22.02.2004
Eine "etwas andere" Rezension
Es ist Samstag, der 21.02.2004, so gegen 11.00 Uhr vormittags. Aus den PC-Lautsprechern stellt LeAnn Rymes fest, dass man nicht das Mondlicht bekämpfen kann. Ein wenig gelangweilt schaue ich durch die Foren, bis mich die Haustürklingel aufschrecken läßt. Wer klingelt bei uns an die Haustür um diese Uhrzeit? Wenn ich nicht aufstehe, dann werde ich es wohl nie erfahren. So erhebe ich mich von meinem Platz und gehe nach unten. Durch das Rauchglas sehe ich eine gelb-blaue Jacke leuchten. Der Postbote?
Ich öffne die Tür und ja, es ist eben welcher. Mit dem Kommentar „Post für Sie!" reicht er mir ein Päckchen von Amazon.de sowie einen Umschlag. ES IST DA! jubele ich in meinem Innersten und wünsche dem Postboten noch einen schönen Tag, während ich ihm das Päckchen nebst Brief förmlich aus der Hand zerre.
Eilig schließe ich die Tür, lege den Brief auf den Küchentisch und öffne mit schweißnassen Fingern das Päckchen. „Ja" hauche ich vor Verzückung und löse das Zellophan von der jungfräulichen Verpackung von Final Fantasy X-2.
Hektisch stürze ich wieder nach oben, setze im Forum noch die Information, dass ich die nächste Woche nur selten erreichbar bin und schließe mit feuchten Händen die PS2 an den Fernseher an. Schnell noch die DVD hinein geschoben und die Klingel abgestellt, damit mich niemand stören kann.
Gebannt starre ich auf den Fernseher und warte gebannt auf das, was da kommen soll...
In meinem Zustand der Begierde habe ich natürlich das Handbuch komplett ignoriert und drücke die Option „Neues Spiel beginnen".
Das Intro läßt so manches erhoffen, was mich später erwarten wird. Zumindest hoffe ich das.
Das FMV ist absolut klasse. Wahnsinnig gute Effekte und eine hervorragende Animation einer singenden Yuna, in einem gewagten Outfit, fesseln meine Augen an den Bildschirm. Lediglich die musikalischen Darbietung schmeichelt nicht so sehr meine Ohren. Das Lied ist mäßig und Yunas Stimme sehr dünn. Um es mit den Worten von „Uns Dieter" aus DSDS auszudrücken: „Deine Performance ist hammergeil, dein Outfit einfach ständermäßig und Deine Stimme kriegen wir im Studio bestimmt auch noch hin. Such Dir aber bitte einen anderen Produzenten."
Nach knapp 4 Minuten ist das Intro beendet und die Handlung geht los. Wie nicht anders zu erwarten reden alle Englisch. Anscheinend hat der Squaresoft Etat wieder nicht für deutsche Synchronsprecher gereicht. Schade! Mit Hilfe der deutschen Untertitel stellt man sogar als englischkundiger Anfänger fest, dass die Übersetzung nicht immer dem Gesagten entspricht und durchaus auch den Sinn verändert.
Aber wer stört sich schon an solchen Kleinigkeiten, denn die Grafik ist immer noch traumhaft zumal die Al Bhed Rikku lediglich ein wenig mehr trägt als Frauen am Strand.
Ihre Partnerin, die sarkastische Paine, verhüllt ihren Körper lieber in schwarzem Leder. Doch auch hier hat der Modedesigner zugeschlagen und einige interessante Körperteile ausgelassen.
Wie gebannt klebe ich also vor dem Bildschirm und versuche zu verstehen, was da eigentlich genau abgeht. Irgendwie fehlt mir der Plan, doch ich komme gar nicht dazu weiter darüber nachzudenken, denn der erste Kampf steht bereits an.
Mutig drücke ich immer wieder die x-Taste und ärgere mich, dass ich das Handbuch einfach beisete gelegt habe. Das Programm ist jedoch gnädig mit mir und so sind die ersten Feinde bereits nach kurzer Zeit ins Nirvana befördert.
Doch ich habe keinen Grund zur Freude, denn die ersten Obermotze erscheinen bereits und mit ihnen Yuna, die sich aber als ein Double outet und sich Leblanc nennt.
Das Tatoo auf ihrem Dekollté erinnert mich an eine Figur aus Vagrant Story und ihre Gesichtsform doch stark an Cypher aus Final Fantasy VIII. Naja, warum sollten die Bösewichter auch auf einmal anders aussehen?
Nach einem kurzen Wortwechsel beginnt ein neuer Kampf und endlich eilt Yuna Rikku und Paine zu Hilfe. Nur nicht in ihrem wallenden Gewand und dem Stab aus Final Fantasy X. Entweder hat Yuna in der Zeit zwischen Teil X und diesem Teil zuviel Tomb Raider geschaut oder ein paar lustige Pillen eingeworfen.
Ihr Outfit und ihre Bewaffnung erinnern mich doch sehr stark an Miss Lara Croft. Glücklicherweise ziert keine Sonnenbrille ihr Gesicht, denn sonst hätte ich einen lauten Schmerzensschrei ausgestoßen und die PS2 in den Fernseher geworfen.
Doch zurück zum Gefecht. Ich drücke hektisch die X-Taste, ignoriere so gut es geht, die anderen Optionen und genieße einfach nur, die fast schon turbulente Kampfszene, die vor Effekten nur so strotzt. Es wird geschossen, geprügelt und... wie bitte? Was soll ich tun? TANZEN?!
Hey moment, bin ich hier im falschen Programm oder was? Ich soll mit L1 meine TanzPAILETTE anlegen und den Gegner damit dann blenden? Herrje, was habe ich mir da gekauft. Gequält drücke ich die L1-Taste und sehe schon Yuna den „Las Ketchup Song" tanzen. Womöglich verfällt der Gegner dann in einen Lachkampf und Paine kann die beiden mit gezielten Hieben ins Jenseits befördern.
Doch ganz so schlimm wird es dann doch nicht! In einer wahnsinnig klassen Animation verwandelt sich Yuna in eine Diva und setzt einen Blenden-Zauber auf den Gegner.
Sag ich doch,wahre Schönheit kann blenden! Nur noch ein paar Mal auf die X-Taste gehämmert und schon ist der Kampf gewonnen.
Wieder folgt eine superklasse Animation des Raumschiffes, mit dem Yuna, Rikku und Paine unterwegs sind. (Allerdings stellte sich mir beim ersten Anblick des Raumschiffs die Frage, ob die Squaresoft Entwickler wohl ZZTOP Fans sind !)
Die tumben Piloten mit Namen Kumpelchen und Brüderchen möchte ich nicht weiter erwähnen, denn auf Jungs stehe ich nicht.
Während auf der Brücke nun ein wenig SmallTalk gehalten wird, erfahre ich endlich was eigentlich Sache ist:
Yuna, Rikku, Paine und noch drei andere nennen sich „Mövenpick" äh ich meine natürlich „Mövenpack" und suchen Sphäroiden auf ihrem Heimatplaneten. Die Sphäroiden sind selbst gedrehte Videos, die von der Qualtität her, mehr als bescheiden sind, aber trotzdem hoch gehandelt werden.
Aha, sage ich mir, die von Squaresoft haben tatsächlich bei Lara abgekupfert. Ob ich nun Artefakte oder Sphäroiden suche, ist doch beides irgendwie das gleiche. Für beides gibt es Geld...
Im weiteren Verlauf des Spieles stelle ich fest, dass Yuna nun nicht nur Springen sondern auch Klettern kann. Was meinen Verdacht bezüglich Lara natürlich verhärtet. Zum Glück ist Yuna aber charakterlich noch das gute, hilfsbereite Medium geblieben. Sie hilft den Notbedüftigen und knallt die bösen Räuber einfach ab. Wie lieb!
Nach diesen aufregenden ersten zwei Stunden mit Final Fantasy X-2 brauche ich ein wenig Ruhe. Die ganzen neuen Impressionen wollen schließlich in aller Ruhe verarbeitet werden.
Bei der Lektüre des Handbuches finde ich dann auch endlich heraus, was es mit den Kostümpailetten, die sich als Kostümpaletten herausstellten, auf sich hatte. Die drei Heldinnen können sich mit Hilfe des Kostümsphäroiden, während des Kampfes umkleiden (was auch wahnsinnig toll in Szene gesetzt ist. Hut ab, vor dieser Programmierleistung) und eine ganz andere Funktion übernehmen. Eben noch Kämpferin, dann Schwarzmagierin und bei Bedarf eine Weißmagierin oder möglicherweise eine Diebin, um es einmal vereinfacht auszudrücken.
Mittlerweile habe ich acht Stunden das Spiel gezockt und ich wurde dabei sehr oft positiv von den Einfällen Squaresofts überrascht. Alle wichtigen Locations aus FF X sind übernommen worden und sehr viele Charaktere aus dem Vorgänger trifft man in neuen Funktionen wieder.
Soist Lulu schwanger und kann das Baby bereits in sich fühlen, wie es sich bewegt. (Beim Vergleich des Bauches meiner Frau mit dem von Lulu muß ich allerdings feststellen, dass die Squaresoft Programmierer wohl NOCH NIE eine schwangere Frau im fünften Monat gesehen haben!)
In einer Szene kam ich mir sogar vor wie in dem Film „Ritter der Kokosnuss", einfach köstlich.
Auch meine Hänger in einzelnen Missionen konnte ich durch nachträgliches „genaues" Lesen der Texte endlich ausmerzen. Bie diesem Spiel ist wirklich derjenige klar im Vorteil, der GENAU lesen kann.
Abschließend, bevor ich wieder an die PS2 zurückkehre, möchte ich den Spielern von FF X dazu ermuntern, sich diesen Teil zuzulegen. Es wird zwar gesagt, dass es von der Spieldauer nicht an FF X heranreicht, doch für alle (die gerne FF X gespielt haben) wird es schon interessant sein zu sehen, wie sich die Welt Spira weiterentwickelt hat.
Diejenigen, die FF X nicht kennen, werden sich mit dem Programm wahrscheinlich schwertun, zumal sie auch viele Sachen nicht auf Anhieb verstehen werden. Es gibt zwar ein Lxikon im Spiel, doch das ist meiner Meinung nach kein Ersatz für die ganzen Infos aus FF X.
Einen habe ich aber noch:
Ich war vorhin auf dem Berg Gagazeth. Der ist relativ hoch. Da oben liegt Schnee und es ist bestimmt einige Grad unter 0. Warum laufen die drei dort ebenfalls in ihrer spärlichen Bekleidung herum? Trainieren die drei für die Iron Woman. Vielleicht ist in dem Spiel ein solcher Contest versteckt, gefunden habe ich ihn bisher leider nicht.
Mit einem Augenzwinkern und dem Controller zum Gruße erhoben verabschiede ich mich von Euch und eile zurück zur Konsole. Schließlich warten noch sehr viele Sphäroiden, die noch gefunden werden wollen, auf mich!
Der FFX-2 Junkie
Rouvard
Grafik: 9 von 10
Animation: 10 von 10
Musik: 6 von 10
Spielspaß (für FF X-Spieler): 10 von 10
Spielspaß (für alle anderen): 8 von 10
Brutalität: 0 von 5
Spielbarkeit: 8 von 10