06.01.2007
Fantasy-Abenteuer der Spitzenklasse
Sony selbst brachte gegen Ende des Jahres 2003 in Zusammenarbeit mit dem Entwicklerstudio Level 5 ein Actionadventure im Fantasy-Stil auf den Markt, das es ordentlich in sich hatte. Nur selten fällt es mir so leicht wie hier, ein klares Urteil zu fällen: „Dark Chronicle“ für die Sony Playstation 2 ist ein mächtiger Hit. Auf den ersten Blick macht dieses knallbunte Abenteuerspiel lediglich einen sehr niedlichen Eindruck, mit zunehmender Spieldauer offenbart es aber eine derartige Stärke, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Da in ihm sehr viele Elemente aus unterschiedlichen Genres enthalten sind, ist die Zielgruppe zudem sehr hoch, zumal es sich keineswegs um ein kinderleichtes Game handelt. Ganz im Gegenteil, an einigen Stellen werden wir sogar außerordentlich gefordert, wobei jedoch bemerkenswert ist, dass es nie unfair zugeht. Eine extrem hohe Motivation, die zu keinem Zeitpunkt durchhängt und sich niemals entwickelnder Frust sorgen für ein durchweg sehr angenehmes Spielerlebnis. Aber nicht nur in diesem Punkt ist dem Hersteller die genau richtige Mischung gelungen: ebenso bei der Gewichtung von actionreichen Kämpfen, Rätseleinlagen und Merkmalen sowohl einer Aufbausimulation als auch eines typischen Rollenspiels stimmt es 100%ig. Dass kein Multiplayermodus existiert ist der einzige Nachteil von etwas größerer Bedeutung, der auffällt, denn in punkto Spieltechnik und Präsentation wird uns schließlich derart Herausragendes geboten, dass wir gar nicht umhin können als dieses PS2-Spiel als Mega-Hit zu bezeichnen. Lasst Euch durch die niedliche Aufmachung demnach nicht täuschen: egal welche Altersgruppe sich diesem Game auch widmen möge, für alle gilt das Gleiche: diesem Titel wohnt ein wahrlich nicht zu unterschätzender Suchtfaktor inne.
Ja, sehr richtig, wer angesichts des Titels kurz innergehalten hat, tut dies zurecht, es erschien wenige Jahre zuvor – in der Anfangszeit der PS2-Ära – ein Actionadventure namens „Dark Cloud“, welches ähnlich gestrickt zu sein scheint und letztlich aufgrund der Summe einiger kleiner Schwächen einen (nur) leicht überdurchschnittlichen Titel darstellte. „Dark Chronicle“ ist der Nachfolger zu jenem Game, doch es liegen im Hinblick auf die Qualität der beiden Abenteuer Welten zwischen ihnen. Bot jener Teil (zumindest) solide Actionadventure-Kost, so ist dieser hier schlichtweg überragend. Es ist nicht übertrieben, ihn als Top-10-Titel des gesamten Playstation-Liga zu bezeichnen, kein Zweifel, wir haben es im Fall von „Dark Chronicle“ mit einem echten Juwel zu tun. Von der Geschichte bzw. dem Spielinhalt her haben die beiden Spiele jedoch nichts gemeinsam, sie knüpfen weder aneinander an noch erkennt Ihr Protagonisten aus dem vorherigen Abenteuer wieder. Vom Spielverlauf her sind jedoch starke Ähnlichkeiten unverkennbar, keine Frage, jedoch – und das ist sicher das Entscheidende – braucht Ihr „Dark Cloud“ nicht unbedingt zu kennen, um „Dark Chronicle“ voll und ganz verstehen zu können. Ganz im Gegenteil, es ist überhaupt nicht nötig.
Woran es schließlich liegt, dass es sich bei „Dark Chronicle“ um ein nahezu in allen Belangen perfektes – und das sage ich wirklich äußerst selten, eigentlich so gut wie nie – ist an mehreren Punkten festzumachen, die querbeet durch sämtliche Bereiche gehen, die einen Top-Titel ausmachen. Im Zentrum des Geschehens steht zunächst der junge Maximilian, dessen Mutter seit vielen Jahren verschollen ist und er demzufolge als Halbwaise zu betrachten ist. In seinem Heimatstädtchen herrscht Ruhe und Frieden und trotz des besagten Mangels wächst er durch die Liebe seines Vaters und der sehr netten Nachbarschaft schließlich doch vergleichsweise glücklich auf. Schon in frühen Jahren, zu seiner Kindheit, wurde dem (nunmehr) Teenager klar, dass er eins ehr starkes Faible für technische Dinge hat, er verfügt über das sprichwörtliche „goldene Händchen“, ja im Grunde sogar noch weit mehr als das. Zu was das kleine Bürschchen in dieser Hinsicht in der Lage ist, bleibt uns aber zunächst verborgen, dummerweise sind seit einigen Jahren die Tore der Stadt verriegelt, niemand wagt sich mehr hinaus, die gesamte Bevölkerung lebt in totaler Isolation. Neugierig und mutig zugleich, wie Maximilian nun einmal ist, möchte er mehr bezüglich der mysteriösen Umstände erfahren und so schlecht er sich schließlich eines Nachts durch die unterirdischen Abwasserkanäle hinaus. Schon sehr bald sind wir als Max dann nicht mehr allein, denn wir treffen auf die niedliche Monica, welche sowohl bezaubernd als auch sehr eigenwillig ist. Sie behauptet, aus der fernen Zukunft zu kommen, worüber wir natürlich nur ungläubig den Kopf schütteln können, doch mit zunehmender Spieldauer fällt uns immer mehr auf, dass die kleine Monica es tatsächlich faustdick hinter den Ohren zu haben scheint. In der Folgezeit macht sich dieses niedliche Helden-Duo auf eine weite und gefährliche Reise durch Gebiete, die übersät sind mit feindlichen Monstern, gleichzeitig aber auch tonnenweise wertvoller Schätze bergen.
Hochinteressant und nicht hoch genug gelobt werden kann die Tatsache, dass wir es mit einem großen uns gewährten spielerischen Freiraum zu tun haben. Welche Spielgebiete wir nachher (erneut) besuchen, bleibt uns völlig überlassen. Es ist nicht zwingend erforderlich, die teils großen Areale in einer bestimmten Reihenfolge abzuklappern. Der Schwierigkeitsgrad ist in fast allen Gebieten gleich fordernd, die zu entdeckenden Schätze ähnlich wertvoll. Ob in Dungeons oder in einer Oberwelt: die Gebiete bestehen aus mehreren Teilabschnitten, nach deren jeweiliger Bewältigung wir unsere Exkursion jederzeit abbrechen und in ein anderes Gebiet reisen können. Dies macht speziell daher Sinn, da Ihr des Öfteren manche Gebiete abgegrast und alles Wertvolle dort gefunden haben werdet, aber in dem ein oder anderen Abschnitt eben noch nicht. Betretet Ihr einen Spielabschnitt, müsst Ihr Euch jedoch im Klaren sein, dass immer – und damit meine ich wirklich „immer“ – sämtliche Monster eliminiert werden müssen, bevor Ihr jenen Abschnitt verlassen könnt. Darüber müsst Ihr Euch im Klaren sein. Die Orientierung verliert Ihr dabei jedenfalls nie und das ist sogleich eine der zahlreichen Stärken dieses Actionadventures: die Menüführung ist exzellent. Gleiches gilt für die Steuerung, denn die Figuren lassen sich sehr gut bewegen und führen unsere Befehle stets sehr schnell, überaus flüssig, sehenswert (dazu später mehr) und sehr präzise aus. Auch die Kameraführung lässt uns so gut wie nie im Stich, alles wirkt wie aus einem Guss.
Einige Elemente erinnern uns in diesem Fantasyabenteuer an Rollenspiele, was „Dark Chronicle“ insgesamt auch sehr gut zu Gesicht steht. In den Orten machen wir des Öfteren einen ausgedehnten Einkaufsbummel und decken uns mit gegebenenfalls mit neuer Ausrüstung und Proviant ein, halten uns allerdings regelmäßig nicht mit längerem Small-Talk auf. Ab und zu ein Schwätzchen, okay, aber grundsätzlich haben wir etwas ganz Anderes im Sinn. Stattdessen kommen – und dies ist ein weiteres Highlight – Fans von Aufbausimulationen auf ihre Kosten: Nachdem wir erfolgreich aus einem Dungeon wieder herausgekommen sind – denn wir metzeln dort eine bestimmte Anzahl von Monstern nieder, wobei die Gegner sich dort zwar gleichen, jedoch die Level an sich bei jedem Betreten sich neu generieren, zufällig angeordnet sind – motzen wir im Laufe der Zeit nicht nur unsere Waffen auf (sehr motivierend!), sondern zudem (noch mehr motivierend!) kreieren wir aus einer anfangs menschenleere Gegend durch das Errichten von Gebäudekomplexen eine immer stärker anwachsende Gemeinde. Es ist faszinierend wie der jeweilige Ort nach und nach wächst, die entsprechenden Auswirkungen könnt Ihr oft schon beim nächsten Besuch bestaunen und schließlich auch davon profitieren.
Der Actionanteil ist hier zwar hoch, jedoch (angenehmerweise) nicht dominant, eher gleichwertig mit dem Simulationsteil. Maximilian setzt sich in den Kellergewölben - später auch malerischen Gebieten unter freiem Himmel in u.a. Waldgebieten, Höhlen am Strand, Lavalandschaften – energisch mit Schraubenschlüssel und Hammer zur Wehr, Monica vertraut weniger auf solche ungewöhnlichen Werkzeuge, sondern verlässt sich lieber auf ihr Schwert und ist sehr versiert im Umgang mit Magie. Die beiden Helden ergänzen sich – wie sollte es auch anders sein – sehr gut und entwickeln sich immer mehr zu einem schlagkräftigen Duo. Mit zunehmendem Gebrauch der Waffen nutzen sich diese im Übrigen ab, sollten sie einmal zerbrechen, benutzen wir unser Reparaturpulver – sofern wir ein solches zur Hand haben - und das jeweilige Tötungsinstrument ist wieder wie neu. Maximilians Markenzeichen ist der ihm treu ergebene Roboter, den wir im Ernstfall wie einen Kampfmech benutzen können. Dies bringt zweifellos zusätzlich frischen Wind ins Spielgeschehen. Auch diese darf im Laufe der Zeit aufgemotzt bzw. mit neuen (mächtigeren) Waffensystemen versehen oder auch einfach „nur“ schneller werden, Perfektionisten haben somit im Hinblick auf das Aufleveln der beiden Charaktere plus Roboter alle Hände voll zu tun. Was unter Anderem auch ein erheblicher Grund dafür ist, ein entsprechend wichtiges Dungeon x-fach aufzusuchen. Wieder und wieder und immer wieder. Und glaubt mir, auch wenn es manchmal ganz leicht an den Nerven zehrt, der Aufwand lohnt sich.
Gelungen ist das Charakterdesign, damit beziehe ich mich nicht nur auf die beiden Helden, sondern auch auf die innovative Gestaltung der Feinde: ob Drache, Golem, dämonischer Clown, Roboter oder wer auch immer: alle sind absolut sehenswert und haben zudem den ein oder anderen Trick auf Lager. Zugegeben: mit der Zeit nutzen sich die Kämpfe ab, aber es gibt immer eine bestimmte Anzahl an Gegner pro zufällig generiertem Dungeon, so dass Ihr „Ruhe“ habt, solltet Ihr diese alle erledigt haben. Unzählige nervige Zufallskämpfe bleiben uns somit erspart. Sinnvoll komplettiert wird das Durchstöbern der Gebiete schließlich dadurch, dass wir uns für einen dritten Charakter entscheiden können, der uns begleitet, zwar nie ins Kampfgeschehen eingreift, aber seine Spezialfähigkeiten zur Anwendung kommen lässt (beispielsweise mehr Zaster pro besiegtem Feind oder komplette Übersichtskarte bereits beim Betreten des Kellergewölbes). Bei jeder neuen Exkursion könnt Ihr jene „Hilfskraft“ wieder durch eine andere ersetzen, versteht sich. Im Mittelpunkt steht dabei immer nicht das Aufleveln der Charaktere, sondern das der Waffen, denen zusätzliche (auch magische) Eigenschaften angeeignet werden können oder aus denen sich später auch komplett neue Mordinstrumente entwickeln lassen, die dann in der Regel eine noch höhere Durchschlagskraft besitzen oder sich noch schneller (in kürzeren Intervallen) betätigen lassen. Das motiviert ungemein und macht im vorliegenden Fall auch wirklich Sinn. Wir werden somit nicht mit unzähligen Waffen erschlagen, sondern mit einer wesentlich geringeren Anzahl, die sich aber vielfältig weiterentwickeln lassen.
Ganz kurz noch etwas zum Aufbau der Schauplätze: es ist in den Dungeons nicht nur die Jagd nach Schlüsseln und wertvollen Schätzen eröffnet, sondern auch die auf die sogenannten Geosteine, ohne die praktisch gar nichts ginge. Ein solcher Geostein beinhaltet quasi alle wichtigen Infos, um eine neue Siedlung aufzubauen und bildet somit das Fundament jeglicher Bauvorhaben. Häuser, Felsen, Wiesen und Bäume können wir nach Belieben platzieren, wobei jedoch eine Mindestmenge an unterschiedlichen Rohstoffen vorhanden sein muss, vorher geht nichts. Diese müssen in den Dungeons gefunden oder zur Not gegen bare Münze käuflich erworben werden, das dafür benötigte Kleingeld verdienen wir uns während der Kämpfe und nicht zuletzt durch das Bergen von Schätzen. Interessant ist hierbei zusätzlich, dass Anreize geschaffen werden müssen, damit nach und nach auch wirklich Leute in das anfangs unbewohnte Gebiet ziehen. In unserem Heimatstädtchen lassen sich die Einwohner zunächst überhaupt nicht dazu bewegen, abzuwandern. Regelmäßig ist es vonnöten, kleine Aufträge zu erfüllen, damit diese gewillt sind, in das von uns neu erschaffene – bzw. das sich gerade im Aufbau befindliche Gebiet – zu ziehen. Ein weiterer wichtiger Aspekt gesellt sich schließlich noch hinzu, der dem Spielverlauf zusätzliches Leben einhaucht: Maximilian und Monica wuseln in der Gegenwart bzw. Zukunft umher und dies quasi parallel. Erschaffen wir etwas in Max’ Epoche, so hat dis unmittelbare Auswirkungen auf das entsprechende Gebiet in der Zukunft, durch das wir mit Monica streunen. Ständig sind wir – im Simulationsteil, versteht sich – den eingetretenen Veränderungen unterworfen, die wir allerdings selber zu verantworten haben. Fast schon heimlich, still und leise wird dabei die interessante Story quasi gleichzeitig weitererzählt bzw. bringen wir langsam aber sicher Licht in Dunkel. Schließlich genießen wir den großen Freiraum und sind uns stets der Tatsache bewusst, dass wir einige Nebenaufgaben nicht bewältigen müssen, aber sollten. Speziell die ein oder andere sehr nützliche Belohnung für einen erfüllten Auftrag macht das Ganze sehr lohnenswert.
Gegen Ende der Beschreibung des extrem abwechslungsreichen Gameplays möchte ich noch auf zwei fantastische Nebenstränge hinweisen, die hier sozusagen zwei Arten an Minispielen darstellen, die sich durch das gesamte Abenteuer ziehen:
Zum Einen dürfen wir in vielen Arealen dem Angelsport nachgehen und dies natürlich nicht ohne Hintergrund. Nicht in allen Abschnitten gibt es Seen vorzufinden, aber in den meisten. Hier machen wir Jagd auf dicke Fische, wobei wir zunächst mit einer doch recht mickrigen Angelrute und wenig verheißungsvollen Ködern beginnen. Nach und nach motzen wir aber auch jene Utensilien gehörig auf, so das uns die dickeren Brocken nicht mehr so leicht entwichen können bzw. überhaupt erst ausfindig zu machen sind. Attraktivere Köder, längere und vor allem robustere Angelruten halten uns stets bei Laune. Der ehrgeizige Zocker verbringt alleine damit unzählige Stunden, nicht selten – so er denn dazu gewillt ist, er muss es ja schließlich nicht, um in der Story voranzukommen – eine satte Stunde an einem Platz. Die größeren Exemplare lassen sich später im hauseigenen Aquarium weiter aufmotzen und können nachher zur Paarung mit anderen Fischen verwendet werden, um noch imposantere Wesen zu erschaffen. Schließlich ist es auch noch möglich, die besten Fische in Wettrennen antreten zu lassen, wobei im Erfolgsfalle weitere interessante Extras winken. Alle jene Boni machen auch wirklich Sinn und erweitern bzw. verbessern unsere Ausrüstung regelmäßig.
Des Weiteren kommen auch Freunde des Golfsports auf ihre Kosten und dies auf sehr ungewöhnliche Art und Weise. In jedem Dungeon – und später auch in der Oberwelt – gibt es mehrere Teilabschnitte, in denen auf Wunsch eine Art Mischung aus Minigolf und „richtigem“ Golf anwählbar ist. Da die gebiete größtenteils aus weitverzweigten Labyrinthen bestehen, lassen sich die Golfbälle hervorragend über mehrere Banden in weiter entlegene Räumlichkeiten zimmern. Zielpunkt ist ein frei im Raum schwebender großer Kreis, durch den es den finalen Schlag zu bewerkstelligen gilt. Natürlich dürfen wir eine bestimmte Anzahl an Schlägen bis dahin nicht überschreiten, ansonsten heißt es: Neubeginn. Auch hier steigt der Schwierigkeitsgrad stetig an und beeindruckt durch sehr abwechslungsreiche Areale. Auch hier gibt es interessante und zugleich sehr nützliche Boni und – solltet Ihr tatsächlich sämtliche Aufgaben meistern wollen – erhöht sich die Spielzeit allein durch diesen Modus locker um weitere zehn Stunden. Denn leicht sind die Golfaufgaben wirklich nicht zu bewältigen, zumindest einige von ihnen werden durch die verzwickte Anordnung der Räume, das Erfordernis über zig Banden zu spielen und nicht zu vergessen die zahlreichen Hindernisse, Abgründe, Wasserrinnen oder sonstigen Stellen, an denen der Ball hängen bleiben kann verteufelt schwer. Zumal Ihr bei einem Fehlversuch, zunächst den kompletten Abschnitt erneut von sämtlichen Monstern befreien müsst, um dann den nächsten Golfversuch zu starten.
Doch auch hier gilt, wie für das gesamte Spiel: anfangs etwas leichtere Aufgaben, später deutlich mehr fordernde und schließlich knackig-schwere aber niemals (!) unfaire Aufgaben überzeugen vollends und halten die Motivation sehr hoch. Von einem extrem hohen Suchtfaktor zu sprechen, trifft es ziemlich genau. Hardcore-Zocker ziehen möglicherweise (bzw. aller Voraussicht nach) in Erwägung, „Dark Chronicle“ das erste Mal sehr zügig durchzuspielen (was aber aufgrund des enorm hohen Spielumfangs auch ohne die unzähligen Nebenaufgaben immer noch locker 30 Stunden aufwärts bedeuten dürfte), um beim zweiten Mal möglichst alle Nebenaufgaben und sämtliche Minispiel-Aufgaben erfolgreich zu gestalten (was dann – unglaublich aber wahr – an der 100-Stunden-Grenze nagen dürfte!). Das ist absolut top und kaum noch zu überbieten, schätze ich.
Ihr dachtet, das wäre schon alles? Weit gefehlt, eine Sache hätte ich beinahe noch vergessen: wir dürfen uns zudem als Hobbyfotograf versuchen: Ihr merkt schon: versierter Kämpfer, Hobby-Angler, Star-Golfer und nun auch ambitionierter Fotograf, an Vielseitigkeit mangelt es „Dark Chronicle“ wahrlich nicht. Eine von vielen Stärken dieses Knaller-Abenteuers. Wer hätte am Anfang das gedacht? Ein Fantasyabenteuer, hinter dessen niedlicher Fassade sich ein überraschend anspruchsvolles, abwechslungsreiches und überaus motivierendes, ja süchtig machendes Videospiel verbirgt? Ich jedenfalls (zunächst) nicht. Gelingen Euch jedenfalls mit Eurer Kamera die richtigen Schnappschüsse, lassen sich die Bilder als Grundlage für neue Erfindungen kombinieren. Auf diese Weise gelangen wir sogar in den Besitz wertvoller Ausrüstungsgegenstände, die ansonsten nirgends im Spiele erhältlich sind. Wer jetzt noch etwas vermisst, dem kann ich auch nicht helfen, nur verbitterte übertrieben pedantische Naturen, die das Nörgeln einfach nicht lassen können, finden womöglich an den zu ähnlich verlaufenden Kämpfen etwas zu beanstanden. Ich für meinen Teil lasse aber jegliche Kritik stecken, da dies im vorliegenden Fall fast schon an „Majestätsbeleidigung“ grenzen würde. Denn dass es sich beim Fantasyabenteuer „Dark Chronicle“ für die PS2 um ein Meisterwerk handelt, daran darf es keine ernsthaften Zweifel geben.
Jenen auf den ersten Blick möglicherweise zu euphorisch klingende Bezeichnung von „Dark Chronicle“ als Actionadventure der Superlative untermauert (zum Glück) zudem die sehr gelungene Präsentation: insbesondere die knallbunte Fantasygrafik mit ihrer überaus detaillierten Landschaftsoptik in Verbindung mit den hervorragend modellierten und zudem angenehm groß gezeichneten und wunderbar animierten Figuren sorgt für eine phasenweise berauschende Atmosphäre. Allein schon unsere beiden Hauptfiguren wachsen uns blitzschnell ans herz, diese sind uns auf Anhieb sympathisch. Die Farbenpracht und Vielseitigkeit der Gestaltung der sehr unterschiedlichen Gebiete beeindruckt ebenso wie die hervorragende Kameraführung, die uns praktisch die ganze Zeit über einen angenehm weiten Horizont bietet. Die Kämpfe laufen nur äußerst selten chaotisch ab und falls doch, dann stört dies nicht besonders. Äußerst gelungene Licht- und Schattenspiele sowie nette Feuereffekte, gut in Szene gesetztes Gewässer und weitere „Kleinigkeiten“ wie Rauch, Nebelschwaden oder aufwirbelnder Staub sorgen für eine sehr dichte Spielatmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Schade, dass uns weder 60-Hertz-Modus noch 16:9-Breitbildformat spendiert wurden, denn diese hätten das ohnehin brillante Spielerlebnis in optischer Hinsicht noch mehr steigern können. Die deutschen Bildschirmtexte erfreuen uns sehr, haben wir doch in der Vergangenheit doch so manche Videospielperle in einer nicht eingedeutschten Fassung erleben müssen. Die Soundkulisse kann mit der opulenten Grafik nicht ganz mithalten, enttäuscht aber keineswegs, nicht dass wir uns hier falsch verstehen. Gelungenen Klängen dürfen wir nahezu pausenlos lauschen, lediglich in punkto Abwechslungsreichtum machen wir eine kleine Schwäche aus. Hier kann sich doch nach ein paar Minuten etwas Langeweile breit machen, dies möchte ich nicht verhehlen. Etwas zu brav dudeln die Melodien vor sich hin, ein Schuss mehr an mitreißenderen Rhythmen – nicht nur, aber unter anderem – hätten der Qualität der akustischen Untermalung sicher gut getan. Sehr gelungen sind auf jeden Fall die glasklaren Soundeffekte, dies bezieht sich sowohl auf die Kampfgeräusche als auch die schönen Nebeneffekte wie das Plätschern des Wassers, das Rollen von Gestein oder das Brodeln der Lava. Hinzu gesellt sich eine exzellente englische Sprachausgabe, die wir zudem in Surround genießen dürfen.
Unter dem Strich bleibt nicht viel, was es an diesem Riesen-Hit für die Sony Playstation 2 zu bemängeln gibt: das Fehlen eines Multiplayermodus, okay, das wäre sicher mehr als nur nett, speziell im vorliegenden Fall wäre ein Koop-Modus zu zweit sicherlich das Non-Plus-Ultra gewesen. Keine Frage. Und wie gesagt, der hyperpenible Pedant findet die Kämpfe an sich zu abwechslungsarm und ihm mag es nicht schmecken, dass es zuweilen in den Dungeons doch etwas eintönig werden kann. Wer dem süchtig machenden Spielprinzip mit seinen massig unterschiedlichen Ideen und der perfekten Mischung aus Action, Rollenspiel und Aufbausimulation verfallen sein sollte, den stört dies wenig. Zumal er sich über eine tadellose Steuerung und eine gelungene Menü- wie auch Kameraführung freut und einen Spielumfang gigantischen Ausmaßes. Schließlich haben wir unsere beiden Heldenfiguren in diesem Fantasyabenteuer einfach furchtbar lieb, um es einmal etwas salopp auszudrücken. Der unglaublich große spielerische Freiraum gibt uns dann quasi den Rest, im positiven Sinne natürlich. Wer jetzt noch nicht hin und weg ist, der muss es spätestens beim Anblick der hervorragenden Optik tun, die fehlerlos daherkommt, nirgends aber auch wirklich nirgends schwächelt und zudem farbenprächtig, abwechslungsreich und mit vielen Details zu glänzen weiß. Und dies im Hinblick sowohl auf die Figuren als auch die Landschaftsoptik. Kein Level gleich dabei auch nur annähernd einem anderen und während ich die Lobeshymen noch weiter fortsetzen möchte, merke ich jetzt so langsam aber sicher, dass ich wirklich aufhören sollte. Egal, was für ein Genre Ihr bevorzugt, dem Charme dieses Vorzeige-Titels kann man sich kaum entziehen. „Dark Chronicle“ ist ein Mega-Hit, den (mindestens) jeder PS2-Besitzer kennen sollte, ja muss.
PLUS ---> Zuckersüße und detailreiche Fantasy-Optik, berauschender Surroundklang, englische Sprachausgabe, Soundeffekte, Top-Steuerung + Menüführung + Kamera, spielerische Freiheiten ohne Ende, unzählige Nebenmissionen, klasse Minispiele, gigantischer Spielumfang, toller Mix aus Action, RPG und Aufbau-Sim, abwechslungsreich, anspruchsvoll, motivierend, süchtig machend, hoher Wiederspielwert
MINUS ---> Leider kein Multiplayer (Koop-Modus zu zweit wäre genial gewesen), Kämpfe an sich ähneln sich sehr stark, Melodien könnten einen Schuss mehr Abwechslung vertragen