07.12.2006
Diskuswerfer der Antike
Irgendwie ist es merkwürdig: „Rygar – The Legendary Adventure“ ist ein Actionspiel für die Sony Playstation 2, an dem ich nur ziemlich wenig auszusetzen habe und trotzdem: so richtig warm wurde ich mit diesem PS2-Titel nie. Aus irgendeinem Grund sprang der Funke nie so richtig über. Klar ist allerdings auch, dass dafür ohnehin nur sehr wenig Zeit zur Verfügung stand, denn erstens ist die Spieldauer an sich sehr kurz und zweitens trägt die Nichtberücksichtigung eines Multiplayermodus auch nicht gerade zu einer gesteigerten Langlebigkeit dieses Gemetzels bei. Diese beiden Punkte sind „Rygar“ zweifelsohne negativ anzukreiden und dennoch: es gibt einige sehr positive Aspekte, die eine Erwähnung unbedingt verdient haben und die in der Summe dafür sorgen, dass dieses Actionspektakel aus der Antike nur haarscharf an der Bezeichnung als Hit vorbeischrammt. Zurück bleibt schließlich ein seltsamer Nachgeschmack: in erster Linie haben wir es mit einem blitzsauberen Abenteuer zu tun, welches wirklich Spaß gemacht hat, aber zum erneuten Durchzocken gibt es trotzdem keinen Anlass.
„Rygar – The Legendary Adventure“ spielt vor ewig langer Zeit, wir befinden uns inmitten der Wirrungen der Antike. Im Blickpunkt des Geschehens steht ein muskelbepackter Heroe, der - leichtbekleidet und mit Sandalen als Schuhwerk unmissverständlich - klar macht, dass er im Hinblick auf das Verdreschen ihm feindlich gesinnter Subjekte nicht lange fackelt. In der einst idyllischen Heimat unseren tapferen Kriegers – einer Insel namens Argus - bebt seit kurzem die Erde und monströse Gestalten, möglicherweise auch Ausgeburten der Hölle, brechen über den ehemals friedlichen Landstrich herein. Raupenmutationen von gewaltigen Ausmaß sorgen für Angst und Schrecken, schnellstmöglich muss ein Held her, welcher dem Chaos ein Ende bereiten kann, so dass (natürlich) wir ins Spiel kommen. Allerdings räumt unser Protagonist das gegnerische Gesocks auf ungewöhnliche Art und Weise aus dem Weg, darin ist er allerdings ein Meister seines Fachs.
Wir bedienen uns als Mordinstrument weder Schwert, Axt, Keule oder Hammer, sondern eines Wurfgeräts, welches eine unübersehbare Verwandtschaft mit dem Diskus zu haben scheint. Das einer Frisbee-Scheibe nicht unähnliche Wurfgeschoss – „Diskarmor“ genannt – kommt regelmäßig zur Anwendung und leistet uns in der Folgezeit hervorragende Dienste. Zur Geltung kommen somit nicht unterschiedliche Waffengattungen, sondern vielmehr individuelle Wurftechniken, die es im Laufe der Zeit aber erst zu erlernen und perfektionieren gilt. Letztlich sind wir (hoffentlich) in der Lage, äußerst effektive Kombo-Angriffe auszuführen, welche den Feinden regelmäßig empfindlichen Schaden zufügen.
Die Landschaften, die wir mit unserer Anwesenheit beehren, sind dabei nicht nur sehr nett anzuschauen, sondern unterscheiden sich teils sehr deutlich voneinander: feurige Lavahöhlen, düstere Dungeons und staubige Tempelruinen stehen dabei in erster Linie auf dem Programm. Eines ist allen Gebieten aber gemeinsam: die Jagd nach Juwelen. Mit diesen lässt sich unsere Waffe, der Diskarmor, bis zu drei Stufen upgraden, was natürlich Motivation genug bieten sollte. Dabei lohnt es sich, jeden Quadratmeter der Spielumgebung kontinuierlich zu bearbeiten, denn nach dem Zerstören von Felsen, Säulen oder Gefäßen erblicken wir nicht selten einen sehr gut versteckten Kristall. Schließlich lassen sich dadurch auch unsere Charakterwerte verbessern, so dass zarte Rollenspielelemente – aber wirklich nur sehr zarte – ebenfalls vorhanden sind. Es liegt dann an uns, ob wir jene Erfahrungspunkte auf offensive Fähigkeiten, defensive Talente oder auch so nützliche Dinge wie Auto-Heilung und vorübergehende Unverwundbarkeit verteilen möchten.
Der uns gewährte spielerische Freiraum macht nicht nur Sinn, sondern ist speziell daher zu begrüßen, da uns im Laufe des Abenteuers unterschiedliche Arten an Diskarmortypen („Heavenly“, „Sea“ und „Hades“) angeboten werden. In erster Linie unterscheiden sich diese in punkto Schadensstärke und Schnelligkeit, soll heißen: eine Version verursacht mächtigen Schaden, ist aber langsamer unterwegs (da länger ausgeholt werden muss) als die leichte Variante, die in kürzeren Intervalle abgefeuert werden kann, dafür aber bei jedem Treffer einen vergleichsweise geringe(re)n Schaden zufügt. Zudem spielt die Reichweite eine Rolle, was mitunter ja auch von Bedeutung ist. Ganz klar ist: das Niedermetzeln steht eindeutig im Vordergrund, der (immerhin) berücksichtigte Rätselanteil ist in „Rygar“ verschwindend gering. Keine Schalterrätsel und das Verschieben von Statuen sollten Euch keine größeren Kopfzerbrechen bereiten. Kommt Ihr trotzdem an manchen Stellen nicht weiter, lohnt es sich in Eurer näheren Umgebung alles kurz und klein zu schlagen (bzw. zu werfen), zumeist löst sich das Ganze dann im wahrsten Sinne des Wortes in Wohlgefallen auf. Die Folge ist, dass von einem Actionadventure eher nicht die Rede sein kann, wir sind definitiv im (reinen) Actiongenre gelandet.
Ab und an stellt sich uns genretypisch ein Zwischengegner in den Weg, jene Obermotze klein zu bekommen, ist nicht immer leicht. Zu erwähnen sind hier die unterschiedlichen anwählbaren Schwierigkeitsstufen, worin im Übrigen „Rygar“ positiv auf sich aufmerksam und somit punkten kann: Habt Ihr das Abenteuer (innerhalb weniger Stunden) auf dem normalen Schwierigkeitsgrad erfolgreich hinter Euch gebracht, schaltet Ihr damit automatisch die Stufe „Hard“ frei. Dies macht wirklich Sinn, da des Weiteren ein „Legendary“-Modus existiert, der Euch – durch entsprechend variierende Eingabe der Schultertasten auf dem Joypad (L1, L2, R1, R2) neuartige – schließlich neue „Armor“-Typen offenbart. Jene Schilde sehen teilweise sehr skurril aus, so zum Beispiel im Design eines Teigfladenbrots, einer Pizza, Sushi oder auch einer Gitarre. Ich fand das zwar weniger bemerkenswert, aber erwähnen wollte ich es dennoch, schließlich sind (unsere) Geschmäcker des Öfteren verschieden.
Lobenswert ist die blitzsaubere Steuerung, welche niemals hakt, unpräzise erscheint und uns demzufolge das gesamte Abenteuer niemals im Stich lässt bzw. wir uns diesbezüglich den Feinden gegenüber benachteiligt fühlen. Das Problem liegt dabei allerdings weniger an der Ausführung der vielseitigen Aktionsmöglichkeiten, als vielmehr darin begründet, dass wir aufgrund der unentwegt auftauchenden Scharen an feindlichen Gesocks nur sehr selten die Möglichkeit haben, diese auch zur Anwendung kommen zu lassen. Dies bedeutet, dass die grundsätzlich interessanten Kombos durchaus ihren Sinn haben, aber aus Zeitgründen kaum zur Geltung kommen und somit die „gewöhnlichen“ Angriffsarten zu dominant sind. Die Kameraführung gibt sich auch nur äußerst selten eine Blöße, da wir größtenteils eben nicht in der (oft unübersichtlichen) Egoperspektive umherlaufen, sondern unserem Protagonisten von schräg oben betrachten. In den Kämpfen mit den Obermotzen zeigt sie sich zudem von ihrer angenehm dynamischen Seite, was die Atmosphäre zusätzlich verdichtet.
Die Präsentation von „Rygar – The Legendary Adventure“ ist eine große Stärke. Das antike Gemetzel wird hervorragend in Szene gesetzt und gehört definitiv zur PS2-Oberklasse. Zwar ist ein Flimmern unangenehm oft zu verzeichnen, doch in sämtlichen übrigen Punkten überzeugt die Grafik vollends. Primär beeindrucken die detailreichen Texturen der näheren Spielumgebung, die Regionen sehen ausnahmslos gut bis sehr gut aus. Sehr schöne Licht- und Schattenspiele, wuchtige Explosionen, eine überaus kräftige Farbgebung, große Obermotze (die sehr originell gestaltet daherkommen) und nicht zuletzt geschmeidige Animationen sorgen für einen sehr guten Gesamteindruck. Deutsche Bildschirmtexte sorgen dafür, dass Verständigungsprobleme überhaupt nicht erst entstehen. Das antike Flair und überhaupt die mystisch angehauchte Spielatmosphäre kommen sehr gut rüber. Schade (und auch etwas überraschend) ist, dass leider weder 16:9-Breitbildformat noch ein 60-Hertz-Modus berücksichtigt wurden. Dies gilt auch für die (nicht vorhandene) Surroundunterstützung, was mittlerweile – wir schreiben das Jahr 2003 – zumindest von einem hochklassigen Game eigentlich erwartet werden darf. Nichtsdestotrotz ist die Soundkulisse sehr gut gelungen, der orchestrale Soundtrack unterstreicht dieses mystische Abenteuer auf ansprechende Art und Weise und auch mit den abwechslungsreichen Soundeffekten bin ich mehr als zufrieden. Die englische Sprachausgabe gibt schließlich auch keinen Anlass zur Beschwerde. Dieser Actiontitel ist auf den ersten Blick eine echter Hingucker und auch in Sachen Akustik braucht sich dieses Werk beileibe nicht zu verstecken.
Festzuhalten bleibt, dass „Rygar“ ein bemerkenswertes gutes Actionspiel darstellt, welches insbesondere durch seine blitzsaubere Präsentation und dem Mystik-Flair der Antike zu begeistern weiß. Dazu gesellt sich eine sehr ordentliche Spieltechnik und ein ausgewogener (später anwählbarer) Schwierigkeitsgrad, die für eine gute Grundstimmung sorgen: Ärger oder gar Frust sind hier extrem selten. Falls doch, haben wir es in der Regel uns selbst zuzuschreiben. Ein noch höheres Gesamturteil wird dadurch zunichte gemacht, dass die vielfältigen Angriffskombos nur selten zur Anwendung kommen, da aufgrund der ständig nachrückenden Feinde die Zeit zum Ausholen meistens nicht ausreicht (die Folge ist ein dann doch „normales“ Niederknüppeln am Fließband) und der Spielumfang insgesamt viel zu kurz geraten ist. „Normalbegabte“ schaffen dieses Spiel in circa fünf bis sechs Stunden, nur echte Fans probieren das Ganze dann noch einmal auf „Hard“, schätze ich. Mangels Multiplayer hält sich zudem die Langlebigkeit dieses Titels in Grenzen, ein Koop-Modus hätte diesem Titel sicherlich sehr gut zu Gesicht gestanden. Meine Spielspaßwertung: 76%.
PLUS ---> Sehenswerte Schauplätze, stimmungsvolle Soundkulisse, saubere Steuerung, interessante Obermotze, mystisches Flair der Antike
MINUS ---> Durch ständig auftauchende Feinde fehlt die Zeit für die interessanten (erlernten) Kombos: dadurch doch nur 08/15-Geknüppel, ab und zu flimmert es merklich, kein 60-Hertz-Modus, kein Multiplayer, geringer Spielumfang
03.08.2003
Absolutes High-Light!
Retro Fans aufgepasst: Rygar ist wieder da! Diesmal kompletto in 3D! Malerische Landschaften, wie sie nicht einmal FF hervorzaubern kann, völlig Orchestraler Soundtrack vom "moskauer Staatsorchester" und eine Geschichte die sich durch diverse Legenden aus allen Landen zusammensetzt. Jedes Level wurde durch ein anderes Land, inklusive den dazugehörigen mystischen Wesen inspiriert. Egal ob eine römische Arena, ein griechischer "Wassertempel" oder eine Stadt die an Ägypten erinnert... alles wurde bis in `s kleinste Detail sowohl grafisch als auch soundtechnisch umgesetzt!
Hinzu kommt ein Gameplay das an einen Mix aus DMC und Castlevania erinnert, die Möglichkeit seine Waffe mittels gefundener "Steine" mit verschiedenen Specials aufzurüsten, ein Stapel von Extras die freigespielt (gefunden) werden wollen und ganz besonderst erwähnenswert ist: Man kann die gesammten Level in Schutt und Asche zerlegen. (der SPieler kann mit nahezu allem agieren).
Negativpunkte sind die recht anspruchsvollen Endbosse die einen schnell dazu verleiten einenen Spielstand auf Leicht zu starten, und der Fakt das Adventurefans vergeblich nach Rätseln suchen. Diese sind eigentlich NICHT in Rygar vorhanden, aber dafür gibt es eine große Anzahl von versciedenen Moves die man durch kombinieren verschiedener Angriffe ausüben kann. Und viele davon sind nicht mal so leicht ^^
Action-, Adventure- und Fantasyfans solten sich diesen kleinen Geheimtipp nicht entgehen lassen. Alleine die Intro-Sequenz zieht einen so in den Bann das man nur schwer über das ausschalten der Konsole wegkommt :)