19.02.2010
Die NBA im eigenen Wohnzimmer
Jubiläum bei 2K Sports, das Aushängeschild NBA 2K wird stolze 10 Jahre alt. Nicht nur das dürfte die Entwickler freuen, sondern auch, dass man zu jeder neuen Saison bei eingefleischten Basketball-Fans wesentlich besser ankommt, als die große Konkurrenz NBA Live aus dem Hause EA. Ob es in der Spielzeit 2009/2010 genau so sein wird, wie es eigentlich fast schon zu erwarten ist, sehen wir später.
Schon vor der Saison bekam man von 2K Sports einen kleinen Stimmungsmacher mit dem NBA 2K10 Draft Combine, das für Xbox 360 und PS3 zum Download zur Verfügung stand. Das Programm diente dazu, schon einmal seinen persönlichen Spieler erstellen und fit für die NBA Draft machen zu können. Später konnte man den trainierten Player in das eigentliche Game laden und hatte so quasi schon einen kleinen Vorteil denen gegenüber, die sich NBA 2K10 erst zu Release holten. Falls man diese Möglichkeit nicht genutzt haben sollte: keine Sorge, natürlich kann man auch in der Vollversion seinen eigenen Spieler erstellen und mit ihm seine Karriere bestreiten.
Was erwartet einen bei NBA 2K10 also nun? Man blieb sich auch in der aktuellen Saison wieder treu und setzte erneut auf Realismus und nicht auf übertriebene Action, so wie es bei NBA Live der Fall ist. Dies hat zur Folge, dass man nicht einfach locker mit zig Crossover durch die Zone ziehen und mit einem Slam-Dunk-Contest-würdigen Banger den Ball im Korb versenken kann, sondern viel taktieren muss, bis man den freien Mann findet, der den Angriff abschließen kann. In der Defensive verhält sich das Spiel ähnlich. Man muss viel Geduld aufbringen und immer auf der Hut sein, den die gegnerische Offensive kann hier nicht schon zu Beginn mit einem Steal im Keim erstickt werden, hier ist unterbinden der Passwege, Bedrängen und der Block im richtigen Moment gefragt. Um für das Spiel noch besser aufgestellt zu sein, kann man im Vorfeld oder auch währenddessen seine eigenen Taktiken einstellen und so vorgehen, wie man es als Coach gerne hätte. Genau dieser Punkt dürfte das wohl wichtigste Entscheidungskriterium sein. Will man wahres NBA-Feeling von seiner Couch aus genießen, so ist man bei NBA 2K10 an der richtigen Adresse, legt man weniger Wert auf diesen ausgeprägten Realismus und will lieber, dass ein Dunkfeuerwerk dem nächsten folgt, so wendet man sich lieber an EA Sports.
Startet man ins Spiel, so wird man von dem sehr überladenen und verdammt unübersichtlichen Menü fast erschlagen. Optisch wirklich peppig gemacht, aber sich da wirklich zurecht zu finden, fällt einem auch noch nach mehreren Spielen nicht so leicht. Hat man den Bogen raus, so steht dem Austesten der Spielmodi nichts mehr im Wege. Neben dem bereits erwähnten Mein Spieler Modus, der wohl der schönste ist, hat man die üblichen wie sonst auch, neben dem schnellem Spiel, das man wohl besonders im Multiplayer am Häufigsten nutzt, sind wie gewohnt die Saison und die verkürzte Version, einfach nur die Playoffs, in der Standart NBA-Spiel Ausstattung dabei. Ein besonderes Gimmick ist NBA Aktuell. Hier könnt ihr die Spiele nachspielen, die gerade oder aber auch im Laufe des Tages in echt ausgetragen werden. Falls also das Lieblingsteam einmal verlieren sollte, kann man hier, zumindest in der Pixelwelt, wieder alles ins Lot bringen. Als zusätzlichen Service kann man dank Live Kader die aktuellen Mannschaftsaufstellungen, Verletzungen und Trades herunterladen und muss sich nicht selbst darum kümmern. Wo wir gerade bei Downloads sind: selbstverständlich kann man auch online zocken, desweiteren kann man die im Saisonspiel fehlende Action in anderen Modi wie 1 vs. 1, dem Slam Dunk Contest oder dem 3er Shootout wieder hereinholen es wurde also an alles gedacht.
Neben der gelungenen Optik der Menüs weiß besonders die Grafik während eines Matches zu gefallen. Alle Spieler sind mit Gesichtern, Statur und Tattoos originalgetreu nachgestellt, sehen ihrem menschlichen Ebenbild dazu noch täuschend ähnlich, da verzeiht man auch mal, wenn während einer Sequenz ein Spieler gegen das Kommentatorenpult am Spielfeldrand läuft und es nicht schafft, es zu umgehen, ansonsten kann man an den Bewegungen der Jungs nichts aussetzen, denn sobald die Pfeife des Schiedsrichters ertönt und es ums Ganze geht, hat man teilweise das Gefühl, echtes Match zu schauen, so flüssig läuft und noch dazu lebensecht läuft alles ab. Die Trikots entsprechen selbstverständlich der aktuellen Saison, außerdem stehen einem noch viele freshe Retro-Trikots zur Verfügung. Diese bewegen sich dann extra und kleben nicht komplett fest am Spieler. Auch das Geschehen neben dem Court ist schön anzusehen. Jeder Fan steht für sich alleine, keine Pappwand aus lieblos gestalteten Figürchen, da kommt echte Arena-Atmosphäre, denn auch die Vertonung (hier muss gleich auch die gute Arbeit der Kommentatoren erwähnt werden) ist wunderbar gelungen und unterstützt das Gefühl, bei einem echten Spiel dabei zu sein.
Nach fast ausschließlich positiven Worten bleibt die Frage offen: kann man an NBA 2K10 überhaupt etwas kritisieren? Ja, man kann, oder besser: man muss! Weniger auffallend, aber leider etwas enttäuschend ist, dass man ausschließlich NBA Teams und ein paar All Star Mannschaften geboten bekommt. Sicher, bei einem Spiel, auf dem das NBA-Logo prangt, sollte man nicht mehr erwarten brauchen, doch auf der anderen Seite schaut man schon etwas wehmütig zu NBA Live 10 mit seinem Aufgebot an internationalen Kadern. Viel mehr fällt jedoch der Schwierigkeitsgrad ins Gewicht, denn dieser ist deutlich zu hoch. Als Neueinsteiger kann man quasi schon davon ausgehen, dass man selbst auf der niedrigsten Stufe zu Beginn seiner Karriere eine Niederlage nach der nächsten eingeschenkt bekommt, es sei denn man ist außerordentlich talentiert in Sportspielen. Besonders der Sprungwurf ist äußerst knifflig und teilweise auch frustrierend, denn nur das Antippen der Wurf-Taste für den Bruchteil einer Sekunde bringt den Treffer, einen Augenblick zu lange gedrückt und der Ball donnert vom Ring zurück ins Spielfeld. Natürlich darf es einem nicht zu leicht gemacht werden, aber auch nicht so, dass es nicht in Ehrgeiz, sondern in Demotivation ausartet. Ähnliches gilt für den Dunk Contest, nur durch viel Training lernt man Controller und die knappe Zeit in Einklang zu bringen, definitiv nichts für Ungeduldige. Hat man es aber einmal soweit gebracht, dass einem die Steuerung einigermaßen gut von der Hand geht, so steht dem ultimativen Basketball-Feeling nichts mehr im Wege, daher kann man jedem, der entweder Geduld oder eine Menge Skills für Sportspiele mitbringt, NBA 2K10 nur ans Herz legen, mehr NBA geht nicht!
