30.11.2008
Etwas fehlt...
Final Fantasy XII ist durchaus eine kleine Revolution innerhalb der Serie:
So ist das ATB-System (eine Leiste füllt sich und wenn sie gefüllt ist, wird die entsprechende Aktion ausgeführt) deutlich flexibler als in Final Fantasy IX (Final Fantasy X verwendete das CTB-System, bei dem man für seinen Zug beliebig Zeit hatte). Streitbar ist in diesem Zusammenhang durchaus das Gambit-System zu sehen, mit welchem man die Aktionen der Gruppenmitglieder festlegen kann.
Dass man dadurch zum Teil nur noch passiv an den Kämpfen teilnimmt, ist durchaus ein zweischneidiges Schwert, dennoch als Kompromiss in Richtung Spielbarkeit in Ordnung, da man mit der Steuerung von drei Charakteren in großen Gefechten schnell überfordert wird. Dennoch ist es gut, dass man die Gambit jederzeit ausschalten kann, zum Beispiel, wenn der Feind damit ungewollt geheilt wird.
Die Gambit an sich sind simpler, als es den Anschein macht, da dies nur in der Form "Wenn Bedingung A zutrifft, führe Aktion B aus" abläuft.
Zu hinterfragen ist jedoch, dass man sich diese Gambit-Bedingungen wie auch alle Fertigkeiten und Zauber kaufen muss UND diese auf dem sogenannten Lizenzbrett freischalten muss. Das wirkt doppelt gemoppelt und alles andere als konsequent. Zudem bewirkt das Lizenzbrett, das für alle Charaktere identisch ist, dass letztlich alle das gleiche können und komplett austauschbar sind.
Die Geschichte in einigen Teilen ist in für meinen Geschmack passenden und stimmungsvollen Monologen von Halim Ondore (diesem begegnet man während der Geschichte) erzählt und auch der politische Touch ist für meinen Geschmack passend. Einzig die vielen längeren Abschnitte, die man in Dungeons zubringt und zubringen muss, bewirken, dass die Geschichte sich nicht voll entfalten kann. Ferner ist zum Teil leider nicht ersichtlich, aus welchem Grund die Gruppe als solche reist. Die Charaktere schwanken zwischen blass (Vaan, Penelo) und tiefgründig (Basch, Asche), sind insgesamt betrachtet leider nur Durchschnitt.
Sehr schade ist, dass die Bestia (Beschwörungswesen) im Kampf nahezu unbrauchbar sind, obwohl sie der Geschichte nach durchaus mächtiger sein soll(t)en. Auch erhält man die "starken" Bestias erst sehr spät im Spiel und kann auch schnell komplett daran vorbeilaufen.
Als nicht durchdacht muss man wohl das Handelswaren-System bezeichnen, das entsprechend der verkauften Waren bestimmte neue Waren verfügbar macht - zwar nicht neu, aber keine schlechte Idee. Das Problem ist nur, dass man innerhalb des Spiels keinerlei Hinweise auf die Handelswaren bekommt. So muss man die "Zutaten" für das beste Schwert aufgrund ihrer extremen Seltenheit eigentlich gezielt sammeln, nur wenn man nicht weiß, welche das sind, fühlt man sich genötigt, ein Lösungsbuch zurate zu ziehen.
Fazit: Wer sich für eine politische Story, die nur langsam in Fahrt kommt und flotte Kämpfe interessiert, macht mit dem Kauf nichts falsch, dieser Teil der Serie ist für Fans jedoch zum Teil sehr zwiespältig.
31.10.2008
FF mit Innovationen
Bevor ich konkret auf das Spiel eingehe, möchte ich kurz auf folgendes hinweisen:
Ich spiele FF-Games seit Teil VI und kann mich daher durchaus als FF-Fan und -Kenner bezeichnen. Viele Rezensenten (speziell solche, die nicht mehr als zwei Sterne gegeben haben) behaupten gerne, dass jemand, der FFXII mehr als vier Sterne gibt, kein echter Fan der Spielereihe sei bzw. niemals irgendein FF in der Hand gehalten habe.
Tja Leute, da bin ich wohl der lebende Gegenbeweis!
Grafik:
Final Fantasy XII ist in diesem Punkt über jeden Zweifel erhaben. Das Spiel sieht einfach klasse aus. Die Städte sprühen vor Lebendigkeit, es gibt Wetterwechsel und die einzelnen Gebiete, die die Städte umgeben, sind durchaus abwechslungsreich - wenngleich auch eine Tendenz zum wüsten- bzw. savannenartigen Stil zu erkennen ist.
Die Charaktere wirken harmonischer proportioniert und animiert, als noch im zehnten Teil.
Musik:
Leider zeichnet nicht mehr Nobuo Uematsu für den Soundtrack verantwortlich und das merkt man als FF-Kenner auch sofort. Nicht, dass der Soundtrack wirklich schlecht wäre, er bietet halt bloß nicht wirklich was Besonderes. Die Lieder sind unaufdringlich und von durchschnittlicher Qualität.
Kampfsystem:
Square Enix hat hier wirklich Mut bewiesen. Obwohl den Entwicklern klar sein musste, dass sie sich viele eingefleischte FF-Fans vergraulen, haben sie mit FFXII ein neues Kampfsystem ausprobiert. Meiner Ansicht nach eine sehr gute Idee.
Im Prinzip lassen sich auch in diesem Spiel noch Elemente des ATB-Systems erkennen, z.B. die Zeitbalken, die sich nach jeder Aktion erst wieder aufladen müssen. Im Gegensatz zu allen älteren Teilen (mit Ausnahme von FFXI, welches ich aber nie gespielt habe, da Online-RPG) hat das neue System jedoch den Anspruch, möglichst "Echtzeit" zu wirken und ist faktisch auch sehr viel actionorientierter.
Eine weitere Neuerung ist das Gambit-System - und hier scheiden sich die Geister. Ich persönlich finde es sehr gut. Mit Gambits hat der Spieler die Möglichkeit, den Charakteren Verhaltensmuster während den Kämpfen zuzuweisen wie z.B. "Heile andere Charaktere, deren Energie weniger als 50% beträgt". Ein solches Gambit kann dann weiter spezifiziert werden, z.B. mit was geheilt werden soll. Aufgrund dieses Systems KANN der Spieler jeden einzelnen Charakter automatisch kämpfen lassen, MUSS es aber nicht. Um das Kämpfen nicht zu einer einzigen Schau zu deklassieren, kann man nämlich auch die Gambits ausschalten und somit die Kontrolle über einen der Charaktere übernehmen - oder auch alle kontrollieren, was aber nicht empfehlenswert ist.
Durch das actionorientierte Gameplay werden die Kämpfe dadurch nie langweilig, man muss schnell und intuitiv handeln. Die Kritik vieler Rezensenten, man könne sich in den Kämpfen ruhig zurücklehnen und sich langweilen, kann ich daher nicht wirklich nachvollziehen. Nur, weil eine Möglichkeit gegeben ist, muss ich sie ja nicht nutzen - vor allem, wenn sie mir gar nicht gefällt :)
Desweiteren gibt es auch keine Zufallskämpfe mehr. Jeder Gegner ist jederzeit sichtbar. Dabei unterscheiden sich die unterschiedlichen Kreaturen in friedlich, neutral und aggressiv.
Die Aeons bzw. Esper fallen leider etwas zurück. Im Grunde sind sie diesmal nur schmückendes Beiwerk und nicht wirklich relevant für das sieg- und glorreiche Beenden eines Kampfes.
Insgesamt bietet FFXII ein wirklich exzellentes Kampfystem. Es bringt konsequent frischen Wind in die etwas eingefahrene FF-Reihe und ist bis ins letzte Detail ausgereift. Jedoch ist der Einstieg etwas schwierig. Ich habe schon einige Spielstunden damit verbringen müssen, bis ich mit dem neuen System wirklich umgehen konnte. Von da an hat es aber mächtig Laune gemacht!
Charaktersystem:
Hier hat sich Square Enix immer wieder was Neues einfallen lassen, so auch hier. Mithilfe eines Fähigkeitenbretts müssen für Zauber, Aeons, spezifische Fähigkeiten, aber auch für das Benutzen von Rüstungen und Waffen Lizenzen freigeschaltet werden.
Obwohl jeder Charakter auf den ersten Blick das gleiche Lizenzbrett hat, so sind doch die verschiedenen Lizenzen ganz unterschiedlich platziert. So ist es bei dem einen Chara sinnvoller, erstmal Heil- und Supportzauber zu erlernen, während der andere mehr für den "Haudrauf"-Part des Kampfes geeignet ist. Je weiter das Spiel voranschreitet, desto ähnlicher werden sich jedoch die Kämpfer und somit muss die Rollenverteilung vor allem über das Gambit-System vorgenommen werden.
Spielwelt:
Final Fantasy XII spielt auf der Welt Ivalice, bekannt aus Final Fantasy Tactics und Vagrant Story.
Die Welt ist wirklich riesig und wie unter Grafik bereits angesprochen, sehr abwechslungsreich. Trotzdem haben es die Programmierer geschafft, Unmengen von Details in das Spiel einzubauen.
Negativ fällt auf, dass lediglich Rabanastre wirklich GROSS ist. Alle anderen Städte bzw. Dörfer / Siedlungen fallen wesentlich kleiner aus, wirken jedoch nicht weniger lebendig. Auch sind auf der Weltkarte viele Gebiete eingezeichnet, die der Spieler leider nie zu Gesicht bekommt. Dennoch ist der Umfang einfach riesig und man kann Stunden mit der Erkundung zubringen.
Story:
Dieses zuweilen in RPGs sehr wichtige Element ist leider der größte Schwachpunkt von Final Fantasy XII.
Dabei sind die Ansätze wirklich ausgezeichnet. Statt sich auf die persönlichen Probleme des Hauptcharakters und dessen Gefährten und ihren Beziehungen zueinander zu konzentrieren, hat Square Enix für den zwölften Teil einen deutlich distanzierten und "globaleren" erzählerischen Standpunkt gewählt, denn: Das Hauptaugenmerk liegt ganz klar bei der Politik. Es geht in der Story ausschließlich um die kriegerischen Konflikte der drei Königreiche von Ivalice und darum, wie die Protagonisten des Spiels ihre Rollen als "Zahnräder" in diesen Konflikten erfüllen.
Durch diese für die FF-Reihe bisher sehr untypische Erzählstruktur, ist es den Autoren nicht gelungen, ausgefeilte Charakterzeichnungen zu erstellen. Die meisten Charaktere, vor allem Vaan, wirken beliebig austauschbar.
Nichtsdestotrotz hätte die Story dennoch das Zeug dazu gehabt, wirklich spannend zu werden. Leider verschiebt sich das Verhältnis Story / Kämpfe etwa nach der Hälfte des Spiels deutlich. Die Geschichte wird immer unwichtiger, es geht später primär um das Bestreiten von Kämpfen.
Zusätzlicher Umfang:
Mini-Games sind in FFXII praktisch nicht mehr vorhanden, dafür gibt es Unmengen an Sidequests, die der Spieler erledigen kann. Allen voran ist hier das Mob-Jagen zu erwähnen, welches sehr umfangreich und zeitaufwendig ist. Mobs sind besonders starke Boss-Gegner, die optional besiegt werden können.
FAZIT:
Ich bewundere Square Enix für den Schritt, den sie mit FFXII gewagt haben. Das Spiel ist wirklich vollkommen anders als die früheren Teile, dabei aber nur unwesentlich schlechter.
Ich kann wirklich verstehen, wenn alteingesessene FF-Fans sich nicht mit dem aktuellen Teil der Reihe anfreunden können, aber ich finde:
Jedes Final Fantasy (vor allem die späteren Teile) ist ein absolut eigenständiges Spiel mit Änderungen und Neuerungen gewesen, im zwölften Teil wurde es jedoch am krassesten deutlich.
In FFVII hatten wir das Materia-System, um Magie wirken zu können.
In FFVIII wurden die Charaktereigenschaften primär durch das Koppeln mit G.F.'s und Zaubern verbessert - nur sekundär durch das eigentlich Aufleveln in Kämpfen.
In FFIX wiederum wurden Fertigkeiten und Zauber durch das Tragen von Ausrüstung und Waffen erlernt.
In FFXII ist eben praktisch alles neu. Entweder man kann sich dem gegenüber öffnen, oder man kann es eben nicht. Ich kann es.
Und wurde dafür zwar nicht mit dem besten, aber dennoch sehr guten Spiel für die gute, alte PS2 belohnt.