21.07.2007
Voll vergurkt
Dass wir es im Fall von „Seven Samurai 20XX“ weder mit einem Rennspiel noch einem gemütlichen Partytitel zu tun haben, lässt allein schon die Namensgebung vermuten, schätze ich. Sehr richtig, natürlich sind wir hier mittendrin im Actiongenre gelandet, demzufolge dürfen wir ohne größere Umschweife ziemlich schnell loslegen. Selbst Genre-Unerfahrene – und dies ist verwunderlich – dürften sich rasend schnell zurechtfinden, zumal die Frusterlebnisse äußerst rar gesät sind. Offen gesagt sind wir im Hinblick auf die gestellten Anforderungen sogar etwas enttäuscht, denn alles in allem gestaltet sich das Prozedere nicht nur hektisch und bietet uns größtenteils eine Metzelorgie quasi am Fließband, sondern zudem auch noch erstaunlich leicht. Ohne große Hindernisse lässt sich das feindliche Gesocks überwältigen bzw. in seine Einzelteile zerlegen, so dass sich die überwiegende Mehrheit chronisch unterfordert fühlen dürfte. Dass des Weiteren ein Multiplayermodus überhaupt keine Berücksichtigung fand, schmerzt obendrein und schadet der Langlebigkeit dieses PS2-Titels zusätzlich erheblich. In solchen Fällen wie diesem hier frage ich mich immer, was sich die Entwickler im Vorfeld gedacht hatten: wie wollte man ursprünglich den potentiellen Käufer anlocken, überzeugen und schließlich zum Kauf bewegen? Was für Argumente rechtfertigten seinerzeit eine Investition von cirka 50 Euro? Warum sollte ich mir – selbst als Genre-Fan (was ich im Übrigen nicht bin) – diese DVD antun? Die anfänglichen Bedenken wuchsen mit zunehmender Spieldauer immer mehr und es wurde letztlich richtig schlimm: wir haben es letzten Endes mit einer richtigen Gurke zu tun, mit solch einem Desaster hatte ich anfangs nun wirklich nicht gerechnet. Die obengenannten Startvoraussetzungen waren ja schon wenig verheißungsvoll, doch was sich uns schließlich als Gesamtprodukt bietet, spottet im Grunde jeglicher Beschreibung: es ist Mist, was hier als fernöstliches Metzelspiel produziert wurde.
Dass dieses Game definitiv nicht empfehlenswert ist, liegt an mehreren Punkten, in nahezu allen Regionen, die von elementarer Bedeutung bei der Fertigstellung eines Videospiels sind, wurde gepatzt. Und dies teilweise derbe. So haben wir eher die Qual der Wahl, mit welchem Makel wir zuerst anfangen möchten, traurig aber wahr. Betrachten wir den historischen Background oder besser gesagt die (Pseudo-)Handlung dieser Schnetzelorgie, von Hause aus ein Punkt, der vernachlässigt wird. Tatsächlich finden wir uns nicht einem mittelalterlich angehauchten fernöstlichen Ambiente wieder, sondern in der Zukunft. Das allein soll natürlich kein Abwertungsgrund sein, versteht sich. Selbstverständlich steht auch hier bei „Seven Samurai 20XX“ ein Heroe im Mittelpunkt, welcher unzähligen bösen Buben das Fürchten lehren soll. Im Alleingang, versteht sich. Unerschrocken und natürlich hochtalentiert machen wir uns als Ninja-Einzelkämpfer auf den Weg, die sechs Gleichgesinnten – ebenfalls ihres Zeichens Ninjas – auf die wir im Laufe des Abenteuers treffen, haben keine übergeordnete Bedeutung, sie halten lediglich ab und an ein Schwätzchen mit uns und treten in kleinen (gar nicht einmal so schlechten) Zwischensequenzen auf, welche offensichtlich den Spielverlauf etwas aufpeppen sollten und dies für ganz kurze Zeit dann auch tun. Wer Ninjafilme mag, wird möglicherweise den ganz alten Hit „Seven Samurai“ aus den 50ern (oder 60ern?) kennen, ein damaliges Meisterwerk Die kurzzeitig dichte Atmosphäre, die dramatischen und melancholischen Momente geraten leider viel zu schnell in Vergessenheit, überdeckt durch stümperhafte Fehler. Schade.
Das alles ist aber nur zweitrangig, hauptsächlich treffen wir in Kampfarenen auf Mechs, Cyborgs und sonstige monströse Kreaturen, um diese humorlos abzuschlachten. Ein besonders anspruchsvolles Kampfsystem? Nein, nicht hier. Definitiv nicht. Stupide malträtieren wir die Joypadtaste(n), in der Regel sogar nur eine, nämlich den Quadratbutton. Zweifelhaftes Highlight dabei: per Schultertaste begeben wir uns in einen Spezialmodus, welcher uns in einen besonders kampfwütigen Berserker verwandelt und per mächtigem Doppelschwert wirklich alles zerhackt, was sich im näheren Umkreis befindet. Angeblich wird dabei eine möglichst feinmotorische Vorgehensweise belohnt, die mir einem vermehrten Anwachsen an Erfahrungspunkten belohnt wird, doch dies hört sich wesentlich hochtrabender an, als es in Wahrheit wirklich ist. Denkt gar nicht im Traum daran, dass hier blitzschnelle Ausweichmanöver, gewiefte Tricks oder brillante Konterattacken das A und O darstellen, selbst bei den Obermotzen, die sich von Zeit zu Zeit die Ehre geben, kommt weder Spannung auf noch gestaltet sich die Herausforderung anspruchsvoll. Taktische Überlegungen? Ein Fremdwort. Diese sind definitiv nicht gefragt. Zu keinem Zeitpunkt. Hektisches Knüppeln ist angesagt, der Ausdruck „stumpfsinnig“ trifft es hierbei ziemlich genau. Dass wir den Bossgegnern ihre Waffen klauen und diese beim nächsten Durchzocken benutzen dürfen, ist nicht wirklich motivierend. Es wäre jedenfalls für mich äußerst verwunderlich, sollten sich tatsächlich mehr als 2 bis 3% der Actionfans ernsthaft für ein nochmaliges Durchspielen interessieren. Von daher: who cares?
Doch damit noch (lange) nicht genug, es gibt weitere Hiobsbotschaften zu vermelden. In Sachen Spieltechnik geht es durch die Bank weg horrend zu: das niveaulose Gehämmer auf die Quadrattaste erwähnte ich bereits, dazu gesellen sich eine sehr nervig langsame und zudem unpräzise Steuerung sowie eine völlig überforderte Kamera, die uns Schwindelanfälle zukommen und unentwegt die Zornesröte ins Gesicht steigen lässt. Da kann unser Protagonist namens Natoe auch noch so charismatisch daherkommen, ein ums andere Mal eine furiose Komboattacke starten: in seinen Bann ziehen vermag er uns nicht. Niemals. Da wir ohnehin nie richtig gefordert werden, ist es fast schon egal – hmm, das „fast“ streichen wir besser – ob wir durch dolle Specials Extra-Erfahrungspunkte sammeln, durch Ausweichmanöver zusätzliche Defensivpunkte horten oder einen Bosskampf per Finale Furioso (Nitok-Ryu-Mode) beenden. Gelangweilt zerschnetzeln wir das Gesocks nach und nach, karge Hintergründe und triste Bodentexturen komplettieren dabei den Gesamteindruck auf traurige Art und Weise. Deutsche Bildschirmtexte wurden uns sogar spendiert, was sicherlich nett gemeint ist, ein 60-Hz-Modus oder das 16:9-Breitbildformat jedoch nicht. Was angesichts der sehr dürftigen Gesamtvorstellung wiederum egal ist. Minihighlights sind die grellen Farben und Lichteffekte bei den Spezialmanövern, ansonsten missfällt nicht nur das sehr uninspiriert wirkende Leveldesign, sondern auch wenig attraktiv modellierte (wenn auch große) Figuren mit hölzernen Animationen. Das Auge bekommt somit nichts geboten, Ähnliches gilt bezüglich der Ohren. Denn auch die Soundkulisse köchelt auf Sparflamme, um es noch milde auszudrücken. Sehr spärliche Soundeffekte (kein Surround) mit starkem Abnutzungseffekt, null treibende Melodien im Hintergrund und eine englische Sprachausgabe, - die okay ist, aber auch nicht mehr – lassen letztlich unweigerlich die Frage aufkommen, ob hier wirklich überhaupt jemand Lust hatte, ein interessantes Spiel auf die Beine zu stellen. An ein Playstation-2-Spiel aus dem Jahr 2004 stelle ich wesentlich höhere Erwartungen, die Ansprüche werden nahezu nirgends - bis auf die gar nicht einmal so uninteressante Story: ausgerechnet hier ein unerwarteter Pluspunkt – erfüllt. Die Schlussbeurteilung fällt demzufolge leicht: nicht anschauen, nicht ausleihen und erst recht nicht kaufen. Spielspaßwertung: 30%.
PLUS --> Für einen Actiontitel überraschend interessante Story und nette Zwischensequenzen sorgen für grundsätzlich dichte Atmosphäre.....
MINUS --> ..... die leider völlig baden geht: miese Steuerung, überforderte Kamera, hektisches Gameplay, extrem stumpfsinniges Tastengehämmer, unattraktive Optik und müde Soundkulisse