21.02.2005
Der König ist zurück gekehrt!
Als Sony Mitte 2002 das Rennspiel „Gran Turismo 3" veröffentlichte, waren viele Experten der Meinung, dass die PlayStation 2 an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angekommen ist. Das Spiel setzte damals grafisch neue Maßstäbe und auch der Umfang war ernorm. Nun, gut 2 ½ Jahre später erschien endlich die japanische Fassung von „Gran Turismo 4" (in Deutschland wird es voraussichtlich am 09.03.2005 veröffentlicht), dem lang ersehnten Nachfolger, und das Spiel sprengt alle Grenzen und hebt die Messlatte, für die Konkurrenz, in fast schon unerreichbare Höhen.
Herzstück des Spiels ist der Karrieremodus, in dem über hundert verschiedene Rennwettbewerbe darauf warten, gemeistert zu werden. Bevor man sich aber zu den Rennen begibt, muss man sich zum Einen um einen fahrbaren Untersatz kümmern und zum Anderen einige Lizenzprüfungen ablegen. Okay, ich gebe zu, einige Lizenzprüfungen ist vielleicht ein wenig untertrieben: Um alle Lizenzen in seinen Besitz zu bekommen, muss man 120 der, teilweise motivierenden und spaßigen, aber auch hin und wieder recht nervigen, Prüfungen ablegen. Kenner der Serie erwartet hier eigentlich nichts neues, da es kaum Unterschiede zu den Lizenzprüfungen der Vorgänger gibt. Die größten Unterschiede liegen darin, dass man in GT4 die Tests mit anderen Fahrzeugen, auf anderen Strecken absolviert.
Hat man sich die benötigten Lizenzen erspielt, kann man an den verschiedenen Rennwettbewerben teilnehmen. Doch vorerst kauft man sich bei einem der Autohändler einen Gebrauchtwagen. Hat man noch etwas Geld übrig, kann man sich bei den ortsansässigen Tunern noch ein günstiges Leistungsupgrade kaufen, der dem Wagen ein paar zusätzliche PS bringt.
Am Anfang zieht sich das Spiel etwas hin, da der eigene Wagen gerade mal für den Sunday- und den Clubman-Cup konkurrenzfähig ist. Hat man sich genug Geld erspielt, kann man entweder seinem Wagen weitere Leistungsupgrades einbauen lassen, oder man kauft sich einen neuen Wagen, um an den weiteren Wettbewerben teilnehmen zu können. Insgesamt werden dem Spieler über 600 verschiedene Wagen, vom Ford Model T, über Oldtimer und Musclecars aus den 50er, 60er oder 70er Jahren, bis hin zu Superrennwagen und Prototypen, wie dem Audi Le Mans Quattro zur Verfügung gestellt. Die meisten Wagen lassen sich käuflich erwerben. Die nicht verkäuflichen Wagen erhält man, nach den Wettbewerben, mit als Siegprämie. Ob man anschließend die gewonnenen Wagen behält oder verkauft, bleibt jedem selber überlassen. Hat man die ersten Siege eingefahren, lässt einem die Sammelleidenschaft nicht mehr los und man kann es nicht erwarten, die Garage mit den heiß begehrten und wunderschön modellierten Wagen zu füllen.
Aber auch was das Streckenangebot angeht, ließ sich Sony nicht linken: 52 verschiedene Strecken, die zum Teil auch rückwärts befahrbar sind, laden zu spannenden Rennen ein. Das Angebot reicht von originalgetreu nachgebauten Stadtkursen (New York, Seattle, Monaco, Soul, Tokio, Paris, Hong Kong, Las Vegas, etc.) über fiktive Strecken (Trial Mountain, Deep Forrest, Citta di Aria, etc.) bis hin zu Original-Rennstrecken (Laguna Seca, Fuji Speedway, Suzuka, Le Mans, etc,). Die Königsstrecke ist definitiv die 30km lange Nordschleife des Nürburgrings, die laut Entwickler nur um 2mm Länge von der Originalstrecke abweicht. Hier ist man dann pro Runde, je nach Wagen, mindestens 7 Minuten, in der grünen Hölle, unterwegs.
Damit die Rennen spannender verlaufen, haben Entwickler Polyphony Digital die künstliche Intelligenz der KI-Gegner verbessert. Diese fahren nun nicht mehr kontinuierlich Ihre Ideallinie, sondern liefern sich Positionskämpfe, mit Haken und Ösen. Auch am Fahrverhalten der Fahrzeuge wurde gearbeitet. Das unterschiedliche Handling der Rennwagen fühlt sich einfach realistischer an, als noch in GT3.
Wer keine Lust hat, selber am Steuer zu sitzen, der kann, im sogenannten „B-Spec-Modus", einen KI-Fahrer für sich antreten lassen. Hier hat man die Möglichkeit, aus verschiedenen Kameraperspektiven das Rennen zu beobachten und seinem Fahrer, per Tastenbefehl, taktische Anweisungen zu geben. Je öfters man Rennen mit seinem KI-Fahrer bestreitet, desto besser werden seine Leistungen.
Nach den Rennen, kann man dann noch die, spektakulär in Szene gesetzten, Replays bewundern. Hier bekommt man auch die Möglichkeit, sich technische Daten anzeigen zu lassen, um das Rennen analysieren zu können.
Neben dem Karrieremodus gibt es dazu noch den Arcademodus, in dem man sich nach und nach Autos und Rennstrecken frei spielen kann. Sehr spaßig ist der Foto-Modus. Hier kann man vor ausgesuchten Kulissen (z.b. in New York, am Grand Canyon, etc.) seinen Wagen aus verschiedensten Perspektiven und mit unterschiedlichen Einstellungen fotografieren.
Technisch schöpft Gran Turismo aus den vollen. Die Wagen erstrahlen in einem noch nie da gewesenen Detailgrad und auch die Strecken, allem voran die aufwändig gestalteten Stadtkurse, sehen phantastisch aus. Am Streckenrand stehen jubelnde und fotografierende Zuschauer, die Umgebungen spiegeln sich auf der Karosserie der Wagen und erstmals gibt es auch eine animierte Boxencrew, die Reifenwechsel vornimmt und den Wagen auftankt. Auch der Sound haut den Spieler aus den Socken. Die Motoren röhren kräftig aus den Boxen und die abwechslungsreiche Begleitmusik passt ebenfalls sehr gut zu dem Spiel.
Negativ fällt lediglich auf, dass bei einigen Stadtkursen die Bildwiederhohlungsrate etwas runtergeschraubt wird, damit das Spiel flüssig und ohne Pop-up's läuft. Hier ist dann die PS2 wohl doch entgültig an ihrem Limit angekommen. Auch die Lizenzprüfungen sehe ich mal als Kritikpunkt, da sie teilweise recht nervig sein können und den Spielspaß etwas bremsen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man zumindest einen Teil der erspielten Lizenzen aus dem Vorgänger übernehmen kann. Na ja, vielleicht klappt das ja bei „Gran Turismo 5", dass aber wahrscheinlich erst auf der PS3 zum Zuge kommen wird.
Fazit: „Gran Turismo 4" ist der König unter den Rennspielen. Kein anderes Rennspiel bietet einen so gigantischen Umfang, eine so famose Technik und eine so perfekte Spielbarkeit, wie GT4. Wer sich dieses Spiel nicht kauft, ist selber Schuld! GT4 ist DAS Spiele-Highlight 2005 und würde fast sogar noch den Kauf einer PS2 rechtfertigen, sofern man keine besitzt.
Positiv
- gigantisch, über 600 Autos, 52 verschiedene Rennstrecken
- detaillierte, sehr beeindruckende und flüssige Grafik
- hervorragende Steuerung und erstklassige Spielbarkeit
- die schönsten Automodelle der Videospielgeschichte
- starke Präsentation
- viele Extra-Features
Negativ
- teilweise nervige Lizenzprüfungen
- die Framerate ist nicht immer konstant
- etwas zäher Einstieg
Grafik: 10/10
Sound: 10/10
Gameplay: 10/10
Steuerung: 10/10
Umfang 10/10
Spielspaß: 97%