23.03.2008
Schräge aber ultrakurze Ballerorgie
Mittlerweile längst zum Kult-Klassiker avanciert, teilt die Metal-Slug-Serie die Actionspiel-Freunde schnell in zwei Lager: einerseits schreckt viele unter uns mit Sicherheit die mehr als nur etwas antiquierte Darstellung durch die scrollenden 2D-Level ab, andere Zocker hingegen freuen sich über eine knallbunte und mit Spezialeffekte übersätes Szenario in „Oldschool-Qualität“. Beide Seiten dürften sich allerdings einig darüber sein, dass die Action in „Metal Slug 5“ für die Sony Playstation 2 derart satt ist, dass man kaum noch zum Luft holen kommt. Meines Wissens allerdings wieder einmal nur als reine Importversion erhältlich, kam dieser sechste Teil (vergessen wir nicht „Metal Slug X“ zwischendurch, daher schon Nummero 6) von SNK im Jahr 2005 auf den Markt. Korrigiert mich bitte, falls inzwischen doch eine europäische Pal-Version existieren sollte. Erstaunlich fand ich jedenfalls, dass der Schwierigkeitsgrad eine (angenehm?) große Zielgruppe zulässt, denn in diesem Teil braucht man nicht (mehr) ein chronisch stahlhartes Nervenkostüm, sondern aufgrund der unterschiedlich anwählbaren Stufen sogar Neulinge. Aber keine Angst, auch Profis kommen nicht zu kurz bzw. werden sich definitiv nicht langweilen, auf Wunsch darf es daher auch knackig schwer werden, sehr schön. Ein klarer Pluspunkt sind jedenfalls Spielwitz und unkomplizierte Handhabung, ganz klar negativ ist die (erneut) unverschämt kurze Spielzeit zu bewerten: in den fünf – größtenteils streng linearen mit wenig Alternativwegen versehenen – Spielabschnitten seid Ihr je nach Talent und Schwierigkeitsgrad in locker einer Stunde durch: das ist übel. Natürlich ist „Metal Slug 5“ ein Videospiel, das man immer wieder gerne erneut in die PS2 einlegt, da es einfach sehr kurzweilig ist, dennoch darf man angesichts des sehr geringen Spielumfangs enttäuscht sein, zumal eine Online-Anbindung außen vor gelassen wurde und somit auch nicht zu einer höheren Langzeitmotivation beiträgt. Sehr spaßig aber schnell vorbei, das ist „Metal Slug 5“.
Im Brennpunkt des Geschehens stehen – wie immer – unsere engagierten Soldaten Marco und Fio (der Zweispielermodus ist daher quasi ein Muss!), die mit ihren Ballermännern, Raketenwerfern, Bomben und Granaten nur so um sich schmeißen. Ohne Verschnaufpause sprengen wir alles in die Luft, was unseren Weg kreuzt, da wir es mit einer – wenn auch vergleichsweise unspektakulären - 2D-Ansicht zu tun haben geht die Übersicht trotz des chronischen (gewollten) Chaos nicht allzu oft flöten. Dabei müssen wir aber aufpassen, dass wir nicht aus Versehen unschuldige „Passanten“ mit ins Jenseits befördern oder genauer gesagt Gefangene, die wir in dem Inferno so ganz nebenbei auch noch befreien sollen. Sind wir dabei erfolgreich, werden wir durch Extras oder besser gesagt Upgrades unserer Wummen belohnt und natürlich füllt sich auch unser Punktekonto. Letzteres bietet Hardcore-Zockern selbstverständlich den Anreiz schlechthin, „Metal Slug 5“ noch mal und noch mal und noch einmal zu spielen. Überlebenswichtig sind dabei nicht nur Gegenstände, die unsere Offensivkräfte verstärken, sondern auch nette Kleinigkeiten wie Panzerung bzw. Schutzschilde. Wir hätten es schließlich nicht mit einer Episode der Metal-Slug-Reihe zu tun, würden wir nicht in teils sehr unterschiedliche Fortbewegungsmittel einsteigen: illustre Mechs, Roboter, Panzer, Miniflitzer, U-Boot, Taucherglocke und weitere fliegende und fahrbare Untersätze („Slug-Fahrzeuge“) werden von uns bestiegen und umfunktioniert, wobei uns ein sonderlich großer spielerischer Freiraum nicht gewährt wird. Auch dieser fünfte Teil setzt auf brachiale Action, witzige Gimmicks und einen schnörkellosen und eben unkomplizierten Spielverlauf, weniger auf Erkundungstouren auf eigene Faust. Die Steuerung ist weniger komplex als man es ursprünglich vermuten würde: Schießen, Werfen von Granaten und Springen sind einfach belegt, dazu gesellen sich Spezialmanöver wie das Ducken bzw. Sliden unter den feindlichen Geschossen hindurch: das ist neu! Diese Ausweichmanöver in Verbindung mit gleichzeitigem Ballern macht Laune und sorgt für ein sehr dynamisches Gameplay. Schade nur, dass dies lediglich bei normalen Feinden Erfolg verspricht, bei den Obermotzen können wir die Rutscheinlagen leider kaum gebrauchen. Überhaupt ist der taktische Anspruch sehr gering, vielmehr sind primär Reaktionsschnelligkeit und sehr flinke Finger gefragt. Was die (Pseudo-)Handlung betrifft, so missfällt uns allerdings, dass altbekannte Fieslinge nicht mehr mit von der Partie sind, vielmehr neues feindliches Gesocks am Start ist, was die Metal-Slug-Veteranen sicher etwas betrübt stimmen wird. Ebenso (mehr als) schade ist zu bewerten, dass keine neuen Mordinstrumente in diesen fünften Teil implementiert wurden: MG, Doppel-Uzi, Shotgun, Raketenwerfer, Granaten & Co. sind altbekannt. Positiv hingegen ist zu erwähnen, dass die Landschaften völlig neu sind (nicht so bei Metal Slug 4, die Veteranen erinnern sich): durch dichten Urwald, den Amazonas hinab, ab in die dunklen Tiefen des Meeres, weiter in eine Industrie-Metropole und letztlich hinauf zum großen Finale, nichts ist so wie es früher war bzw. sind keine altbekannten Areale mehr mit am Start.
So antiquiert Metal Slug 5 daherkommt, so flüssig gestaltet sich der Spielverlauf. So wenig Freiraum uns in den fünf Welten gewährt wird, so unkompliziert und vor allem ohne technische Patzer geht diese Ballerorgie von statten. So altmodisch die 2D-Landschaften auch rüberkommen, so witzig die liebevollen Animationen im Detail und vor allem Mienenspiele der Protagonisten: Freude, Erstaunen und Beharrlichkeit sind des Öfteren unübersehbar, sollte uns (ausnahmsweise) genug Zeit bleiben, die Mimik unserer Helden genau zu betrachten. Dazu gesellen sich sehr farbenprächtige Hintergründe wie überhaupt sämtliche Szenarien eine angenehm hohe atmosphärische Dichte aufweisen. Schade, dass das 16:9-Breitbildformat keine Unterstützung fand, dies hätte speziell im vorliegenden Fall wirklich Sinn gemacht. In erster Linie sind es neben den bemerkenswerten Animationen die wunderschönen Explosionseffekte, welche den Bildschirm nahezu pausenlos überfluten. Die gesamte Anzahl der unterschiedlichen Soundeffekte hält sich zwar ähnlich wie die unterschiedlichen Hintergrundmelodien in Grenzen, doch dafür kommen diese satt daher und heizen die Atmosphäre auf sehr stimmungsvolle Art und Weise an. Es ist (mal wieder) eindeutig Geschmackssache, ob man dieser Art der - sowohl schrägen als auch angestaubten – Präsentation etwas abgewinnen kann oder nicht: bereits in den ersten Minuten entscheidet es sich, ob Ihr Euch mit dieser anfreunden könnt. Ironischerweise (oder auch zynisch) könnte man sagen, dass wir dies auch müssen, da anderenfalls das Abenteuer auch schon wieder vorbei ist, aber nun ja: diesbezüglichen Kummer sind Metal-Slug-Anhänger längst gewohnt. Kurzum: wer die Vorgänger mochte, kommt an dieser Episode keineswegs vorbei, er oder sie würde ganz sicher etwas verpassen. Bei den „Übrigen“ ist es allerdings fraglich, ob diese über den „Oldschool-Style“ und die sehr unverschämt kurze Spieldauer hinwegsehen können und sich gerne auf ein schrilles, sehr unterhaltsames Ballerabenteuer einlassen möchten. Spielspaßwertung: 75%.
PLUS --> Spielwitz und krachende Action satt, herrliche Animationen, sehr schöne Hintergründe, knallige Farben, spaßiger Koop-Modus, saubere Steuerung, schnörkelloser Spielverlauf
MINUS --> Wieder einmal unverschämt kurz, gegen Ende unfair, angestaubtes 2D-Gewand nicht nach jedem Geschmack, ohne Taktik bzw. Anspruch, kaum Alternativwege vorhanden
31.10.2006
Ballern, die fünfte
Endlich ist es soweit! SNKs Vorzeige-Ballermänner gehen in die nächste Runde. Betrieb Teil 4 noch ein ausgedehntes Recycling (besonders MS 1 musste unter dem Raubbau leiden, ganze Hintergründe und Grafiksets wurden hier geklaut), bietet der fünfte Teil eine Fülle von neuen Animationen und Gegnersprites.
Das Leveldesign ist wieder allererste Sahne. Ähnlich wie bei der vielgerühmten R-Type-Serie oder dem Klassiker Pulstar wissen die Entwickler immer ganz genau, wie der Spieler sich verhalten wird. Wer ungeduldig am rechten Bildschirmrand klebt um "den Screen nach vorne zu schieben", kann hier schon mal eine unliebsame Überraschung erleben.
Ebenfalls vom Allerfeinsten ist das Design der Endbosse. Riesig, perfekt animiert und mit einem Sack fieser Angriffsmuster ausgestattet, trachten sie nach dem virtuellen Leben des Spielers. Etwas übertrieben wurde hier allerdings beim letzten Boss. Es ist fast unmöglich, allen seinen Angriffen auszuweichen. Hier verbrät man gerne mal mehr Continues als im Rest des Spiels.
Neue Waffen gibt es nicht, dafür aber viele coole neue Vehikel. Freut euch auf einen schlagkräftigen Mech, einen riesigen Spinnenroboter und, gegen Ende des Spiels, auf eine Höllenfahrt in einem schwerbewaffneten Kampftrabi.
Die Steuerung ist denkbar einfach. Ein Knopf zum Ballern, einer zum Springen und einer für die begrenzten Granaten. Neu ist, das die Söldner jetzt auch auf dem Boden rutschen können. Einfach den Steuerknüppel nach unten drücken und die Sprungtaste betätigen. Leider wird diese Fähigkeit im Spiel selten benötigt.
Zwar dauert der Spaß nur knapp 40 Minuten, aber dann sind eh die meisten Ballerdaumen erschöpft. Verschwitzt aber glücklich sitzt man am Screen, versorgt die Blasen an den Händen und kann es kaum erwarten, wieder in den virtuellen Krieg zu ziehen.
(Hinweis: diese Rezession basiert auf der NeoGeo-Version von Metal Slug 5)