30.06.2007
Fragen über Fragen...
Bei diesem Spiel stellt man sich viele Fragen:
z.B.: Warum sehen alle Lagerhäuser und Hotels und alle anderen Gebäude in den Städten exakt gleich aus? Warum sehen die Passanten alle gleich aus? Warum sagen sie alle dasselbe? Warum tauchen aus dem Nichts Autos auf der Straße auf, die einen dann überfahren? Warum kann man die Anzahl der verschiedenen Automodelle beinahe an einer Hand abzählen? Warum explodieren die Autos, wenn man mit den Fäusten ein paar Mal draufhaut? Warum ist die Polizei so doof, dass sie bei Verfolgungsjagden durchaus mal von alleine in Häuser hineinrast, zu brennen anfängt und, richtig, explodiert? Warum darf man dem Marlon Brando Charakter im Beisein seiner Wachen in seinem Anwesen verprügeln, ohne dass die Wachen Notiz davon nehmen, oder der Don irgendwann mal umfliegt, anstatt immer nur zu drohen? Und warum sagen mir die Wachen dann, wenn ich sie anspreche "Schön, dich in der Familie zu haben!"? Warum muss ich mir sogar als Don oder Don von NYC von einigen Passanten sagen lassen, dass ich abhauen soll? Warum kann ich in einem Keller von irgendeinem Gebäude eine Frau leise erwürgen, und zwei Straßen weiter sagen mir die männlichen Passanten, dass ich ein Frauenmörder bin, und dass Frauen zum heiraten da sind? Warum kann ich starke Mafiosi von hinten erwürgen, die Prostituierten in diesem Spiel jedoch nicht, weil die sich wehren? (Ich weiss, soll man nicht ;-) Warum treffe ich sogar mit dem höchsten Geschicklichkeitslevel die anvisierten Gegner auf die Entfernung nicht gescheit, wenn ich seitwärts laufe, jedoch, die Gegner mich immer? Warum kann ich Leute durch Fensterscheiben werfen, ohne dass diese kaputt gehen? Warum rät mir das Spiel, vor einer Geschäftsübernahme alle gegnerischen Wachen, die das Geschäft beschützen, umzubringen, wenn ich doch meistens nur ohne gezogene Waffe ins Geschäft spazieren und mit dem Verkäufer reden muss. Warum muss ich mich von meinen eigenen Leuten, wenn ich Don bin, als "Kleiner" titulieren lassen? Warum, wenn ich Don bin, kann ich einen meiner eigenen Leute schlagen, sodass er mir droht, mich beim Don (!!) zu verpetzen, und warum sagen mir andere, ich soll an sie denken, wenn ich erstmal Don bin? Warum wird man am Ende des Spiels nicht mit einer Filmsequenz oder ähnlichem belohnt, denn es erscheint lediglich der Hinweis, dass ich jetzt, als Don von NYC, unendlich Munition habe, die ich jetzt gar nicht mehr brauche, weil ich das Spiel schon durchgespielt habe! Warum muss ich, wenn ich gerade eine gegnerische Familie ausgelöscht habe, trotzdem zu einem FBI-Agenten, um einen Bandenkrieg mit der ausgelöschten Familie zu verhindern? Und das schlimmste: Wie kann es sein, dass direkt neben einem ein Gegner steht, in weiter Entfernung ein anderer, und wenn ich auf anvisieren drücke, der entfernte anvisiert wird, der einem gar nichts tut, und so der nahe Gegner einem gemütlich den Kopf wegschießen kann???? Da wird die Übernahme eines gegnerischen Anwesens, wo es vor Wachen (mit unendlicher Munition übrigens!) nur so wimmelt, zum Frust. Die meiste Zeit wird man sowieso im Pause Menü verbringen, um auf der Karte nachzusehen, wie man weiterfahren muss, denn die Städte haben so wahnsinnig viele verwinkelte Gassen, dass man wirklich Wochen spielen müsste, um alle auswendig zu kennen - bis dahin wird man das Spiel aber durchhaben.
Fragen über Fragen, und keine Antwort in Sicht. Warum das Spiel ab 18 ist? Sicher nicht wegen der Gewalt, denn obwohl es einen Haufen unschöner Exekutionsweisen gibt, die einen durchaus erstmal erschrecken können, so ist die grafische Darstellung (im Vergleich zu Spielen wie "Shadow of Rome" etwa) ziemlich harmlos, und Leichen werden innerhalb von Sekunden wieder gelöscht. Ab 18 sind dann wohl eher die Filmausschnitte aus den Originalfilmen, bei denen man fast ausschließlich die brutalsten und blutigsten genommen hat, z.B. Sonnys Ermordung an der Mautstation, die in voller Länge zu sehen ist, die Ermordung von Luca, oder der Pferdekopf im Bett des Regisseurs etc. Wenn jemand ein paar blutige Einschüsse als "hart an der Grenze" bezeichnet, dann sollte derjenige nicht auf die Idee kommen, Shadow of Rome zu spielen...
Es ist übrigens nicht wirklich wünschenswert, wenn man die Filme gesehen hat, denn wenn man das hat, ist die Enttäuschung über das Spiel noch größer. Man taucht hier keineswegs in die Welt der Filme ein, denn in den Filmen passiert wesentlich mehr, als Safes zu sprengen, Geschäfte zu übernehmen und das wars dann. Immerhin eine Sache hat mich ab und zu zum Lachen gebracht, nämlich, wenn man gerade erschossen wurde, dann kommt manchmal der kommentar "schrecklich!" vom Gegner. Finde ich recht lustig, dass er sein Blutbad als schrecklich bezeichnet...
Fans werden enttäuscht sein. Leider nur ein weiteres Spiel nach einem Film, das nichts hergibt.
22.04.2007
DAS verdient Respekt!
Der Pate - das Spiel
Für uns als Fans der Godfather-Saga war der Pate - das Spiel - ein Must-Have. Allein das Logo auf dem Cover flößte uns "Respekt" ein.
Zur Story möchte ich wenig sagen.
Hier nun unsere Spielerlebnisse und Gedanken.
Die Story hält sich anfangs stark an den 1. Filmteil des "Godfathers". Um wirklich in das Spiel einzutauchen ist es wünschenswert, wenn man den Film vorher gesehen hat (respektive das Buch gelesen hat; aber dann "fehlen" einem doch viele wünschenswerte Elemente). Diese Nähe zur Story verläuft sich leider nachher in wilden "Mordaufträgen" und ausgewählten Szenen des Films. Beispielsweise Sonny's Exekution an den Maut-Häuschen - im Film wird klar, dass Carlo Rizzi (der Mann von Constanzia Corleone) ein Überläufer ist, und Santino wegen IHM losfährt; im Spiel ist die vorangehende Verfolgungsjagd zwar nett, aber Zusammenhangsfrei. Dies fanden wir wirklich schade und hätten uns hier entweder eine ganz klare Filmadaption - oder eben ein Spiel, welches seine Kausalität aus dem Film bezieht aber eine "autonome" Geschichte präsentieren kann gewünscht.
Die Tatsache, dass man sich seinen "Nachwuchs-Paten" selber gestalten kann, war für uns ein kleines Highlight (auch die Nachbearbeitung beim Laden eines vorhandenen Spielstandes). Hier war es für jemanden, der Sims 2-Modding gewöhnt ist zwar etwas schade, dass man den Jungen nicht mit Accesoires und Kleidung überfrachten kann - aber für ein eher "düsteres" Spiel war das schon okay. Die Wahl des Namens war schon viel schwieriger; glücklicherweise fordert das Spiel nur einen Vornamen...
Die Gestaltung der von Mario Puzo (und Francis Ford Coppola) vorgegebenen Personen ist stellenweise überraschend real und toll. Das sich noch so viele Synchronstimmen finden ließen ist eine tolle Leistung!
Die Steuerung ist schnell erlernbar, und schnelle Erfolge durch Verfeinerung dessen möglich. Das Autofahren ist ebenso einfach; X Gas geben, Quadrat und Kreis bremsen, Bremsen und Stick zurück rückwärts fahren. Die Umsetzung der -schönen!- Autos, bzw. dessen Fahrtauglichkeit hat uns sehr gefallen. Unterschiedliche Fahrergebnisse (und -Erlebnisse) durch die Wahl der verschiendenen Fahrzeuge war für uns fast schon überraschend. Wer hätte gedacht, dass ein Polizeiauto besser fährt als ein schicker Sportwagen?
Die Aufträge, bzw. Missionen, sind für Fortgeschrittene Spieler eher einfach zu begreifen. Im Moment, wo der Auftraggeber seinem Wunsch Kundtut, ist klar "wie das zu gehen hat". Dies variiert leider auch wenig, was nach anfänglichem Vertrautmachen einen (zu) sehr routinierten Spielablauf zulässt. Am feinsten sind klar die "Übernahmen" der Geschäfte; "Erpressen" und "Druck machen". Es ist zwar mühsam die kleinen Schlachter, Bäcker, Hotels, Zigarrenläden und und und in die Familie einzugliedern, aber es rechnet sich nicht nur am Zahltag, sondern auch in der Respekt-Leiste, die einem das Aufleveln verschiedener Fähigkeiten möglich macht.
Die Kameraführung ist fair und nachjustierbar. Das Schauen um Ecken wird ermöglicht. Leider kann unser Pate nicht rückwärts laufen (rennen oder schleichen); man muss sich komplett umdrehen und die Kamera nachholen. War nicht weiter tragisch, aber in so mancher Lagerhaussituation hätte es die "Verhandlungen" vereinfacht.
Die kleine Rund-Karte am unteren rechten Bildschirmrand kommt GTA-ig daher und ist -für unseren Geschmack- eher ungeeignet, wenn man sich in ganz NYC zu orientieren versucht. Es war gut für uns, dass wir keinen Sprit zu zahlen brauchten - daran wären wir aufgrund des häufigen Verfahrens verarmt. Nach ein paar Tagen hatten wir zwar die Hauptstraßen raus, aber in "wuseligen" Stadtteilen wir Hell's Kitchen haben wir uns bis kurz vorm Ende sehr gerne verfahren.
Die gesamte im Spiel verwendete Musik ist stark an Nino Rotas Original gehalten. Situations- und Viertelbedingt ändert sie sich, und lässt erahnen, was für ein Melting-Pot NYC in den 40er und 50er Jahren war. Wir waren sehr angetan davon, wenn die Musik im Film natürlich wesentlich "oppulenter" daherkommt.
Insgesamt war das Spiel kein Fehlkauf; viele Stunden konnten wir mit unserem Paten die Welt erkunden und sind nun tatsächlich Don von NYC (der nach wie vor 40% seines "Einkommens" an die Corleones zu zahlen hat...).
Fazit: Wer die Puzo-Story mag, sich gerne an ein Muster in einem Spiel hält, und eine gekonnte Mischung von Laufen, Rennen, Schleichen, Schießen, Pöbeln und Autofahren - der sollte sich DRINGEND dieses Spiel "unter den Nagel reißen". Wer derbe Sprache ("rückwärtige Körperöffnung" war noch das Netteste) nicht mag, und gerne modernste Waffen zur Verfügung hat, sollte lieber die Finger davon lassen. Lieber den Film gucken - der ist auch klasse!