13.04.2008
Bruce als Schleichexperte
Was die Beschreibung des Hauptcharakters in „Batman Begins“ betrifft, so brauche ich wahrscheinlich kaum viele Worte verlieren, also erspare ich mir bzw. Euch das. Wie es sich für ein bis zum Abwinken vermarktetes Lizenzspiel (Warner und Electronic Arts zeichnen sich hierfür verantwortlich) gehört, wurden „natürlich“ alle seinerzeit gängigen Konsolen mit entsprechenden Versionen versorgt, wobei meines Wissens nach große Qualitätsunterschiede nicht auszumachen waren. Korrigiert mich bitte, sollte ich jetzt Bockmist erzählen, danke. Fakt ist, dass lediglich Solisten auf ihre Kosten kommen, was relativ schwach ist, wie ich meine, zumindest zur heutigen Zeit, nicht zu vergessen die Tatsache, dass eine Onlineunterstützung ebenso fehlt. Ich beziehe mich nun ausschließlich auf die PS2-Fassung, die alles in allem überdurchschnittlich gut ausgefallen ist, wenn auch ein Stück weit weg vom Hit-Bereich. Erstaunlich – oder vielleicht auch nicht – ist, das bei diesem Batman-Abenteuer der Schwierigkeitsgrad weit unten angesiedelt ist, das war bei Abenteuer rund um den heldenhaften Flattermann in der Vergangenheit wahrlich nicht immer so. Ob das den Fans von Actionadventurespielen aber wirklich schmeckt, denn um ein solches handelt es sich hier, darf zumindest fragwürdig erscheinen, aber bitteschön: immer noch besser als zahlreiche unfaire Passagen. Das Gelbe vom Ei sind die überwiegend doch seichten Anforderungen, die an uns gestellt werden, auf jeden Fall nicht. Dennoch kommt der Anspruch nicht zu kurz, um ein dröges Abenteuer handelt es sich zum Glück nicht: ein klarer Pluspunkt, der sich natürlich positiv auf die Motivation auswirkt. Einmal durchgespielt, verstaubt „Batman Begins“ für die PS2 meines Erachtens aber im Regal, was im Klartext bedeutet, dass es um die Langlebigkeit dieses Abenteuers nicht sonderlich gut bestellt ist. Aber das war den Entwicklern (mal wieder) schrecklich egal, Hauptsache, dass dieses Game rechtzeitig bzw. zeitgleich zum gleichnamigen Kinostart erscheint, mehr interessierte hier sicher niemanden, wie so oft.
Wer sich den Kinofilm ansah, wird sich in dieser PS2-Fassung blitzschnell zurechtfinden, sehr eng an die Originalhandlung ist diese Version nämlich zweifelsohne angelehnt. Brav wurden auch zahlreiche – wenn auch ziemlich kurze – Zwischensequenzen in den Spielverlauf integriert, um die atmosphärische Dichte zu erhöhen. Was auch gelingt, keine Frage. Wir schlüpfen selbstverständlich in die Haut von Bruce Wayne, der zu Beginn eher ein gelangweilter Milliardärserbe ist denn ein Heroe, aber das wird ja schließlich noch. Seltsam allerdings, dass hier offensichtlich die Schere angesetzt wurde, denn die Teenager-Zeit unseres Helden bleiben – im Gegensatz zum Kinofilm – außen vor. Ein dicker Lapsus, wie ich meine, denn das war wirklich nicht uninteressant. Sehr, sehr schade. Lediglich der Trainingsmodus im Himalaya-Gebirge ist übrig geblieben, in denen der junge Bruce mit den unterschiedlichen Talenten und deren Steuerung vertraut gemacht wird: Nahkampf, Wurftechnik (Shuriken) und Flug- sowie Kletterpassagen stimmen uns auf das ein, was uns in naher Zukunft erwartet, um letztlich den Ganoven in Gotham City das Handwerk legen zu können. In der Folgezeit streunen bzw. fliegen wir durch die dunklen Gassen und über die Dächer unserer Heimatstadt, suchen nach wichtigen Hinweisen und räumen jegliche Subjekte aus dem Weg, die offensichtlich nicht gesetzestreu agieren möchten. Interessant und glasklar positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass wir nicht stupide durch die Spielabschnitte gleiten und alles zu Klump hauen, was nach Schurke aussieht, sondern auf ein umfangreiches und zudem sehr zweckmäßiges Inventar zurückgreifen dürfen: Taschenlampe, Dietrich, Kamera, Gegenstände zum Hacken elektronischer Geräte und nicht zuletzt der Batarang kommen zur Anwendung. Letzterer dient als Wurfgeschoss, um weiter oder zumindest unerreichbar entfernte Mechanismen zu öffnen, ohne die ein Weiterkommen nicht möglich wäre. Selbstverständlich beobachten wir die nähere Umgebung stets genau, denn ohne Bedeutung sind Kisten, Schalter und Türen ganz sicher nicht, versteht sich. Für Abwechslung sorgt zudem die Tatsache, dass sich so manch auserkorenes Opfer ganz hervorragend für ein zünftiges Verhör eignet, um wichtige Informationen quasi herauszupressen. Sind die erspähten Gegner zudem ängstlich, erscheinen wir diesen sogar als Dämon, so dass diese dann erst recht keine ernstzunehmende Hürde darstellen.
Oftmals sind wir jedenfalls schleichend unterwegs, so dass man „Batman Begins“ teilweise tatsächlich als Stealth-Abenteuer bezeichnen kann, die zahlreichen unterschiedlichen Spielelemente lassen jedenfalls die typischen Merkmale eines Actionadventures zu Tage treten. Insgesamt fühlen sich erfahrene Zocker aber leider unterfordert, denn das Radargerät ist praktisch schon zu hilfreich (es erkennt sogar, wer von den sich in unmittelbarer Nähe befindenden Feinden bewaffnet und wer unbewaffnet ist) und die Level an sich von der Struktur her zu simpel, als dass wir böse Überraschungen erleben müssten. Außerdem erkennen wir nicht nur die exakte Position der Feinde, sondern zudem an deren Färbung, wie gefährlich sie für uns sind. Dies mag Neulinge freuen, den Großteil der interessierten Spieler jedoch eher abschrecken, spätestens nach der ersten oder von mir aus auch zweiten Spielstunde dürften sich erste Gähnattacken bemerkbar machen, schätze ich. Dies liegt vor allem daran, dass die meisten Schurken schnell erkennen, mit wem sie es zu tun haben, sich überraschend schnell ergeben bzw. ohne ernsthafte Gegenwehr verdreschen lassen. Wieso auch immer. Lasst aus sicherer Entfernung etwas per Distanzwurf oder Explosion zu Bruch gehen und schon geben die Gegner klein bei bzw. erstarren vor Ehrfurcht. Wer also nicht zu ungestüm (ohne Deckung) nach vorne prescht, sondern sich leise verhält, geduldig nach vorne schleicht und letztlich vorsichtig einen Ganoven nach dem anderen vorknöpft, wird keine Probleme haben.
Die uns zu wenig fordernden Aufgaben sind insbesondere deswegen schade, da „Batman Begins“ grundsätzlich einen abwechslungsreichen Spielverlauf bietet. Stealth-Techniken, Inventar und nicht zuletzt der Einbau von zwei rasend schnellen Abschnitten, die via Batmobil zu bewältigen sind, machen eigentlich Lust auf mehr. Leider sind auch die Fahreinlagen mit unserem schnittigen fahrbaren Untersatz sehr einfach gestrickt und sorgen kaum für nennenswerte Adrenalinkicks. Die Sprung- und Flugpassagen sind ebenfalls kein Problem, haarige Kletterpartien somit ein Fremdwort, was wir primär unserem Enterhaken zu verdanken haben. Rauchgranaten sorgen zudem dafür, dass wir die Oberhand behalten, sollte es (ausnahmsweise) einmal knifflig werden. Schnell nach vorne gerannt und per Faustschlag und quasi Finishing-Move den Gegenüber ausgeknockt. Im Ernstfall kurz geblockt, Konterschlag gelandet und mit Spezialschlag aus dem Weg geräumt: der Nächste bitte. Kameraführung und Steuerung geben sich kaum ein Blöße und falls doch, erleiden wir dadurch kaum erwähnenswerten Schaden, zugegebenermaßen ist die Handhabung unseres ehrenwerten Protagonisten aber auch nicht sonderlich komplex ausgefallen. Demzufolge haben wir es mit einem schnörkellosen Gameplay zu tun, welches frei von Patzern ist, ein interessantes Angstfeature sowie abwechslungsreiche Elemente aufweist, aber letztlich einfach viel zu glatt durchgeht. Motivierend sind dann eigentlich nur noch die Boni, deren Freischaltung sich oftmals daran orientiert, wie sehr unsere Feinde verängstigt sind bzw. wie sauber wir durch die einzelnen Level pflügen: Interviews, Bonuskostüme sowie die „Galerie der Angst“ können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Motivationskurve sich quasi ab dem ersten Drittel dieses Abenteuers bedrohlich nach unten neigt. Was ausgemachten Batman-Fans angesichts der gelungenen Aufmachung aber wahrscheinlich schrecklich egal sein wird, schätze ich.
Ganz eindeutig punktet „Batman Begins“ für die Playstation 2 am Meisten in Sachen Grafik. Verschweigen möchte ich zwar die gelegentlichen Ruckler nicht und auch manche Animation sieht etwas steif aus, doch überdeckt wird dieser Makel durch sehr schöne Schauplätze, das angenehm düstere Ambiente, hübsche Filmsequenzen (wenn auch manchmal etwas zusammenhangslos), sehr gut modellierte und vor allem detailliert gezeichnete Figuren und hervorragende Licht- und Schattenspiele. Wir begrüßen das 16:9-Breitbildformat, deutsche Bildschirmtexte und eine Pal-Anpassung mit nur geringen schwarzen Balken, auf einen 60-Hz-Modus müssen wir allerdings verzichten. Die deutsche Synchronisation mit den Originalsprechern ist zudem ein sattes Plus. Wer über eine entsprechende Anlage verfügt (bei mir war es Dolby 5.1) freut sich zudem über satten Sound und glasklare Soundeffekte, Dolby Pro Logic 2 macht es möglich. Dennoch kann die Soundkulisse aufgrund des zu schnellen Abnutzungsfaktors in Sachen Melodien und Außengeräuschen nicht ganz mit der Optik mithalten, insgesamt ist die Präsentation aber zweifelsohne gelungen. Schwächen offenbart „Batman Begins“ letztlich nicht nur in der fehlenden Multiplayer- und Onlineunterstützung und den zu seichten Anforderungen, sondern auch in Sachen Erzählstil der Story: wer die Filmvorlage nicht kennt, schnallt oft gar nicht, worum es eigentlich geht. Von „dramaturgischen Schwächen“ ist daher nicht verkehrt, insbesondere die (wenn auch hübschen) Zwischensequenzen sorgen für Verwirrung. Schwach ist jedenfalls der Wiederspielwert und die Tatsache, dass dieses Actionadventure in spätestens 10 Stunden durchgespielt ist (eher noch deutlich früher), sorgt ebenfalls nicht für Begeisterungsstürme. „Batman Begins“ landet somit nur im oberen Mittelfeld, um ehrlich zu sein. Spielspaßwertung: 74%.
PLUS --> Düstere Schauplätze, Anspruch vorhanden: Schleichen und Angstfeature inklusive, abwechslungsreich, dichte Atmosphäre, hübsche Filmsequenzen
MINUS --> Wer den Film nicht kennt, wird in Sachen Story ziemlich allein gelassen, Teenager-Zeit bleibt fast komplett außen vor, weder Multiplayer noch Onlinefeature, viel zu leicht, kleine Ruckler, erschreckend geringer Wiederspielwert