09.12.2006
Schlägereien in der Gosse
Klöpperspiele auf einem kleinen Handheld mit vergleichsweise eng angelegten Tasten, das haut hin? Ja, das tut es, „Final Fight One“ ist ein ganz nettes Beispiel dafür, dass Beat em Ups auf einem kleinen Handheld durchaus für ordentlich Fun sorgen können und dies nicht nur für kurze Zeit. Gleich hinterher schieben möchte ich allerdings auch, dass es sich bei diesem Modul für den GBA nicht um einen überragenden Hit handelt, nichtsdestotrotz kann dieses von Capcom im Jahr 2001 auf den Markt gebrachte Prügelspiel sich von der breiten Durchschnittsmasse abheben. Schon Anfang der 90er Jahre konnte Final Fight begeistern, angefangen in den Spielhallen und über etliche Videospielkonsolen bis hin nun also zum kleinen 32-Bit-Handheld Nintendos, dem Gameboy Advance. Der ganz große Wurf ist meiner Erinnerung nach aber ausgeblieben, zumindest was die Umsetzungen für Heimkonsolen angeht, regelmäßig landeten Fassungen der Final-Fight-Serie im Durchschnittsbereich oder maximal leicht darüber. Ähnlich ist es auch bei diesem GBA-Titel, denn ich im oberen Mittelfeld ansiedeln würde.
Es ist wieder einmal der „Sündenpfuhl“ New York, der als Schauplatz für die wüsten Schlägereien herhalten muss. Auf den Straßen gilt unmissverständlich das Gesetz des Stärkeren, Recht und Ordnung spielen schon seit längerem eine arg untergeordnete Rolle. Ganoven haben sich immer mehr zu Gangstergruppierungen zusammengeschlossen und es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis es endlich wieder einmal knallt und zwei Banden aufeinandertreffen. Wir steigen in die Geschichte ein, als ein Verbrechersyndikat es doch tatsächlich wagt, die Tochter des Bürgermeisters von New York zu entführen. Ob dies nun wirklich ein so guter Schachzug war, möchte ich einmal dahingestellt sein lassen, jedenfalls ist der Bürgermeister in diesem Fall ein besonders tougher Typ. Kaum zu glauben aber wahr, dieser hat augenscheinlich eine erfolgreiche Karriere als Profi-Wrestler hinter sich gebracht und versteht offensichtlich jede Menge etwas vom Austeilen „schlagkräftiger“ Argumente. Natürlich zögert unser muskelbepackter Bürgermeister keine Sekunde, als er von der Entführung erfährt, krempelt die Ärmel hoch, treibt zwei Kameraden auf und zieht los.
Die Rahmenhandlung ist zwar – wie so oft bei Prügelspielen – schrecklich trivial, aber was soll’s, immerhin haben wir es mit einem sehr ungewöhnlichen Protagonisten zu tun, das ist ja immerhin schon etwas, schätze ich. Zu Beginn des Abenteuers können wir zwischen den drei erwähnten Figuren wählen, entweder Bürgermeister Haggar, Karatefreak Guy oder Türsteher Cody. Wer Lust hat und ein ambitionierter Prügelfreak ist, der probiert natürlich irgendwann einmal alle drei Protagonisten aus und spielt das Game dreimal durch, versteht sich. Die drei Spielfiguren unterscheiden sich netterweise nicht nur in ihrem Aussehen, sondern auch bezüglich ihrer Fähigkeiten, was Schnelligkeit und Schlagkraft angeht. Die Perspektive ist dabei zwar aus heutiger Sicht sehr unspektakulär, hilft uns aber, stets den Überblick zu bewahren. Die einzelnen Spielabschnitte scrollen brav in 2D von links nach rechts, insgesamt erwarten uns sechs unterschiedliche Level. Auch wenn sich die drei Helden vom Kampfstil her voneinander unterscheiden, so läuft das Prügeln eigentlich immer nach dem gleichen Schema ab. Ihr geht, springt und haut mehr oder weniger kontrolliert durch die Gegend, steckt Ihr in der Klemme, drückt Ihr zwei Tasten gleichzeitig, um einen Befreiungsschlag auszuführen. Letzteres ist auch bitter nötig, solltet Ihr einmal ordentlich in der Klemme stecken. Je nachdem, in welcher Reihenfolge und in welchen Intervallen Ihr die unterschiedlichen Tasten drückt, ergeben sich mehrere Schlag-, Tritt- und Wurfvarianten, zusätzliche Waffen wie herumliegende Schlagstöcke, Messer, Schwerter und Eisenstangen sorgen für Abwechslung. Nicht gerade unwichtig ist schließlich die Tatsache, dass sich „Final Fight One“ für den GBA auch zu zweit spielen lässt, der Mehrspielerspaß somit zum Glück seine Berücksichtigung fand, hierzu sind aber nicht nur zwei Gameboys und das Linkkabel nötig, sondern auch ein zweites Modul. Für ausreichend Motivation sollte dann aber gesorgt sein, ein wochenlanger Spielspaß und ein nicht zu unterschätzender Wiederspielwert wohnt dem Zweispielerspaß zweifellos inne, denn Ihr dürft dann in der Tat zu zweit gleichzeitig Jagd auf das kriminelle Gesocks machen.
Grafik und Soundkulisse bieten uns beide mindestens soliden Durchschnitt, auffallende Patzer gibt es jedenfalls in beiden Punkten zum Glück nicht. Das Design sieht kräftig bunt aus, leuchtende Farben dominieren die Szenerie. Die Figuren sind schön groß gezeichnet worden und die (zumeist gelungenen) Animationen sind sehr gut auszumachen. Die Hintergründe sehen allerdings vergleichsweise undetailliert aus, im Grunde sieht es so aus wie bei einem Supernintendo-Spiel, was ja nicht mehr ganz up-to-date ist, wenn ich mich nicht irre. Die Soundkulisse geht halbwegs in Ordnung, die Melodien sind abwechslungsreich und die Soundeffekte kommen zumindest ab und an gut zur Geltung, eine Offenbarung ist die gesamte akustische Untermalung aber wiederum auch nicht. Die Negativpunkte, die dazu führen, dass es sich hier bei „Final Fight One“ eben nicht um ein Top-Modul für den GBA handelt, liegen aber woanders.
In erster Linie ist der Spielverlauf zu simpel, auf Dauer wird das stereotype Tastengedrücke doch arg monoton. Viel ändern können die herumliegenden Extrawaffen daran nicht, zumal sie relativ rar gesät sind. Ärgerlich ist zudem die Tatsache, dass im Falle des unfreiwilligen Dahinscheidens der gesamte Level wieder ganz von vorne angefangen werden muss, das ist alles, was uns die Continue-Funktion bietet. Wer das große Vorbild, den Automaten in der Spielhalle noch kennt (so wie ich einst), der wird sich wundern, dass hier bei der GBA-Version doch deutlich weniger Action abgeht als gewohnt. Dies liegt daran, dass sich maximal vier Kämpfer auf einmal gegenseitig beharken, das kannte ich aus Urzeiten aber noch ganz anders (einer der dicksten Positivpunkte der damaligen Automatenversion), dort waren es mindestens doppelt so viele. Trotzdem habe ich mir dieses nur (leicht überdurchschnittliche) GBA-Modul gekauft, eben weil mir die Automatenversion aus den 90ern noch angenehm in Erinnerung geblieben war und so richtig bereut habe ich den Kauf auch eigentlich nie. Meine Spielspaßwertung für „Final Fight One“ beträgt jedenfalls ganz brauchbare 73%.
PLUS ---> Schön bunt, sehr große Figuren mit guten Animationen, drei unterschiedliche Protagonisten zur Auswahl, gelungene Steuerung, unterhaltsam, phasenweise witzig, spaßiger Zweispielermodus
MINUS ---> Alleine auf Dauer etwas öde, zu simples Gameplay, anspruchsloses Tastengedrücke, Continue-Funktion katapultiert Euch leider ganz zurück zum Levelanfang, zu wenig Extras