06.12.2006
Rebellen-Trupp im Anmarsch
Auf der Sony Playstation 2 dürfte neben dem Genre der Renn- und Sportspiele das der Egoshooter am Meisten vertreten sein. Dies hat zur Folge, dass uns schon etwas Besonderes geboten werden muss, möchte man uns zum Kauf eines frisch auf dem Markt erschienenen Spiels animieren. Egoshooter gibt es auf der PS2 nämlich nicht nur reichlich, sondern auch in qualitativer Hinsicht einige bemerkenswerte Titel, welche das Ballerspiel-Herz erwärmen können. Da der erste Teil ein Erfolg war, lag nichts näher als mit „Red Faction 2“ einen Nachfolger auf den Markt zu bringen, der erfreulicherweise – und dies ist speziell bei Fortsetzungen wahrlich nicht immer der Fall – nicht enttäuscht. Sehr schön ist, dies gleich vorweg, dass dem Multiplayerspaß gehuldigt wurde, zu viert können wir uns gemeinsam austoben, was der Langlebigkeit dieses Game natürlich enorm auf die Sprünge hilft. Doch auch das Soloabenteuer weiß zu überzeugen und zwar derart, dass man diesen sogar als Hit bezeichnen kann (aber nicht unbedingt muss). THQ setzte mit diesem Sequel jedenfalls sogar noch einen drauf, denn dieser zweite Teil ist (noch) besser als der Vorgänger.
Miteinander verknüpft sind die beiden Teile von Red Faction nicht, wer den ersten Teil nicht kennt, dem erwachsen daraus auch keine Nachteile. Dies können wir nicht nur an der Hintergrundstory festmachen, sondern allein schon an der Tatsache, dass wir es mit einer anderen Hauptfigur zu tun haben. Selbstverständlich – wie sollte es in einem Egoshooter auch anders sein? – schlüpfen wir in die Haut eines außerordentlich begabten Elitesoldaten, welcher durch die sogenannte Nano-Technik ordentlich aufgemotzt werden konnte. Jene Nano-Truppen unterstanden einst dem mächtigen Diktator des Sopot-Regimes, diesem waren sie treu ergeben, gingen für diesen - ohne auch nur einen Augenblick zu zögern - in den Tod. Offensichtlich war dies dem Herrscher aber nicht genug, denn er beschloss, sämtliche Nano-Einheiten eliminieren zu lassen, um an deren Stelle eine (noch) kampfkräftigere Truppe zu erschaffen. Nur ein halbes Dutzend – unter ihnen unser Hauptcharakter – schafften es in letzter Sekunde, aus dem Herrschaftsbereich des skrupellosen Diktators zu entkommen, dabei handelt es sich um vier Männer und zwei Frauen: Anführer Molov, Repta (der sich auf heftige Wummen versteht), Sniperin Quill, Tarnspezialistin Tangier, der etwas abgefahrene Pilot Shrike und eben Alias, unser eingangs erwähnter Protagonist. Überaus positiv überrascht wurde ich von der – für eine Ballerorgie – sehr ungewöhnliche interessante Story, die zu meinem großen Erstaunen im weiteren Verlauf auch noch mit überraschenden Wendungen aufwarten konnte. Ein mächtiger Pluspunkt, keine Frage.
Unser Hauptziel ist es natürlich, den erbarmungslosen Herrscher Sopot auszuschalten, ansonsten hätten wir verständlicherweise ein dauerhaftes Problem. Wir als Alias stehen dabei in regelmäßigem Funkkontakt mit den anderen fünf Charakteren, wobei selbstverständlich je nach Spielsituation deren Spezialfähigkeiten zur Geltung kommen. Dies sorgt für ein hohes Maß an Abwechslung und bringt ordentlich frischen Wind ins Gameplay. Die überaus (unerwartet) spannende Story betrachten wir dabei jedoch regelmäßig aus der Sicht Alias du beobachten dann stets das Handeln unserer wackeren Mitstreiter, sollten wir momentan auf deren Hilfe angewiesen sein. In elf Missionen – die in Primär- und Sekundärziele und jene nochmals in kleinere Teilabschnitte unterteilt sind – wetzen wir durch teils sehr unterschiedliche Lokalitäten: U-Bahn-Schacht, Friedhof, Abwässerkanäle, sonstige Außenbereiche der Stadt und nicht zuletzt die Zentrale des Regimes beehren wir in der Folgezeit mit unserer Anwesenheit. Die Vielfalt der Aktionsmöglichkeiten an jenen Schauplätzen sorgt dafür, dass es nie langweilig wird: knattert mit einem schweren Panzer durchs Gelände, ballert einen Kampfheli vom Himmel, geht mit einem U-Boot auf Tauchstation, zerbröselt riesige Gebäudekomplexe durch entsprechend gewaltige Detonationen oder steigt in einen Kampfanzug, mit dem Ihr „mechmäßig“ alles platt macht, was es wagt, sich Euch in den Weg zu stellen. Speziell in diesen Mech-Einsätzen lacht das Actionherz, dass es eine wahre Freude ist, versteht sich. Für zusätzliche Motivation sorgen schließlich die zahlreichen Geheimabschnitte, welche sich erst im Laufe der Zeit erschließen und natürlich die interessanten Zwischen- und mächtigen Endgegner eines kompletten Abschnitts.
Im unterhaltsamen Multiplayermodus können – wie eingangs erwähnt – bis zu vier Gleichgesinnte ans Werk gehen, um sich auf einem entsprechend geteilten Bildschirm in bekannten Ballerspiel-Modi wie „Deathmatch“, „Capture-the-Flag“ oder „Team Arena“ die Hirse gegenseitig wegzudonnern. Dabei kann vorab ausgewählt werden, welche Waffen zum Einsatz kommen dürfen und wie es mit den Siegbedingungen aussehen soll. Gut ist, dass sich weitere (maximal vier) CPU-Kampfmaschinen zuschalten lassen, so dass einem gehobenen Mehrspielerspaß nichts im Wege steht. Im Übrigen kann auch der Solospieler jene Kampfarenen betreten und sich dort mit den CPU-Gegnern mehr oder weniger vergnügen. Ein bisschen mangelt es aber – zumindest bei den Solomissionen – am Wiederspielwert, sprich der Langzeitmotivation: einmal durchgezockt, reizen höchstens noch die anderen beiden Schwierigkeitsstufen – richtig mitgezählt: es gibt deren drei – so dass Ihr im Erfolgsfall schließlich eine Bildergalerie bestehend aus zahlreichen Artworks freigeschaltet habt. In diesem Punkt hätte ruhig noch etwas mehr kommen dürfen, auf die obengenannten Bilderchen kann ich auch gut und gerne verzichten. Die Steuerung ist im Übrigen nicht zu kompliziert, Auswahl, Ausrichtung und Abfeuern der unterschiedlichen Waffen sowie die variierenden Fortbewegungsmöglichkeiten sind in der Regel schnell verstanden, die Kamera ist in den meisten Fällen auch auf der Höhe, so dass wir trotz der geballten Action nur verhältnismäßig selten den Überblick verlieren.
Nicht nur die hochspannende und erstaunlich tiefgründige Story und der abwechslungsreiche Spielverlauf überzeugen, auch die Präsentation dieses Actionkrachers gibt sich keine Blöße: in dieser Science-Fiction-Ballerorgie gibt es satte Spezialeffekte am laufenden Band, welche die Grafik aber trotzdem so gut wie nie in die Knie zwingen bzw. zu „Ruckelanfällen“ verleiten. Explosionen, Rauch und die langsam aber sich in sich zerbröselnde Komplexe sorgen für ein cineastisches Flair, wobei nicht nur die satte Action im Vordergrund, sondern auch die Texturen im Hintergrund angenehm detailreich gezeichnet sind. Biedere Texturen sind hier ein absolutes Fremdwort. Im Multiplayermodus sehen die Texturen nicht ganz so detailreich aus, dafür bleibt die Grafik dann aber auch brav flüssig, insofern ich auch in diesem Punkt zufrieden gestellt wurde. Der orchestrale Soundtrack und insbesondere die krachenden Soundeffekte runden das Ganze sehr stimmungsvoll ab. Im Hinblick auf Grafik und Soundkulisse gibt es lediglich zu bemängeln, dass weder das 16:9-Format noch ein 60-Hertz-Modus und auch keine etwaigen Surround-Klänge unterstützt werden. Zum Glück tut das der Präsentation von „Red Faction 2“ für die PS2 insgesamt keinen Abbruch, diese überzeugt durch eine hohe Qualität.
Kleine aber feine Unterschiede gibt es im Hinblick auf die Gewaltdarstellung zwischen der europäischen UK- und unserer deutschen Pal-Version: wie fast nicht anders zu erwarten gab es wieder einmal Beschneidungen bei unserer Fassung („böses gewaltverherrlichendes Killerspiel“): Blutspritzer und Körperfetzen verschwanden nämlich gänzlich, dies nur als kleine Information am Rande. Dies tut dem zweifellos hohen Spannungsgehalt in diesem martialischen Kriegsspektakel aber keinen Abbruch. Als etwas störend empfand ich lediglich die Tatsache, dass wir es mit einem streng linearen Spielverlauf zu tun haben, der uns in ein wirklich sehr enges Korsett steckt und quasi null spielerischen Handlungsfreiraum lässt. Bevor wir nicht alles – zumindest im Hinblick auf das Primärziel - erledigt haben, geht es nicht weiter und manchmal wissen wir einfach nicht, was noch zu tun ist und gehen auf gut Glück alles noch einmal durch. Im Gegensatz zu den hochinteressanten Mech-Einsätzen, die eine prachtvolle Zerstörungsorgie darstellen, enttäuscht der langweilige Einsatz mit dem U-Boot. Macht Euch jedenfalls darauf gefasst, dass Ihr vergleichsweise selten „zu Fuß“ unterwegs seid, dass fand ich persönlich schade, zumal mich eben die eben erwähnten „Fußmärsche“ mit dem kleinen Mech über alle Maßen begeistern konnten. Diese Nachteile erschließen sich aber erst im Laufe der Zeit, sind aber sich nicht unwesentlich. Fakt ist jedenfalls, dass wir es mit einem Shooter für die Playstation 2 zu tun haben, der sich wahrlich nicht zu verstecken braucht. Speziell Präsentation, Abwechslungsreichtum und die (für ein Ballerspiel) erstaunlich spannende Story sorgen für ein hochmotivierendes Spielerlebnis. Blitzsaubere 82% halte ich im Hinblick auf den Gesamtspielspaß für angebracht.
PLUS ---> Spannende und erstaunlich tiefgründige Story, 6er-Heldentrupp, grundverschiedene Missionen, faszinierende Zerstörungsorgie mit dem Mech, Multiplayer mit CPU-Gegnern möglich, gutes Handling, überzeugende Grafik und Soundkulisse
MINUS ---> Wiederspielwert des Soloabenteuers ziemlich gering, streng linearer Spielverlauf lässt uns null Freiheiten, langweilige U-Boot-Mission
03.07.2004
Verschenktes Potenzial
Mit Red Faction 2 hatte ich eigentlich einen sehr guten Nachfolger erwartet, doch das Spiel ist ein zweischneidiges Schwert!
Einerseits kann die gute Grafik, die mit reichlich Farben und schönen Spiegeleffekten aufwartet, überzeugen und auch die Waffenauswahl (bei einem Shooter mit das wichtigste) stimmt. Andererseits gibt es zwei große Kritikpunkte, die den Spielspaß in den Keller fallen lassen...
1. Das schon in Red Faction 1 bekannte Problem mit den scheinbar unveletzlichen Gegnern wurde nicht behoben - ja sogar noch verschlimmert. Oft kommt es vor, dass man ganze Uzi- oder MG-Magazine in den Gegner jagt, dieser aber nicht stirbt, weil er entweder dauernd wegrennt oder einfach zu viel aushält...das ist total unrealistisch!
2. Die immer gleich aussehenden Gegner tauchen in Strömen auf und lassen dem Spieler keine Minute Ruhe - selbst auf dem leichten Schwierigkeitsgrad ist das echt ein Problem! Ein Beispiel:
Ich war aufgrund einer Mission in ein tiefes Loch gefallen und musste nun den Ausgang finden. Da es aber mehrere, nach Ausgang aussehende Wege gab, musste ich schon etwas suchen. Das wäre ja alles kein Problem, wenn die nervigen Feinde nicht währen. Aus den immer gleichen Winkeln tauchen diese immer wieder auf. Hat man zwei erledigt, kommen wieder zwei neue (darunter auch ziemlich nervige fliegende Roboter). Hat man diese dann erledigt kommen wieder 4-5 neue, solange bis man den Ausgang gefunden hat und das geht das ganze Spiel lang so...das nervt mit der Zeit echt total!
Fazit: Nur für Fans stupider Balleraction geeignet, Freunde von anspruchsvolleren Ego-Shootern lassen lieber die Finger davon.