22.07.2010
Final Fantasy, quo vadis??
Ich spiele Final Fantasy seit über 10 Jahren. Angespielt habe ich alle Teile, ab Teil 7 aufwärts habe ich alle mind. 3x durchgespielt.
Dementsprechend freue ich mich immer riesig, wenn ein neuer Teil erscheint. Oder besser: ich _hatte_ mich immer riesig gefreut. Denn das, was SquareEnix der Fangemeinde mit den letzten beiden Teilen (12+13) vorsetzt, ist in meinen Augen unzumutbar!
Für sich allein gesehen ist FF12 ein grundsolides Spiel. Es gefällt mir trotzdem nicht, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Drückt man diesem Spiel jetzt aber den Namen "Final Fantasy" auf, gestaltet sich die ganze Sache schon wieder etwas anders...
Mit Final Fantasy allgemein verbinde ich eine fesselnde Story, ein breites Charakterenspektrum (sodass man immer Charaktere in seiner Truppe hat, die man leiden kann oder auch nicht), Charaktertiefe und -entwicklung, eine wundervolle, teils technische, teils aber auch altertümliche und natürliche Welt (siehe Zanarkand & Spira), Ohrwurm verursachende Musik (Eyes on me kann ich heute noch auswendig) und nicht zuletzt die Bestias/Äons, G.F.s oder wie immer man sie nennen will, die einfach zu jedem guten FF dazugehören.
Ich habe hier bewusst nicht den Punkt "Grafik" erwähnt, denn für mich ist diese nur zweitrangig. Ich spiele tausendmal lieber FF7 mit seiner Pixelgrafik und runden Männchen, als ein Spiel mit platter Story, dafür aber traumhafter Grafik. Aber auch hier sind die Geschmäcker wieder verschieden.
Doch genug der Vorrede, kommen wir nun zu meiner Bewertung. So, wie ich das Spiel sehe.
Die Charaktere:
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Selten habe ich ein Spiel mit solch platten Charakteren gesehen. Ich kann mich heute kaum noch an die Namen der Chars erinnern, die in meiner Gruppe waren. Doch irgendwie kann ich noch alle (mit Nachnamen wenn vorhanden) von FF7, 8, 9 und 10 aufzählen. Zufall? Ich denke nein.
Alle Charaktere strahlen für mich ein Einheitsgemüt aus, das seines gleichen sucht. Alle sind gezeichnet vom Krieg und der Unterdrückung und dergleichen mehr. Kaum einer, der mal ein bisschen Auflockerung bringt (so wie Yuffie oder Selphie). Der Haupt"held", dieses verweichlichte Bürschchen, war mir derart unsympatisch, dass er ohne viel Aufhebens aus der Gruppe flog.
Wo sind die tragischen, vielschichtigen Helden wie Squall oder Tidus hin, die sich von der ersten Spielminute bis zur letzten um 180° geändert haben?
Wo ist die Charaktertiefe? Ein bisschen findet man sie bei dem einen Hauptmann (nein, ich weiß nicht mehr wie er hieß...) mit den blonden Haaren wegen der Verleumdung, derer er sich stellen musste. Schön und gut, aber: Und?? War das etwa alles - in einem Final Fantasy?? Ich kann es nicht oft genug betonen: für ein Standard-RPG reicht das vielleicht, in meinen Augen jedoch keineswegs für ein FF!
Wo ist die Charaktervielfalt? Wo ist die quirlige Selphie, der ernste Squall, die naive Rinoa, die beschützerische Quistis, der draufgängerische Xell und der Frauenschwarm Irvine? Wir haben hier einen blassen Milchbubi mit seiner ebenso blassen (mal teilweise etwas heiteren) Jugendfreundin, eine eigenbrödlerische Witwen-Prinzessin, einen eigenbrödlerischen Ex-Hauptmann, der meistens sich selbst bemitleidet, einen (im ANSATZ etwas) draufgängerischen Schützen, eine eigenbrödlerische Hasendame... Äh... Ja... Wem ist was aufgefallen??
1/10 Punkten
Musik:
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Ja, dazu muss ich nicht viel sagen. Klassisch gut wie immer, auch das Hauptlied (Kiss me goodbye) gefällt mir sehr gut. Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der ich die Musik als störend empfunden hätte.
10/10
Grafik:
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Die Grafik an sich ist top. Ich hätte mir etwas mehr grellere Farben gewünscht. In Städten gehen die Massen an NPCs sehr im Einheitsbrei ihrer Farben unter. Auch hätten mir ein paar"menschlichere" Gestalten besser gefallen. Ich habe nichts gegen die Artenvielfalt in diesem Teil des Spieles, jedoch fühlte ich mich zeitweise eher wie in Star Wars als wie in einem FF-Spiel.
8/10
Story:
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Oh Mann, wo soll ich da nur anfangen? Ich drücke es mal vorsichtig aus: Wenn mich politische Irrungen und Wirrungen interessieren, dann schaue ich mir die jetzige reale Situation an und muss dazu nicht in eine Spielewelt eintauchen...
Auch gab es storytechnisch nahezu gar keine Wendungen... Für ein Final Fantasy absolut inakzeptabel! ... aber ich wiederhole mich...
Wer erinnert sich nicht an diesen Schreckmoment, als Sephiroth mit seinem Schwert hinuntersaust und es durch Aerith rammt?
Wer erinnert sich nicht ans Ende von Disc 1 bei FF8, als Edea Squall den riesigen Eiszapfen durch die Brust jagt und dieser bewusstlus vom Wagen fällt? Und die Wut danach, als man eine endlose Laguna-Mission durchkämpfen muss ohne zu wissen, was nun aus Squall geworden ist?
Wer erinnert sich nicht an Rinoas schluchzenden Satz "Ich bin eine Hexe."?
Wer erinnert sich nicht an die Szene, als die Faith Tidus sagten, dass er nur ein Traum sei? Oder an Aurons Besegnung am Ende?
DAS sind Wendungen! Das erzeugt Spannung! Das erzeugt Spielspaß!
An die einzige Szene, an die ich mich in FF12 noch erinnern kann, wo SE anscheinend krampfhaft versuchte, so eine Wendung herbeizuführen, war, als der mit den Pistolen zum Rest der Gruppe meinte "Ja, Cid ist eben mein vater". Ooohhh, der Satz kommt mir bekannt vor... Aber wie gesagt, da hatte man richtig gemerkt, dass es mit aller Kraft irgendwie versucht wurde. Doch auch hier ist man kläglich gescheitert.
Wo ist außerdem die tragisch romantische Liebesgeschichte?? Hui, in den ersten 3 Minuten des Vorspanns. Na bravo! *Achtung Ironie*
1/10
Kampfsystem:
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Der wohl umstrittenste Punkt des ganzen Spieles. Einige mögen es, die anderen hassen es. So ein Zwischending scheint's da nicht zu geben.
Auch hier heißt es für mich wieder: Als eigenständiges Spiel sicher ganz nett, aber als FF... Zu einem FF gehören nunmal Zufallskämpfe und ein rundenbasierendes Kampfsystem. Punkt. Das wäre, wie wenn man Yoda aus Star Wars rausreißt oder die Gegner in Dragon Quest nicht mehr so knuffig aussehen und diese phantasievollen Namen tragen. Das geht einfach nicht!!! Daher...
1/10
Licence-Board:
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Billiger Sphärobrettabklatsch. Muss ich mehr dazu sagen?
3/10
Bestias:
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Wieder für mich ein absoluter Streitpunkt. Was bitte soll das darstellen? Das liegt in meiner Haare-zu-Berge-steh-Skala ganz knapp unter FF13 (Motorräder?? Formel-1-Autos????). Wie habe ich in Teil 8 sämtliche Aufrufe genossen, besonders den von Shiva. Wie begeistert war ich von den Kämpfen in Teil 10, als einem zum ersten Mal die Bestias als vollwertige Mitglieder zur Seite standen und teilweise ein Eigenleben entwickelten (Magus Trio).
Und nun? Warum dieser entwicklerische Rückschritt??
3/10
Alles in allem für mich persönlich ein absoluter Reinfall. Absolut enttäuschend! Und leider wird dieser Weg, in dem das Hauptaugenmerk auf "Grafik, Grafik und Grafik" liegt auch in Teil 13 fortgesetzt, aber das ist eine andere Gecshichte...
21.07.2010
Nicht empfehlenswert
Habe heute meinem Sohn FF XII gekauft, er hat sich total gefreut und gleich angefangen zu spielen.
Nach 5min sagte er, er sei totaler mist dann hab ich es mir selbst mal angeschaut (kannte FF vorher nicht)...
Was mir gefällt : Videosequenzen
Was mir nicht gefällt : der REST!!!
Für PS2 sehr schlechte Grafik, die aufmachung ist total dunkel, fast keine weitsicht, scheiß kampfart.
Dazu kommt noch das in keinster Weiße auf der Packung erwähnt wird, dass das spiel auf englisch ist und nur deutschen untertitel hat (weis nicht ob das bei FF normal ist)
Werde es gleich morgen früh zurückgeben, für ein 13Jährigen Jungen geht das gar nicht und für mich ist das Spiel auch total inakzeptabel.
Kann keinem das Spiel empfehlen, vor allem nicht für seine Kinder!
LG
14.03.2010
(Alp)Traum für Perfektionisten
Final Fantasy ist mit Recht eine der populärsten Rollenspiel-Reihen. Nach einigen wirklich überragenden Final Fantasy-Teilen in der Vergangenheit bietet der zwölfte Teil im großen und ganzen leider nur konventionelle Kost, die aber zugegebenermaßen optisch sehr reizvoll dargeboten wird. Was immer man aus der in die Jahre gekommenen PS2 technisch noch rauskitzeln kann, in Final Fantasy XII ist es gnadenlos ausgereizt worden.
Aber leider macht eine grandiose Optik noch längst kein herausragendes Spiel aus... Mit ziemlicher Wehmut habe ich mich während des Spielens immer wieder nach Cloud aus Final Fantasy VII oder Auron aus den zehnten Teil gesehnt. Die Figuren aus FF-XII sind und bleiben leider ziemlich farblos und gewinnen auch im Laufe der Handlung, die durch tolle Videosequenzen vorangetrieben wird, nicht spürbar an Profil. Auch die dem Spiel zugrunde liegende Geschichte kommt eher konventionell daher: böses Imperium mit machtbesessenen Oberbösewichten will den Rest der Welt unterjochen und ein paar wenige Gute rotten sich zusammen, um der Gefahr die Stirn zu bieten. Klingt das auch Ihnen vertraut? Gegen den Stoff an sich habe ich nichts, aber er könnte dann schon ein bisschen peppiger daher kommen und/oder mit ein paar ungewöhnlichen Wendungen versehen werden.
Aber genug mit der Meckerei, denn es gibt natürlich auch wieder einige Gründe, das Spiel trotzdem zu spielen, ganz besonders für die Perfektionisten und die Freunde der 100%-Marke. In guter Final Fantasy-Tradition gibt es auch im zwölften Teil der Saga neben der Hauptgeschichte wieder eine ganze Menge an zusätzlichen Schauplätzen, an denen sich der neugierige Abenteurer zahlreichen Nebenquests widmen kann. Zusätzlich motiviert die Jagd nach kostbaren und einzigartigen Ausrüstungsgegenständen, die man entweder in tiefen Dungeons finden oder durch das Sammeln und Verkaufen von seltenen Zutaten und Baumaterialien anfertigen lassen kann. Als dritte Möglichkeit bekommt man einige schöne Gegenstände als Belohnung für Kopfgeldjagden. Hier haben die Macher eine kurzweilige Nebenmission geschaffen. An öffentlichen Aushängen kann sich der Spieler Steckbriefe besorgen und die darin beschriebenen Monster jagen gehen. Nach jeder erfolgreichen Jagd gibt es attraktive Belohnungen. Leider läuft man sich bei dieser Mission die Hacken wund, da die zu erjagenden Monster nur selten in unmittelbarer Nähe eines Speicherpunktes sitzen.
Überhaupt ist die Bewegung im Reich von Final Fantasy XII eher mühsam. Es gibt Teleportsteine, die einen an zentrale Punkte bringen. Von dort aus ist man zu abgelegenen Dungeons oder Kartenabschnitten aber auch schon mal gute zehn Minuten unterwegs. Später kommt noch ein Flugschiff als Transportalternative hinzu, was aber eher ein Witz ist, da es nur wenige zusätzliche Punkte zum Anfliegen gibt.
Der Kampf gegen Monster, die Charakterentwicklung und Ausrüstung der sechs Protagonisten sind auch in diesem Teil wieder ein Kernelement. Anders als in früheren Teilen sieht man die Gegner aber auf der Karte und kann selbst entscheiden, ob man sich auf den Kampf einlässt. Final Fantasy XII verwendet dieses mal ein Echtzeit-Kampfsystem mit der Möglichkeit, Befehlspausen einzulegen. Von den sechs Gefährten sind gleichzeitig zwischen einem und drei aktiv. Das Verhalten jeder Figur kann dabei durch sogenannte Gambits gesteuert werden, frei ausgestaltbaren Regeln nach dem Muster "wenn...dann". Ein Gambit kann zum Beispiel lauten "Wenn ein Charakter unter 20% seiner Trefferpunkte fällt, dann nutze eine Hi-Potion auf ihn". Das Prinzip ist ganz nett, aber von den vielen Auswahlmöglichkeiten nutzt man nach kurzer Zeit nur noch einen Bruchteil.
Freunde der gepflegten Sammelleidenschaft werden an diesem Spiel auch ihre Freude haben. Jedes Monster kann beklaut werden, lässt nach dem Kampf Gegenstände fallen und es gibt noch eine spezielle Form des Klauens, die nur auf Gegner in kritischen Zustand angewendet werden kann. Neben normalen Items zur Benutzung lassen die Monster überwiegend Materialien zum Verkauf fallen. Das dient einerseits dem Auffüllen der Kriegskasse, ermöglicht aber auch den Bau und Kauf einiger der besten Gegenstände im ganzen Spiel. Leider rennt man auch hier wieder von Pontius zu Pilatus und selbstredend fallen die Zutaten für höherwertige Gegenstände nur selten.
Eine weitere Neuerung ist das Lizenzbrett. Für alles im Spiel - egal ob Zauber, Techniken, Waffen, Rüstungen oder Accessoires - müssen auf einem großen Brett mit quadratischen Feldern sogenannte Lizenzen freigeschaltet werden. Das Prinzip ist einfach. Erschlagene Monster bringen Lizenzpunkte, mit einer bestimmten Zahl davon lässt sich die Benutzung einer Waffe oder eines Zaubers freischalten. Es reicht also nicht, im Waffenladen das Diamantschwert zu besorgen, solange man nicht die dafür nötige Lizenz hat. Da immer nur benachbarte Felder von bereits erworbenen Lizenzen freigeschaltet werden dürfen, dauert es logischerweise eine Weile, bevor man in den spannenden Regionen des Lizenzbrettes ankommt. Aber da gerade schwächere Monster im fortgeschrittenen Spiel schnell in großer Menge weggeputzt sind, kommt man nicht wirklich in Bedrängnis. Das Prinzip des Lizenzbrettes ähnelt ein klein wenig dem Sphärobrett aus Final Fantasy X, ohne aber dessen Genialität und taktische Tiefe zu erreichen.
Zu guter Letzt sind noch die Esper und die Spezialtechniken der Charaktere erwähnenswert. Beide wirken wie lieblos aus dem zehnten Teil geklaut. Die Esper sind beschwörbare Riesenmonster, die ganz klar von den Bestias aus FF-X inspiriert sind. Leider sind sie weder so hilfreich noch so ansprechend wie im Vorbild, so dass ich sie zwar gesammelt, effektiv aber nicht verwendet habe. Die Spezialattacken der Charaktere sind schön animiert und haben gerade in der ersten Hälfte des Spiels eine ordentliche Durchschlagskraft. Sie lassen sich auch kombinieren, um besonders schlagkräftige Zusatzattacken auszuösen. Hier spielt aber leider Glück eine zu große Rolle, womit die Option spürbar an taktischem Wert verliert.
Alles in allem kann man sagen, dass Final Fantasy XII eine Kaufempfehlung wert ist, auch wenn man gegenüber einigen herausragenden früheren Teilen der Serie Abstriche machen muss. An den Charme eines Final Fantasy VII reicht die XII ebenso wenig heran wie an das geniale Gameplay des zehnten Teils. Und noch ein Warnung für alle Perfektionisten: den höchsten Rang im Kopfgeld-Hauptquartier erreicht man nur, wenn man insgesamt dreißig Bedingungen erfüllt. Eine davon ist das Besiegen wenigstens eines Exemplars jeder Monstersorte. Und das schließt auch solche Exoten ein, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 256 erscheinen. Oder solchen, die über 50 Millionen Trefferpunkte (ja, Sie haben richtig gelesen!) haben und bei denen das Erlegen auch schon mal ein paar Stunden dauern kann. So etwas kann schnell ziemlich stumpf werden.
Vier von fünf Sternen von mir, nicht zuletzt für das gewohnt tolle Preis-Leistungsverhältnis. ****