpunkte", an denen jederzeit wieder aufgesetzt werden kann (natürlich insb. dann, wenn Torque stirbt). Diese sind nicht ganz so häufig wie in Teil 1 und manchmal wünscht man sich ein paar mehr. Dafür gibt es Stellen, an denen zwischen zwei Kontrollpunkten nicht ein einiger Gegner lauerte. Netterweise kann man das Spiel an jeder beliebigen Stelle abspeichern und auch von dort wieder aufnehmen.
Bugs: Schon Teil 1 war extrem buggy, Teil 2 steht dem leider in nichts nach. Das Spiel kann an verschiedenen Stellen einfrieren, was insbesondere dann ärgerlich ist, wenn man wegen der Kontrollpunkte lange nicht gespeichert hat. Wenn man das weiß und deshalb öfter mal abspeichert, ist das aber ok.
Erneut-spielen-Faktor: Verschiedene Enden, unterschiedliche Zwischensequenzen und unterschiedlicher Spielablauf motivieren zum erneuten Spielen. Allerdings sind die Endsequenzen eine absolute Enttäuschung. Wie schon in Teil 1 sind sie viel zu kurz und man wartet ständig darauf, dass nach dem endlos langen Nachspann (der bei allen Endsequenzen gleich ist) noch was passiert. Aber die umso gelungeneren Zwischensequenzen machen das mehr als wett.
Fazit: Deutlich besser, schwerer und länger als sein Vorgänger. Eine sehr gute deutsche Synchro, nette Schockeffekte und eine ordentliche (wenn auch im Vergleich zu Teil 1 wenig originelle) Story runden das Spiel ab. 4 Sterne.