12.01.2008
Samurai sucht seine Körperteile
Allein durch den Namen des PS2-Titels „Blood Will Tell“ ist eigentlich klar, dass hier nicht zimperlich vorgegangen wird, wenig überraschend handelt es sich dann auch tatsächlich um ein Actionspiel. Allerdings macht die Altersfreigabe bereits ab 12 Jahren ziemlich deutlich, dass wir es nicht mit einem Videospiel zu tun haben, welches seinen Schwerpunkt in der Gewaltverherrlichung hat. Leider ist dieses Abenteuer allein auf den Solisten zugeschnitten, eine Onlineunterstützung fehlt ebenso. Sega zeichnete sich im Jahre 2005 für dieses typisch japanische Fantasy-Gemetzel verantwortlich, in welchem wir die Führung des Protagonisten Hyakkimaru übernehmen dürfen, seines Zeichens ein hochtalentierter Säbelkämpfer, versteht sich. Das allein ist noch nicht ungewöhnlich, dass diesem jedoch zahlreiche Organe und sonstige Körperteile von finsteren Dämonenwesen gestohlen wurden, umso mehr. Ergo besteht unser Samurai mehr aus künstlichen Prothesen denn aus menschlichen Fasern, fast ist er schon als – ungewollter – Cyborg zu bezeichnen. Verständlich ist es daher, dass unser Held sich blitzschnell auf die Suche nach seinen Peinigern macht, um schnellstmöglich wieder in den Besitz seiner Körperteile zu gelangen.
Die Schar an Gegnern ist nicht nur zahlreich sondern größtenteils auch sehr grotesk aussehend: üble Zombies, Skelettritter, Höllenhunde, Hexen, Trolle, sonstige Untote und auch hochgiftige Pflanzen kreuzen unseren Weg. Bemerkenswert ist hierbei – ein großes Plus dieses Samuraiabenteuers – die Vielzahl an unterschiedlichen Möglichkeiten, was den Angriff betrifft, wobei insbesondere die unterschiedlichen Prothesen mitunter sehr nützlich sein können. In diesen verbirgt sich nicht selten eine messerscharfe Klinge oder sogar solch mächtige Mordinstrumente wie Maschinengewehr und Raketenwerfer. Allein daran erkennen wir, dass wir uns nicht im Fantasy-Mittelalter befinden, sondern es doch ziemlich modern abgeht. Hauptsächlich teilen wir aber blitzschnelle Attacken mit unserem Katana aus und vollführen durchschlagskräftige Komboattacken, was auch bitter nötig ist, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Eine Warnung an dieser Stelle: der Schwierigkeitsgrad hat es ordentlich in sich, ihn als hoch zu bezeichnen, trifft es genau. Erst recht die – erstaunlich oft vorkommenden - knüppelharten Endgegner werden Euch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit regelmäßig die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Stupides Drauflosknüppeln bringt Euch hier definitiv nicht weiter, vielmehr sind diese Fights von Taktik geprägt, was ja wiederum zu begrüßen ist, schätze ich. Diese haben nicht nur variantenreiche und oft tückische Angriffsmanöver parat, sondern zeigen sich zudem von einer äußerst robusten Seite und verfügen über eine schier nicht enden wollende Lebensenergie. Spart Euch die Spezial-Seelenattacke am Besten für diese auf, mehr möchte ich aber jetzt nicht verraten. Wer sich hiervon aber nicht abschrecken lässt und sich tapfer durchbeißt, wird mit einer interessanten und sogar teils richtig packenden Story, die sehr innovativ daherkommt und in sehr vielen Zwischensequenzen (allerdings in Spielgrafik) wunderbar erzählt wird, belohnt und nicht zuletzt durch einen sehr ansprechenden Umfang entschädigt: eine Spieldauer von locker 20 Stunden ist für ein Actionspiel sehr beachtlich. Eher negativ sind die mehr als lästigen Hüpfpassagen unseres treuen aber auch frechen Kameraden Dororo zu bewerten, der im Kampf nicht von Nutzen ist, dafür aber sehr heikle Jump-and-Run-Passagen, die sehr viel Frust aufkommen lassen dürften. Letzteres liegt auch an einer oft missglückten Kameraperspektive, die speziell bei den Hüpfpassagen überfordert zu sein scheint und uns fast regelmäßig in einer ungünstigen Perspektive auf das Geschehen blicken lässt.
Das teils abgefahrene Design der Feinde mag nicht jedermanns Geschmack sein – wie so vieles bei diesem nicht alltäglichen Samuraiabenteuer – doch ganz objektiv gesehen ist die Grafik hier in „Blood Will Tell“ ganz sicher nicht das Gelbe vom Ei. Eintönige und wenig detaillierte Texturen im Hintergrund, fade wirkende Figuren, wenig beeindruckende Kampfanimationen und nur sehr wenige Spezialeffekte bei den Kombos trüben den Gesamteindruck mehr als nur ein wenig. Ganz im Gegensatz zur kreativen Story und dem abgefahrenen Gegnerdesign sieht es in Sachen Spielgrafik ansonsten sehr bieder und fast schon leblos aus. Erstaunlich immerhin, dass dieses Spiel deutsche Texte aufweist, welche insbesondere bei den Filmsequenzen in Spielgrafik und sehr gelungener englischer Sprachausgabe als Untertitel zur Geltung kommen. Hinsichtlich der Soundkulisse sieht es nur minimal besser aus: nette Außengeräusche, die aber letztlich zu abwechslungsarm sind und passendes aber auf Dauer eventuell langweilig werdendes Hintergrundgedudel sorgen weder für Euphorie noch für richtige Ernüchterung. In aller Kürze – und darum ging es mir eigentlich – kann ich festhalten, dass dieses abgefahrene Actionspiel nur eine kleine Zielgruppe anspricht, die Wert auf Innovation und unübliche Story und weniger auf atemberaubende Präsentation legen. Diese muss sich dann aber auch mit den nervigen Hüpfpassagen, der dann verunglückten Perspektive und dem generell hohen Schwierigkeitsgrad anfreunden. Spielspaßwertung: 71%.
PLUS --> Abgefahrene Story, viele Zwischensequenzen, wunderbare englische Sprachausgabe, angenehmer Umfang, variantenreiches Kampfsystem, viele heftige Endgegner
MINUS --> Ziemlich biedere Grafik, nervige Hüpfpassagen, hoher Schwierigkeitsgrad, kein Multiplayer, Kamera ein Schwachpunkt
03.01.2007
Welch ein geniales Spiel
Zuerst einmal, ich finde es ziemlich übertrieben wie dieses Spiel beschrieben wird: "Als Ultimative Kampfmaschine, ausgerüstet bis auf die Knochen, versuchst du deine Körperteile wiederzufinden ".
Total daneben wie ich finde, denn dieses Spiel zeichnet sich mehr durch die Story als durch das Gameplay aus. Selten hat mich ein Spiel so berührt :)
Der einsame Hyakki versucht die Wahrheit finden, weshalb ihm seine Körperteile genommen wurden. Er kämpft sich immer näher an die Antwort heran und auf seiner Reise trifft er verschiedene Personen die auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen haben, bis er den derzeit herrschenden König des Gebietes und seinen Sohn trifft. Ab hier ist man wie gefesselt vorm Bildschirm, den wer diese beiden Personen in wirklichkeit sind und was sie mit Hyakkis Problem zu tun haben hätte man echt nicht erwartet. Begleitet wird Hyakki von der kleinen Dororo die scheinbar das einzige ist was er noch beschützen kann. Mit Dororo ist es auch möglich kleinere Missionen zu erledigen um bestimmte Items zu finden, etc. In den Bosskämpfen steht sie Hyakki ebenfalls zur Seite.
Hyakkis Aufgabe ist es die 48 Dämonen zu finden, denn jeder Dämon besitzt eines seiner Körperteile. Nach jedem besiegten Dämon kommt eine Sequenz in der Hyakki z.b. sein Herz oder seine echten Beine zurückbekommt. Dies wirkt sich auch auf sein kämpferisches Können aus. So wird er schneller, seine Kondition verbessert sich oder die HP-Leiste erweitert sich.
Und die Bosskämpfe an sich sind schlichtweg, genial ! Durch einfaches Draufkloppen kann man in diesem Spiel NICHTS erreichen. So kann Hyakki schon binnen weniger Sekunden sterben wenn er nicht taktisch vorgeht(!) Es ist also viel Strategisches Denken und Geschicklichkeit gefragt um die Gegner zu besiegen. Mitten im Kampf kann man auch seine gefundenen Schwerter einwechseln:
Zu Anfang hat Hyakki nur ein Schwert das zwar kräftig ist, jedoch ziemlich langsam ist. Seine Stärke ist jedoch seine Schnelligkeit die er mit seinen 2 Armklingen unter Beweis stellt. Diese hab ich auch bevorzugt gegenüber den anderen Schwertern (Mit Ausnahme des Ultimativen letzten Schwertes).
Der Spieler kann natürlich mit jedem Schwert verschiedene Kombos erlernen und diese auch immer wieder mit Geschick einsetzen.
Die Schwerter lassen sich durch bestimmte Bedingungen finden. Einige sehr leicht, andere jedoch etwas schwieriger. Und es gibt eine ganze Menge zu finden. In Sachen Waffen ist Hyakki auch noch mit einem Gewehr in den Beinen/Armen ausgestattet. Dies erlaubt ihm auf bestimme Schwachstellen von Gegnern zu schießen um diese schneller außer Gefecht zu setzen.
Es ist auch möglich nach dem Hauptspiel (nachdem man den Endgegner besiegt hat) weitere versteckte Dämonen zu erledigen die man beim 1. Durchgehen nicht finden konnte. Bis man alle 47 hat. Natürlich fehlt noch das 48.
ACHTUNG SPOILER :
Dies erlangt man nach einer Szene die 8 Jahre nach dem Hauptgeschehen stattfindet. Es hatte sich nämlich herausgestellt das Dororo (!) ein von Dämonen geschaffenes Menschenwesen ist welches sein letzes Körperteil hat.
So muss Hyakki zum letzen mal in den Kampf ziehen gegen seine beste Freundin. Dieser Bosskampf war der mit Abstand härteste den ich je gespielt habe :)
SPOILERENDE
Was ich noch sagen möchte:
Das Spiel basiert auf der Geschichte von Tezuka Osamus Manga (!) Dororo.
Und ich kann wirklich jedem dieses Spiel empfehlen da es zu einem viel Spaß macht, eine grandiose Geschichte hat und eine beachtliche Spielzeit von ca. 25h ohne Langeweile. Im Gegensatz zu anderen 08/15 Hack-N-Slay Games die man nach 8h durchspielt.
Fazit: Ab in den Warenkorb
13.06.2005
naja...
bin über das spiel enttäuscht...gute zwischensequenzen und auch die story erscheint interessant...leider erinnert das spiel in vielerli hinsicht an onimusha, wobei onimusha der weitaus bessere titel ist...die steuerung des helden ist vielfach mühsam...es gibt z.b. einen endkampf, indem die gegnerin das schwert nach einem wirft, in diesem moment kann die kamera kaum eingestellt werden und machen den kampf so lächerlich...sega hätte weitaus mehr machen können aus dem titel, daher nur durchschnitt und für manga fans...immerhin kleiner preis...hat um die 74% bekommen...ich jedenfalls war enttäuscht über das game...
16.03.2005
Blood Will Tell
Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, stand ich dem Spiel eher skeptisch gegenüber. Die ersten Spielminuten entpuppten sich als hirn- und ideenlose Metzelorgie, aber je weiter man in die Welt des Spieles abtaucht, desto interessanter und spannender wird die Geschichte und desto besser gefällt es einem. Das Gameplay (Dauermetzeln) ändert sich zwar nicht, aber die Suche nach Hyakkimarus Körperteilen macht stellenweise wirklich Spaß. Ewas Abwechslung und bessere Grafik hätten die Wertung noch heben können, aber auch so kann ich das Spiel denjenigen empfehlen, die nicht gerade nach der tiefgründigsten Grafikbombe 2005 Ausschau halten.