Everblue

Everblue - Wertungen, Meinungen und Reviews der Spieler

Durchschnittliche Bewertung

Anzahl der Leser-Meinungen

1




  04.12.2006

Schatzsuche im Wrack

Vielen von Euch wird der Name „Everblue“ im Zusammenhang mit einem Videospiel nicht allzu viel sagen, schätze ich. Dass es immerhin für die Sony Playstation 2 erschien und kaum Beachtung fand, ist zu bedauern, da wir es mit einem ungewöhnlichen Adventure zu tun haben, also einem Genre, welches nicht gerade sehr häufig auf Spielkonsolen vertreten wird. Wer mit solchen Games aber gerne seine Zeit verbringt, sollte mehr als nur einen flüchtigen Blick riskieren, denn erfreulicherweise handelt es sich auch noch um ein sehr ordentliches Videospiel, welches sich im Hinblick auf die Qualität im überdurchschnittlichen Bereich ansiedeln kann. Klar ist allerdings auch, dass zumindest in Europa – in Japan sieht das schon wieder ganz anders aus - eine nur eher kleine Zielgruppe in Betracht kommt, doch wer nach der ersten Stunde immer noch nicht abgeschaltet hat, der wird im weiteren Verlauf des im Jahr 2002 von Capcom auf den Markt gebrachten Spiels definitiv auf seine Kosten kommen.


Schnell wird ersichtlich, dass wir es grundsätzlich mit einer Tauchersimulation zu tun haben, wir als (zunächst) blutiger Amateur sind dabei ganz besonders scharf auf Schätze, welche sich in der Tiefe des Meeres, oft unweit von Schiffswracks auf dem Meeresboden befinden sollen. Unser Einsatzgebiet ist primär eine Insel im Mittelmeer, dort beginnen wir auch mit unseren ersten zarten Tauchausflügen. Nachdem wir von unserem Freund in die grundlegenden Dinge rund um das Schatztauchen eingeweiht wurden, begeben wir uns in das kühle Nass: anfangs haben wir so gut wie gar kein Geld zur Verfügung, dementsprechend mau sieht es mit unserer Ausrüstung aus. Dies soll sich natürlich schnellstmöglich ändern, je nach Erfolg investieren wir den frischverdienten Zaster in eine hochwertige Ausrüstung, spezielle größere Sauerstoff-Tanks erweisen sich hierbei als sehr nützlich. Trotzdem ist es natürlich äußerst wichtig, die entsprechenden Energieleisten auf dem Bildschirm zu beachten: die eine bezieht sich auf unsere Ausdauer (diese wird durch die Wassertiefe und das Gewicht der Ausrüstung beeinflusst) und die andere gibt Euch Aufschluss über den noch bestehenden Sauerstoffvorrat. Dass diese beiden Leisten von existentieller Bedeutung sind und niemals gänzlich zur Neige gehen dürfen, sollte verständlich sein.


Während wir in die Tiefe des Meeres hinabgleiten, verschafft uns der Kompass die nötige Orientierung, zudem erleichtert uns ein Sonar das Aufspüren der heißbegehrten Objekte. Natürlich gibt es auch in diesem Punkt hinsichtlich der Qualität große Unterschiede: je mehr Geld Ihr in das entsprechende Zubehörteil investiert, umso besser seid Ihr ausgerüstet und dementsprechend höher sind Eure Erfolgschancen. Haben wir den Grund des Meeres vorerst erreicht, gleiten wir in Egoperspektive umher, was den Spannungsfaktor erheblich erhöht und so manch eine urplötzliche Begegnung mit einem Meeresbewohner gut in Szene setzen kann. Zugeben muss ich, dass der Beginn in „Everblue“ sehr zäh ist, dieses Tauchabenteuer nur schwer in die Gänge kommt. Anfangs streunt orientierungslos durch die Gegend und findet praktisch nichts, was unter anderem natürlich auch an Euer mickrigen Ausrüstung liegt. Habt Ihr die Anfangsphase überstanden, gestaltet sich die Schatzsuche aber durchaus motivierend, was unter anderem daran liegt, dass wir es eben nicht nur mit einer reinrassigen Tauchsimulation zu tun haben, sondern die gesamte Handlung in einen Adventure-Rahmen eingebettet wurde. Was zarte Rollenspielelemente miteinfließen lässt, ist die Tatsache, dass wir mit der Zeit nicht nur eine (wesentlich) bessere Ausrüstung käuflich erwerben können, sondern sich auch unsere Grundfähigkeiten verbessern, insbesondere die Ausdauer.


Anfangs können wir nur kleine Teilstücke des Hafengebietes abgrasen, erst im Laufe der Zeit wird unser Einsatzbereich größer und wir lernen neue Stadtviertel sowie natürlich auch neue Leute kennen. Wir beginnen damit, die örtlichen Bewohner anzuquatschen, um so wertvolle Informationen oder gar einen Auftrag zu erhalten. Manchmal lässt sich auch ein guter Deal abwickeln, in erster Linie soll dabei natürlich bare Münze für uns herausspringen. Größtenteils verbringen wir so die Zeit mit Quatschen, Verkaufen der gefundenen Gegenstände, dem Einholen neuer Aufträge und Kaufen neuer Ausrüstungsgegenstände, schließlich frischen wir unseren Energievorrat komplett auf, indem wir im Hotel übernachten, so oder so ähnlich sieht der Tagesablauf in „Everblue“ aus. Nachdem Ihr Eure ersten Missionen (hoffentlich) erfolgreich bewältigt habt, könnt Ihr Eure Einsatzgebiete frei auf der Karte anwählen, ganz so streng linear, wie es zunächst scheint, ist der Spielverlauf dann doch nicht. Gefährlich wird das Ganze speziell dadurch, dass wir Schätze ausschließlich in Schiffswracks entdecken können und dort nur wieder an der Stelle herauskommen, an der wir reingekommen sind. Demnach müsst Ihr sehr genau abschätzen, wie es um Eure momentane Situation im Hinblick auf den verbliebenen Sauerstoff steht: Ihr müsst einen etwas längeren Rückweg durch das Schiffswrack und die sich dann anschließende Auftauchphase unbedingt mit einkalkulieren, soll es nicht frühzeitig „Game Over“ heißen. Dies fördert die Spannung erheblich und sorgt für anspruchsvolle Tauchgänge, vereinzelte frustrierende Momente im Falle des Dahinscheidens müssen in Kauf genommen werden. Um die Motivation noch etwas zu steigern, existieren des Weiteren sogenannten Freundschaftsmünzen, welche Ihr ab und an von dem ein oder anderen Bewohner bekommen könnt und Ihr erhaltet für besonders gute Leistungen entsprechende Titel, so dass Ihr Euch schon sehr bald – so sollte es zumindest sein – nicht mehr als blutige Anfänger oder Amateurtaucher ins Meer stürzt. Schade ist aber trotzdem, dass kein Multiplayermodus berücksichtigt wurde.


Auch was die Präsentation betrifft, gibt sich „Everblue“ für die Sony Playstation 2 kaum eine Blöße, denn sowohl Optik als auch Soundkulisse sind überdurchschnittlich gut. Die Stadtviertel sind liebevoll und ansprechend detailliert gezeichnet, die Stadtbewohner kommen zwar – ebenso wie wir selbst – etwas zu klein rüber, doch so richtig gestört hat dies eigentlich nicht. Wichtiger sind die Tauchgänge und diese werden gut in Szene gesetzt. Nicht nur die Meeresumgebung überzeugt durch einen weiten Horizont und eine kräftige Farbgebung, sondern speziell das Innere eines Wracks lässt die Liebe zum Detail erkennen. Die Licht- und Schattenspiele sind sehr gut gelungenen und zahlreiche überraschende Momente garantiert, welche Euren Adrenalinspiegel nicht selten in die Höhe schnellen lassen. Die Soundkulisse geht ebenfalls völlig in Ordnung, denn sowohl Hintergrundmelodien als auch Außengeräusche überzeugen, die nahezu actionfreie und eindeutig mehr auf Spannung setzende Spielatmosphäre wird jedenfalls gut unterstützt. Wer diesem ungewöhnlichen Mix aus Grafikadventure, Rollenspiel und Tauchsimulation etwas abgewinnen kann, der wird sich dem „Everblue“ innewohnenden Suchtfaktor nicht verschließen können, meine Spielspaßwertung fällt mit 74% entsprechend freundlich aus.


PLUS ---> Ungewöhnliche Mischung aus Adventure & RPG & Simulation, gute Grafik & Soundkulisse, dichte Spielatmosphäre, spannend, anspruchsvoll

MINUS ---> Kleine Zielgruppe, zähe Anfangsphase, kein Multiplayermodus, manchmal frustrierend

Seite 1 von 1




Details zum Spiel

Hersteller:
Electronic Arts
Entwickler:
Arika
Genre:
Simulation
Release:
31.5.2002
Plattformen:
Playstation 2
Spieler:
1
Multiplayer:
Nein
Features:
Memory Card, Analog, Dual Shock
USK:
Freigegeben ohne Alters-
beschränkung

Weitere hilfreiche Artikel